Hannah (Hadley Robinson) hat Stress. Richtig viel Stress. Da ist ihr Chef Cristean (Desmin Borges), der ihr das Leben zur Hölle macht und dazu beiträgt, dass die Mode-Designerin immer kurz vorm Burnout steht. Auch ihre Mutter Stacy (Deborah Rennard) trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sie sich in ihrer Haut wohlfühlt. An und für sich ist ihr Privatleben dabei nicht schlecht. Seit mehreren Monaten ist sie mit Kaelin (Brandon Mychal Smith) zusammen. Außerdem ist da noch ihre beste Freundin Esther (Kausar Mohammed), mit der sie auch zusammenarbeitet. Nur hat Hannah die Befürchtung, dass ausgerechnet ihre beiden liebsten Menschen eine Affäre miteinander haben. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, wächst aus ihrem Muttermal auf einmal ein seltsames Wesen …
Zwischen Body Horror und Komödie
Auch wenn der Oktober bekanntlich 31 Tage hat, hat man zuweilen das Gefühl, dass die Filmindustrie nur den Letzten dieser Tage im Blick hat. Zumindest ist es auffällig, wie viele Horrortitel in diesem Monat veröffentlicht werden, um für Halloween gerüstet zu sein. Da will man auch bei Disney+ ordentlich abkassieren. Da sind zum einen die beiden Kinofilme Geistervilla und The Boogeyman, die rechtzeitig zum Fest des Schreckens den Weg ins Streamingprogramm gefunden haben. Außerdem ist da noch die Serie Gänsehaut, welche auf der beliebten gleichnamigen Romanreihe basiert und Gruselgeschichten für Jugendliche auspackt. Wem das noch nicht reicht, der bekommt mit Appendage weiteren Nachschub aus dem Horrorumfeld.
Wobei die US-Produktion kein reiner Genrevertreter ist. Vielmehr wird hier ein körperlicher Alptraum mit viel Humor angereichert. Das zeigt schon ein Blick auf das groteske Wesen, welches sich da auf einmal durch das Muttermal den Weg nach draußen sucht. Das ist klein und hässlich, eine Mischung aus den Titelfiguren aus E.T. – Der Außerirdische und Bad Milo!. Gerade der zweite Film bietet sich zum Vergleich an. Nicht nur dass es bei diesem ebenfalls um eine Horrorkomödie handelt. Der Film erzählt zudem wie eben Appendage auch von einem Wesen, das direkt aus einem Körper gewachsen ist und nun für Terror sorgt. Und doch sind die beiden Werke nicht deckungsgleich. Während der Kollege besonders auf derben Humor setzt, wird das hier eher ins Absurde verdreht. Schön ist beispielsweise der Einfall, dass Hannah eben nicht die Einzige ist mit einem solche Leiden, und bei ihrer Suche nach Antworten auf Gleichgesinnte trifft.
Über das Leben mit einem Monster
Gleichzeitig ist klar, dass Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Zlokovic nicht einfach nur Spaß machen will. So hat ihr Film durchaus eine Aussage, wenn es darum geht, die hässlichen Gedanken und Gefühle zu meistern, die in der Protagonistin gewuchert haben. Appendage mag nach außen hin der Kampf gegen ein Monster sein, das sich im Leben von Hannah ausbreitet. Aber es ist eben auch ein Kampf gegen sich selbst und die Geschichte einer Weiterentwicklung. Das hässliche Anhängsel, das immer dominanter wird, ist ein nicht sonderlich subtiles Symbol dafür, sich mit den eigenen düsteren Teilen zu versöhnen, sie nicht zu unterdrücken, sich ihnen aber auch nicht zu ergeben.
Das ist irgendwie schon nett und sympathisch. Es kann auch mal emotionaler zwischendurch werden, etwa bei einer Begegnung von Hannah mit ihrer Mutter. Ein heißer Geheimtipp zu Halloween ist das hier aber kaum geworden. So wird die Horrorkomödie nie witzig genug, wird auch nie spannend genug. Die Idee hinter dem Film hatte sicherlich Potenzial, dieses wird letztendlich jedoch zu wenig genutzt. Gerade in der Flut an Titeln, die derzeit über einen hereinbricht, ist Appendage nicht mehr als einer unter vielen. Schlecht ist die Mischung aus Body Horror und Absurdität nicht, die anderthalb Stunden sind recht schnell vorbei. Man hat den Film aber auch relativ schnell wieder vergessen.
OT: „Appendage“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Anna Zlokovic
Drehbuch: Anna Zlokovic
Musik: Nick Chuba
Kamera: Powell Robinson
Besetzung: Hadley Robinson, Emily Hampshire, Kausar Mohammed, Brandon Mychal Smith, Desmin Borges, Deborah Rennard
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