Richtig viel gemeinsam haben der schüchtern stotternde Philibert (Laurent Stocker) und der aufbrausende Koch Franck (Guillaume Canet) eigentlich nicht. Und doch funktioniert das Zusammenleben der beiden ganz gut, zumal die Pariser Wohnung des aus einer Adelsfamilie abstammenden Philibert ziemlich groß ist. Diese bewährte Männer-AG wird jedoch auf eine große Probe gestellt, als er seine Nachbarin Camille (Audrey Tatou) kennenlernt. Denn als diese an einer Grippe erkrankt, holt er sie zu ihnen in die Wohnung, um sie gesundzupflegen. Franck ist davon weniger begeistert, immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Und dann wäre da auch noch seine Oma Paulette (Fracoise Bertin), die im Krankenhaus liegt und um die er sich kümmern muss …
Einsam in der Großstadt
Eigentlich sollte man ja meinen, dass Orte mit vielen Menschen wenig prädestiniert sind für Einsamkeitsgefühle. Und doch ist es eine Beobachtung, die weltweit in Großstädten gemacht wird: Immer mehr fühlen sich in de Anonymität der Metropolen verloren, sind ständig von anderen umgeben und dabei doch allein. Und so gibt es dann auch immer wieder Filme, die genau dieses Phänomen aufgreifen und von Leuten erzählen, die vor sich hinleben und keinen Anschluss finden. Einsam zweisam beispielsweise handelt von zwei jungen Menschen in Paris, die sich immer wieder knapp verpassen. Der Animationsfilm Robot Dreams greift das Thema auf ungewöhnliche Weise auf, wenn ein einsamer Hund und ein Roboter Freundschaft schließen. Und auch in Zusammen ist man weniger allein lernen wir mehrere Figuren kennen, die in Paris zueinanderfinden.
Vorlage liefert der gleichnamige Roman von Anna Gavalda, der 2004 zu einem Bestseller geworden ist. Die Adaption war ebenfalls ein Publikumsmagnet. In Frankreich strömten rund 2,3 Millionen Besucher und Besucherinnen in die Kinos, bei uns waren es immerhin noch rund 800.000. Zum Teil dürfte dies an der Besetzung liegen, mit Audrey Tautou und Guillaume Canet fanden sich zwei Stars des französischen Films für die Wohngemeinschaft. Eine Entdeckung war dafür Laurent Stocker in der Rolle des schüchternen Adelssprosses. Seine rührende Darstellung brachte ihm gleich zwei Nominierungen bei den Césars ein, als bester Nachwuchsdarsteller und als bester Nebendarsteller. Eigentlich ist seine Figur zunächst ja eine Hauptfigur. Da sich Zusammen ist man weniger allein im weiteren Verlauf aber zunehmend auf die Romanze zwischen Franck und Camille konzentriert, rückt er später tatsächlich in den Hintergrund.
Schön an der Realität vorbei
Das ist schade, weil die Liebesgeschichte der eher weniger interessante Teil ist. Dass zwei Figuren anfangs völlig unvereinbar sind und sich ständig streiten, ist eine häufig verwendete 08/15-Situation, die schon 2007 nicht mehr frisch war. Auch sonst gibt es eine Reihe von Klischees und Konventionen, bei denen der Film jegliche Persönlichkeit und Mut vermissen lässt. An anderen Stellen macht Zusammen ist man weniger allein hingegen zu viel. So hat man anfangs noch den Eindruck, dass es sich bei den Figuren um recht gewöhnliche Menschen mit viel Identifikationspotenzial handelt. Später werden jedoch auf einmal zu große Talente entdeckt, die das Ganze zu märchenhaft werden lassen. Hinzu kommt, dass die vier in einer riesigen Wohnung in Paris leben, was angesichts der dortigen Mieten auch nicht gerade mitten aus dem Leben gegriffen ist.
Die anfänglichen Anflüge eines Sozialdramas, bei denen es um wenig beachtete Menschen geht, verschwinden mit der Zeit. Auch wenn Regisseur und Drehbuchautor Claude Berri (Lucie Aubrac, Heldin der Résistance, Laura wirbelt Staub auf), der die Adaption übernommen hat, oft von Außenseitern erzählt: Hier passt das nicht so wirklich. Wer das aber gar nicht braucht und sich nicht daran stört, dass Zusammen ist man weniger allein wenig Interesse an der Realität hat, kann sich hiermit aber schon eine schöne Zeit machen. Das gute Ensemble und die Dynamik zwischen den Figuren sorgen für Unterhaltung, man verbringt schon gern mit diesen Leuten – trotz ihrer Macken. Und ehe man sich versieht, fühlt man sich selbst weniger allein, nur durch das bloße Anschauen. Manchmal braucht es das.
OT: „Ensemble, c’est tout“
Land: Frankreich
Jahr: 2007
Regie: Claude Berri
Drehbuch: Claude Berri
Vorlage: Anna Gavalda
Musik: Frédéric Botton
Kamera: Agnès Godard
Besetzung: Audrey Tautou, Guillaume Canet, Laurent Stocker, Françoise Bertin, Firmine Richard
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 2008 | Bester Nachwuchsdarsteller | Laurent Stocker | Sieg |
Bester Nebendarsteller | Laurent Stocker | Nominiert | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Claude Berri | Nominiert |
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