Für den Blogger Franklin Fox (Josh Hutcherson) ist der umschwärmte Tech-Guru Anton Burrell (Morgan Freeman) ein Idol. So sehr bewundert er diesen Mann, dass er einen Job annimmt, nur um bei einer Präsentation von Burrell dabei zu sein. Als dieser ermordet werden soll, reagiert Franklin geistesgegenwärtig und rettet dem alten Mann das Leben. Dabei kommt er auch in den Besitz eines geheimnisvollen Rings, mit dem er 57 Sekunden in die Vergangenheit reisen kann. Nach einer anfänglichen Verwirrung lernt der junge Mann, wie er das ungewöhnliche Schmuckstück zu seinem Vorteil nutzen kann. Denn da ist nicht nur Jala (Lovie Simone), die er toll findet, sondern auch der Pharma-Mogul Sig Thorenson (Greg Germann), mit dem er noch eine Rechnung offen hat …
Kurz in die Vergangenheit
Auch wenn die Zeit, in der Morgan Freeman in Hollywood-Großproduktion an vorderster Front stand, schon eine Weile vorbei ist, spielt er doch noch regelmäßig in neuen Filmen mit. Diese Woche kommen gleich zwei neue Titel mit dem Veteranen in den Handel, beide aus dem Thriller-Genre. Doch während er in der Serienmörderjagd The Ritual Killer noch recht gut in der Geschichte integriert ist, ist das bei 57 Seconds nicht viel mehr als ein Gastauftritt. Dass er trotzdem groß auf dem Cover präsentiert wird, bildlich wie namentlich, ist letztendlich eine ziemliche Mogelpackung. Aber das ist inzwischen im Direct-to-Video-Bereich keine Seltenheit mehr. Bruce Willis hat ein ganzes Geschäftsmodell daraus gemacht, in Fließband-Actionthrillern maximal zehn Minuten aufzutreten, aber als Hauptdarsteller verkauft zu werden.
Stattdessen ist Josh Hutcherson, der demnächst auch in der Horrorspiel-Adaption Five Nights at Freddy’s zu sehen sein wird, der eindeutige Protagonist. Er ist es, dem das Publikum dabei folgt, wie er regelmäßig durch die Zeit stolpert. 57 Sekunden ist natürlich nicht besonders viel, das reicht nicht, um den Lauf der Geschichte zu verändern. Und doch findet Franklin erstaunlich viele Möglichkeiten, wie er diesen Ring gewinnbringend anwenden kann. Da ist mitunter ziemlich viel Trial-and-Error dabei, wenn er immer wieder Szenen durchlebt bei dem Versuch, es besser hinzubekommen. An diesen Stellen ähnelt 57 Seconds den diversen Zeitschleifen-Filmen, bei denen einen bestimmte Zeitspanne wieder und wieder erlebt wird. Am Anfang geht das noch mit einigem Humor einher, selbst wenn der Einsatz bei Jala mindestens fragwürdig ist.
Sinnlose Unterhaltung
Später wird es ernst, sehr ernst. So versucht Rusty Cundieff, nicht nur bloße Unterhaltung zu liefern, sondern auch Kapitalismuskritik zu äußern. Genauer macht er große Pharmaunternehmen zu seiner Zielscheibe. Das ist thematisch immer dankbar, kaum eine Branche wird vergleichbar gern dämonisiert. 57 Seconds versucht dann auch nicht, da mit Ambivalenzen oder Nuancen zu arbeiten. Thorenson ist ein dermaßen überzogener Bösewicht, dass er nicht mehr als eine Karikatur ist. Das hätte funktionieren können, wenn der Film konsequent die komödiantische Richtung verfolgt hätte. So ganz konnte man sich aber nicht entscheiden, was genau das sein soll, weshalb sich der Effekt in Grenzen hält.
Allgemein ist der Film nicht unbedingt ein Musterbeispiel durchdachten Geschichtenerzählens. Vieles wird hier nicht erklärt, etwa warum der Ring nun ausgerechnet 57 Sekunden in die Vergangenheit versetzt. Auch das Verhalten des Protagonisten leuchtet nicht unbedingt ein. Gerade der „Plan“, wie er sich an dem Pharmaunternehmer rächen kann, enttäuscht. Die Art und Weise, wie er den Ring nutzt, ist zudem so offensichtlich, dass es an ein Wunder grenzt, wenn ihn niemand überführt. Sofern man keinerlei Ansprüche an die Sinnhaftigkeit hat, kann 57 Seconds unterhalten. Der Film ist im Anschluss aber auch relativ schnell wieder vergessen.
OT: „57 Seconds“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Rusty Cundieff
Drehbuch: Rusty Cundieff, Macon Blair
Musik: Nathan Furst
Kamera: Andrew Strahorn
Besetzung: Josh Hutcherson, Lovie Simone, Greg Germann, Morgan Freeman
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