Seitdem Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) seine stürmische Beziehung mit Tessa Young (Josephine Langford) in einem Roman verarbeitet hat, geht es in seinem Leben drunter und drüber. So wurde After zwar zu einem Bestseller. Dafür will Tessa nichts mehr mit ihm zu tun haben, zu tief ist die Empörung, dass er ihr Leben in aller Öffentlichkeit breitgetreten hat, ohne sie zuvor gefragt zu haben. Seitdem steckt auch Hardin in der Krise, die Arbeit an einem zweiten Buch geht einfach nicht voran. Als er nach Lissabon fährt, immer noch in der Hoffnung, seine Angebetete zurückzugewinnen, läuft er Natalie (Mimi Keene) über den Weg. Auch mit ihr hatte er einmal etwas, viele Jahre ist das her. Und auch diese Beziehung endete damals in Tränen und Wut und Enttäuschung …
Fünfter Teil ohne Inhalt
Während der Corona-Pandemie hatte man sich schon daran gewöhnt, dass zahlreiche Filme, die eigentlich fürs Kino bestimmt waren, bei einem der Streamingdienste landeten. Schließlich waren die Aussichten, in der realen Welt da draußen Geld zu verdienen, äußerst trübe. Inzwischen ist dieses Phänomen aber größtenteils vorbei. Seitdem auch das Streamen als Geschäftsmodell in die Krise geschlittert ist, können keine Unsummen mehr ausgegeben werden, um bekannte Titel einzukaufen. Umso verwunderlicher ist, dass nun After zu einem reinen Online-Titel degradiert wurde. Eigentlich waren die vier Filme um Hardin und Tessa recht erfolgreich gelaufen. Gerade in Deutschland waren die Liebesdramen beliebt, die vier Werke brachten es trotz der Pandemie insgesamt auf über drei Millionen verkaufte Eintrittskarten. Und doch ist After Everything nun exklusiv auf Amazon Prime Video veröffentlicht worden.
Fans werden aber auch aus einem anderen Grund verwundert sein. Schließlich hat Anna Todd nur vier Romane für die After Reihe geschrieben. Zwar wurde letztes Jahr bereits mit dem Erscheinen von After Forever angekündigt, dass es einen solchen geben würde. Dennoch werden sich nicht wenige gefragt haben: Wo soll da der Stoff für einen fünften Film herkommen? Die Antwort lautet: Castille Landon. Diese hatte schon bei den beiden Vorgängern Regie geführt. Das tut sie bei After Everything auch. Außerdem schrieb sie erstmals das Drehbuch. Wobei man sich darüber streiten kann, ob „schreiben“ wirklich das passende Wort für das ist, was sie hier abgeliefert hat. Vergleichbar zu Hardin, der den ganzen Film über damit zu kämpfen hat, dass er keine Idee für die Geschichte ist, zeigt sich auch die Filmemacherin selbst ohne nennenswerten Einfall.
Mogelpackung und Ärgernis
Klar, das galt für die anderen Teile auch. Eigentlich trat man nur vier Filme lang auf der Stelle und schaute zu, wie sich zwei Menschen in einer toxischen Beziehung gegenseitig das Leben zu Hölle machen, was auf besonders zynische Weise als Romantik verkauft werden sollte. Zumindest das Problem hat sich bei After Everything erledigt. Denn hier sind die beiden Hauptfiguren nicht mehr zusammen und sehen sich praktisch gar nicht. Tatsächlich wird Tessa zwar die ganze Zeit über erwähnt, tritt aber erst in den letzten zwanzig Minuten auf. Vorher ist sie nur in Flashbacks zu sehen, die aus den anderen Teilen zusammengeschnitten wurden. Das ist dann schon eine ziemliche Mogelpackung, quasi das Romanze-Pendant zu Actionfilmen wie Paradise City – Endstation Rache, bei dem John Travolta und Bruce Willis auf dem Cover zu sehen und genannt sind, obwohl sie im Film nur kurze Gastauftritte haben, während die eigentlichen Hauptfiguren ignoriert werden.
Das ist ärgerlich, muss aber nicht verkehrt sein. Nachdem die Reihe ewig auf der Stelle trat und mit unzähligen Variationen derselben Szenen quälte, hätte das die Chance sein können, endlich einmal etwas Neues zu erzählen. Stattdessen dürfen wir in After Everything erfahren, dass Hardin schon vor Tessa ein Arschloch war. Sonderlich überraschend ist die Erkenntnis nicht. Dafür irritiert, wie Landon auch dieses Thema zu Tode reitet, indem eine kurze Episode im Leben des Protagonisten wieder und wieder und wieder ausgebreitet wird. Im Grunde ist das hier nur ein Spin-off-Kurzfilm, der des Geldes wegen als fünfter Teil verkauft wird. Sicher, das Drama bringt die Geschichte der Reihe zu einem Ende. Man tut hier nur nichts dafür, verzichtet auf eine Entwicklung oder wenigstens eine erwähnenswerte Handlung. Stattdessen gibt es mehr als eine Stunde lang Stillstand, bevor dann auf einmal das Happy End vom Himmel regnet. Wer gedacht hat, dass es nach dem vorangegangenen Kinomurks nur aufwärts gehen kann, muss hier feststellen: Schlimmer geht immer.
OT: „After Everything“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Castille Landon
Drehbuch: Castille Landon
Vorlage: Anna Todd
Musik: George Kallis
Kamera: Joshua Reis
Besetzung: Hero Fiennes Tiffin, Mimi Keene, Josephine Langford
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