Jedes Mal, wenn es regnet, fühlt Hazuki (Kazumi) den Impuls, sich die Nägel zu schneiden. Der Akt erinnert sie an ihre Liebe zu einer Mitschülerin an der High School, der sie nach wie vor hinterher trauert. Schon lange arbeitet sie bei einem Lektorat und bewundert ihre Vorgesetzte Shiori (Kazuha Komiya), die mit dem Inhaber Sawada (Tomu Miyazaki) verheiratet ist und von ihren Untergebenen als eine „trophy wife“ angesehen wird. Weniger ihre Entscheidungen oder Vorhaben finden Beachtung, sondern mehr ihr Kleidungsstil, den viele als Indiz für ihren Status als Aushängeschild ihres Chefs sehen. Jedoch ist die Ehe alles andere als glücklich, denn Sawada betrügt seine Frau mit Hazuki Kollegin Hana (Yurisa), die sich von der Affäre eine bessere Position innerhalb des Betriebs verspricht. Da Shiori sich nichts sehnlicher als ein Kind wünscht, ist sie mehr als frustriert, dass ihr Sawada immer ausweicht und ihr das Gefühl gibt, er würde sie nicht mehr attraktiv finden. Als es eines Abends wieder regnet, gesteht Hazuki Shiori ihre Gefühle und die beiden verbringen die Nacht miteinander. Doch ihre Geliebte will nicht zu der Beziehung stehen und will es an ein paar Abenden die Woche belassen, was Hazuki nach einer Weile nicht mehr genug ist.
Von Gamera zu Pink
Viele japanische Regisseure haben den ein oder anderen Pink-Film für die Produktionsfirma Nikkatsu gedreht, darunter bekannte Filmemacher wie Hideo Nakata (Ring) oder Sion Sono (Love Exposure). Auch Shusuke Kaneko konnte dem Angebot der traditionsreichen Produktionsschmiede nicht widerstehen, selbst wenn man seinen Namen in erster Linie mit Franchises wie Death Note, Godzilla oder Gamera in Verbindung bringt, zu denen er einige Filme beigetragen hat. In When the Rain Falls erzählt er von einer lesbischen Beziehung vor dem Hintergrund der Hierarchie in der Arbeitswelt und folgt größtenteils seinem sehr realistischen Ansatz, auch wenn er die Konventionen des Pink-Films nicht umgehen kann und daher einige Szenen etwas schwülstig daher kommen.
Wer schon mehr als einen Eintrag des Reboot der Roman Porn-Reihe von Nikkatsu gesehen hat, dem wird hier einiges auf Anhieb bekannt vorkommen. Die Hochglanz-Optik bis hin zu der Geschichte, die alles in Bewegung setzt, damit hier jeder mindestens einmal mit jedem in die Kiste springt, sind bekannte Aspekte einer solchen Produktion. Dabei muss man jedoch anmerken, dass Kanekos Film einem realistischen Ansatz folgt, der sich beispielsweise in den Sexszenen zeigt, die weder abgehoben sind noch mit der üblichen Bett-Akrobatik aufwarten, wie man sie von anderen Pink-Filmen her kennt. Dennoch bleibt When the Rain Falls narrativ in den Konventionen des Genres verwurzelt und ist weitaus weniger experimentell als Sion Sonos Antiporno oder zuletzt Koji Shirashis Safe Word. Dass die Inszenierung den Konventionen auf den Leim geht, merkt man in erster Linie an Punkten wie der Filmmusik Yuriko Nakamuras, die von kitschig bis schwülstig viele Tonlagen zu bieten hat und darüber hinaus den bereits beschriebenen Ansatz der Regie konterkariert.
Karriere oder Liebe
Was Kanekos Film mit den bereits genannten Beispielen vereint, ist der Kommentar auf die japanische Arbeitswelt. Selbst wenn die ein oder andere Szene wie ein Klischee wirkt (nicht zuletzt wegen des Musikeinsatzes), scheinen diese auf ausbeuterische Strukturen hinzuweisen. Insbesondere Kazuha Komiya überzeugt als eine Frau, die einen hohen Preis für ihre Karriere bezahlen musste und nun in einer emotional wie auch sexuell frustrierenden Beziehung gefangen ist. Die von Kazumi und Yurisa gespielten Frauenfiguren sind nicht anders, stehen sie doch vor einer ähnlichen Entscheidung wie ihre Chefin und müssen zwischen einer Liebe und einer Karriere wählen. Dass beispielsweise eine Figur wie Hana es duldet, dass ihr Boss sie nach einer durchgearbeiteten Nacht auch noch missbraucht und sie abtut mit der Bemerkung, sie habe dies nur für ihre Karriere getan, lässt tief in gewisse Machthierachien blicken.
OT: „Yuri no Amaoto“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Shusuke Kaneko
Drehbuch: Miyuki Takahashi
Musik: Yuriko Nakamura
Kamera: Go Ueno
Besetzung: Kazumi, Kazuha Komiya, Tomu Miyazaki, Yukihira Aika, Yurisa
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