Vincent Must Die Vincent doit mourir
© Ascot Elite

Vincent Must Die

„Vincent Must Die“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Zugegeben, so richtig toll war der Witz nicht, mit dem der Grafiker Vincent (Karim Leklou) einen Praktikanten auf den Arm nehmen wollte. Dass der ihn aber mit einem Laptop erschlagen will, geht dann doch vielleicht etwas weit. Offensichtlich litt er an einem Burnout, so die Diagnose. Doch dann wird Vincent von einem weiteren Kollegen angegriffen, mit dem er gar nicht viel zu tun hatte. Der kann sich das selbst nicht erklären, nachdem er wieder zur Ruhe gekommen ist. Um der aufgeladenen Stimmung entgegenzuwirken, wird dem doppelten Opfer daraufhin nahegelegt, erst einmal lieber von zu Hause aus weiterzuarbeiten. Zu seinem Entsetzen muss Vincent dabei aber feststellen, dass das Phänomen nichts mit der Arbeit zu tun hat. Immer wieder wird er von Wildfremden attackiert …

Ein Film voller Rätsel

Dass es Menschen gibt, die einem auf Anhieb unsympathisch sind, würden wohl die meisten von uns bestätigen. Manche Leute schaffen es einfach, sei es bewusst oder unbewusst, einen auf die Palme zu bringen. Diese Leute aber spontan einfach töten zu wollen, auf welche Weise auch immer, das ist dann doch eher eine seltene Geschichte. In Vincent Must Die ist diese Seltenheit Alltag geworden. Vom einen Tag zum nächsten fangen die Menschen an, die Titelfigur anzugreifen, einfach so. Denkt man zunächst noch, dass es vielleicht einen konkreten Anlass geben würde, wird bald klar: Das geschieht einfach so. Es reicht, dass diese Leute Vincent begegnen und ihn sehen, damit spontane Mordgelüste entstehen. Aber weshalb? Und warum ausgerechnet er, ein unscheinbarer Single, dessen Leben viel zu langweilig ist, als dass er ein Ausgewählter sein könnte?

Diese Fragen beschäftigen nicht nur den Protagonisten, auch das Publikum wird sich diese und weitere stellen. Die französisch-belgische Coproduktion hat deshalb von Anfang an einen gesteigerten Mystery-Faktor. Dieser wird noch etwas höher, als sich herausstellt, dass Vincent kein Einzelfall ist. Da dürfen dann ganz besonders viele Theorien angestellt werden. Eine Warnung vorweg jedoch: Wer auch Antworten auf diese Fragen erwartet und braucht, könnte hier am Ende enttäuscht sein. Vincent Must Die hat gar nicht vor, eine wirkliche Erklärung zu liefern. Warum was passiert, sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen für sich entscheiden. Spekulieren und interpretieren ist angesagt, umso mehr, da – aller Fragen zum Trotz – klar ist, dass der Film ein Kommentar zur aktuellen gesellschaftlichen Situation ist, bei der Gewalt und Aggression immer weiter zunehmen.

Zwischen schwarzer Komödie und Paranoia-Thriller

Unbedingt notwendig ist es jedoch nicht, hier zu einem inhaltlichen Abschluss zu kommen. Mann kann sich auch einfach zurücklehnen und sich unterhalten lassen. Das klappt auf mehrfache Weise gut. Zum einen kommt es hier zu einer Reihe komischer Situationen, irgendwo zwischen einer Lust am Absurden und schwarzem Humor. Gleichzeitig ist Vincent Must Die ein Thriller, der immer mal wieder spannende Szenen zu bieten hat. Die steigende Paranoia des Protagonisten sorgt ebenso für Nervenkitzel, wie es auch diverse Kämpfe tun, die gerade im weiteren Verlauf hinzukommen. Der eigenwillige Mix, der bei der Semaine de la Critique in Cannes 2023 Weltpremiere hatte, läuft nicht ohne Grund bei diversen Genrefestivals.

Nachteil dieser wilden Reise ist, dass dadurch viele Richtungen eingeschlagen werden, ohne je wirklich irgendwo anzukommen. Das gilt nicht nur für die anfänglichen Fragen, die nicht beantwortet werden. Es werden auch zwischendurch eine Reihe von Strängen begonnen, die dann plötzlich aufhören. Da merkt man schon, dass Drehbuchautor Mathieu Naert zuvor überwiegend an Kurzfilmen gearbeitet hat. An Ideen mangelt es ihm nicht, wohl aber an einem Gesamtkonzept, das alles zusammenführen würde. Wer das alles gar nicht braucht, sondern „nur“ einen originellen Genremix sehen möchte, der ist hier an einer guten Adresse. Vincent Must Die schafft es, trotz kleinerer Hänger zwischendurch, bis zum Schluss Spaß und Spannung zusammenzubringen.

Credits

OT: „Vincent doit mourir“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2023
Regie: Stéphan Castang
Drehbuch: Mathieu Naert
Kamera: Manuel Dacosse
Besetzung: Karim Leklou, Vimala Pons, François Chattot

Bilder

Trailer

Filmfeste

Cannes 2023
NIFFF 2023
Fantasia Film Festival 2023
Fantasy Filmfest 2023
SLASH 2023
Sitges 2023

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Vincent Must Die
fazit
In „Vincent Must Die“ stellt ein ganz normaler Typ fest, dass ihn auf einmal lauter Leute umbringen wollen – selbst solche, mit denen er nichts zu tun hat. Der Film kombiniert bei seinem originellen Szenario schwarze Komödie, Mystery und Thriller. Der Genremix über eine zunehmend gewalttätige Gesellschaft ist unterhaltsam, auch wenn vieles nicht erklärt oder zu Ende erzählt wird.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10