What Remains
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What Remains

What Remains
„What Remains“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Seit einer Weile schon lebt Mads Lake (Gustaf Skarsgård) in einer psychiatrischen Anstalt. Dort macht er sich gut, er fügt sich, fällt nicht weiter auf. Womöglich wird er sogar entlassen und darf dann ein neues Leben beginnen, was ihm durchaus Sorgen bereitet. Doch es kommt anders, als er in den Verdacht gerät, vor einigen Jahren mehrere Morde begangen zu haben. Ganz klar ist das nicht, zu verschwommen und verworren sind seine Erinnerungen. Die Psychologin Anna Rudebeck (Andrea Riseborough) und der Polizist Soren Rank (Stellan Skarsgård) stellen sich jedoch der Aufgabe, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Dabei heißt es behutsam vorgehen und sich das Vertrauen von Mads zu erarbeiten. Doch je tiefer die Gespräche gehen, um so schrecklicher sind die Abgründe, die sie vorfinden …

True Crime à la Arthouse

True Crime und kein Ende. Ob es nun Filme, Serien oder Podcasts sind, dokumentarisch umgesetzt oder fiktional aufgearbeitet – die Menschen lechzen offensichtlich danach, mehr über wahre Verbrechen zu erfahren. Und so findet man dann auch auf allen Kanälen Nachschub, sei es im Kino, bei Streamingdiensten oder im Fernsehen. Oder bei Filmfesten. So lief dieses Jahr in Locarno What Remains, welches auf einem wahren Fall basieren soll. Informationen zu den Hintergründen sind dabei spärlich. Allgemein findet man im Netz auffallend wenige Informationen zu dem Titel. Das ist zumindest insofern überraschend, weil mit Andrea Riseborough, die dieses Jahr für einen Oscar nominiert wurde, und Stellan Skarsgård zwei international anerkannte Schauspielgrößen die Hauptrollen spielen. Da sollte man etwas mehr Interesse erwarten.

Die eigentliche Hauptrolle spielt dabei jedoch Gustaf Skarsgård, also der Sohn von Stellan – auch wenn die beiden im Film nicht verwandt sind. Und noch ein Mitglied der Skarsgård-Familie hat mitgemischt: Megan Everett-Skarsgard, die zweite Ehefrau von Stellan und damit Schwiegermutter von Gustaf, schrieb mit Regisseur Ran Huang das Drehbuch. Warum What Remains ein solches Familienprojekt wurde, ist nicht bekannt. Fürs Publikum sind andere Fragen ohnehin relevanter. Allen voran die: Taugt der Film etwas? Das lässt sich jedoch nicht ganz leicht beantworten. Am Ensemble liegt das nicht. Vor allem Gustaf hat eine Reihe starker Auftritte in dem Film. Zwar genießt er nicht die Bekanntheit seiner Brüder Alexander (Infinity Pool) und Bill (John Wick: Kapitel 4). Seine Darstellung eines tief gestörten jungen Mannes geht einem aber tatsächlich nahe.

Frostiges Drama statt Thriller

Das hängt auch damit zusammen, dass es sich bei dem Film nicht um einen Thriller handelt, auch wenn das Thema Serienmorde einen solchen erwarten lässt. Vielmehr ist What Remains ein Drama, in dem lauter unglückliche Menschen auftreten. Das betrifft nicht nur Mads, bei dem sich später abzeichnet, dass er von seinem Vater systematisch misshandelt wurde. Anna hat zudem mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch zu kämpfen. Auch Soren wirkt verloren, die Suche nach Antworten scheint das einzige zu sein, mit dem er seinem Leben noch einen Sinn geben kann. Diese Schicksale fügen sich zu einer tragischen Konstellation zusammen, die auch von Abhängigkeiten geprägt ist. So verständlich der Wunsch nach Aufklärung ist und die Sehnsucht nach Erlösung, das wirkt hier nicht immer gesund.

Für diesen Aspekt ist der Film sehenswert, ebenso das Thema Erinnerung. Je mehr sich Mads an frühere Ereignisse erinnert, umso mehr Zweifel mischen sich darunter, ob das Ergebnis tatsächlich wahr ist oder nur eingebildet. Ob statt der Rekonstruktion einer Vergangenheit eine Konstruktion betrieben wird. Wirkliche Antworten bleibt What Remains da schuldig. Das wird Teile des Publikums ebenso frustrieren wie das geringe Tempo. Die Geschichte stockt zwischendurch extrem, weshalb sich die rund zwei Stunden Laufzeit viel länger anfühlen, als sie es eigentlich sind. Wer sich in diese Abgründe begeben will, muss also schon eine größere Portion Geduld mitbringen – und wird nur zum Teil dafür belohnt. Denn so stark die schauspielerischen Leistungen zwischendurch sind, so atmosphärisch die frostigen Aufnahmen aus Finnland, darf man sich schon fragen, wofür man sich das hier überhaupt anschauen sollte.

Credits

OT: „What Remains“
Land: China, Finnland
Jahr: 2023
Regie: Ran Huang
Drehbuch: Ran Huang, Megan Everett-Skarsgard
Musik: Ben Frost
Kamera: Christopher Blauvelt
Besetzung: Gustaf Skarsgård, Andrea Riseborough, Stellan Skarsgård

Bilder

Trailer

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What Remains
fazit
„What Remains“ ist ein weiterer True Crime Film, der von einem mutmaßlichen Serienmörder erzählt. Das hört sich nach Thriller an, ist aber vielmehr Drama. Teilweise ist das sehenswert, gerade wegen Gustaf Skarsgårds Darstellung eines zutiefst gestörten Menschen, der seine Vergangenheit zu rekonstruieren versucht. Man braucht aber sehr viel Geduld und darf sich nicht daran stören, dass die Fragen letztendlich unbeantwortet bleiben.
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