Früher einmal, da war Lucy (Jennifer Connelly) sehr gefragt. Doch inzwischen erinnert sich kaum jemand mehr an die ehemalige Kinderschauspielerin. Eins ist klar: Sie muss irgendwie raus aus allem und herausfinden, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Dabei soll ihr der Besuch bei Elon Bello (Ben Whishaw) helfen, einem Guru, der den Menschen zeigen will, wie sie den Weg zur Heilung finden. Bevor es so weit ist, macht Lucy noch einen letzten Anruf bei ihrer Tochter Dylan (Alice Englert), die gerade als Stuntfrau in der Weltgeschichte unterwegs ist und zu der sie schon länger kein gutes Verhältnis mehr hat. Schließlich wird Lucy in dieser selbstgewählten Abgeschiedenheit länger nicht erreichbar sein. Einfach ist das Gespräch dabei ebenso wenig wie die diversen Übungen, die sie in der Gruppe über sich ergehen lassen muss …
Spielfilmdebüt einer bekannten Nachwuchs-Regisseurin
Dass die Kinder von berühmten Schauspielern und Schauspielerinnen sich selbst einmal an der Tätigkeit der Eltern versuchen, ist keine Seltenheit. Beispiele dafür finden sich viele. Seltener ist, dass der Nachwuchs von Regie-Größe in deren Fußstapfen tritt. Aber auch solche Fälle kommen vor. Brandon Cronenberg schaffte es zuletzt mit Infinity Pool, sich etwas von dem großen Schatten seines Vaters David Cronenberg zu lösen. Sofia Coppola (Lost In Translation – Zwischen den Welten), Tochter von Legende Francis Ford Coppola, machte sich ebenfalls einen Namen und arbeitet bei ihren Filmen immer wieder mit bekannten Ensembles zusammen. Mit Alice Englert versucht sich nun ebenfalls ein Regie-Kind an der Aufgabe. Als Tochter von Oscar-Preisträgerin Jane Campion (The Power of the Dog) hat auch sie große Fußstapfen zu füllen.
Wobei sie zuvor als Schauspielerin diverse Erfahrungen sammeln konnte. So bekam sie schon früh Hauptrollen, etwa in dem gefeierten Drama Ginger & Rosa oder den Serien Top of the Lake: China Girl und Jonathan Strange & Mr. Norrell. 20 Filme und Serien umfasst ihre Filmografie bislang. Tatsächlich hat Englert, die auch das Drehbuch verfasst hat, sich selbst eine größere Rolle auf den Leib geschrieben. Über schauspielerisches Talent verfügt sie auch ohne Zweifel. Gerade die gemeinsamen Szenen mit Jennifer Connelly, die ihre Mutter verkörpert, können sich sehen lassen. Überhaupt wird Bad Behaviour von starken schauspielerischen Leistungen getragen. Beispielsweise macht es durchaus Spaß, Ben Whishaw bei seiner Verkörperung eines Gurus zuzusehen, der etwas eigenwillige Gruppenübungen ersonnen hat.
Wohin des Wegs?
In dieser Phase hat man noch den Eindruck, dass Englert vielleicht eine Satire auf solche Scharlatane im Sinne hatte, als sie Bad Behaviour entworfen hat. Stattdessen geht der Film, der auf dem Sundance Film Festival 2023 Weltpremiere hatte, in mehrere Richtungen, bringt eine Reihe von Themen zusammen. Eines davon betrifft das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, welches im Laufe des Films näher beleuchtet wird. Aber auch ein paar der anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen der problembehafteten Truppe werden etwas näher vorgestellt. Das erinnert etwas an Küssen und andere lebenswichtige Dinge vor einigen Wochen. Auch dort lernten wir mehrere Menschen kennen, die Macken und Traumata mit sich herumschleppten und der Weg das Ziel ist. Nur dass dort gewandert wird, nicht an seltsamen Übungen teilgenommen.
Teilweise ist das auch als Gruppentherapie sehenswert. Manche Szenen gehen zu Herzen, andere amüsieren. Englert hat immer mal wieder auch ganz originelle Einfälle. Was ihr jedoch offensichtlich fehlt, ist ein Gesamt-Konzept, was genau sie mit ihrem Langfilm-Debüt als Regisseurin anfangen will. Tatsächlich ist zum Schluss hin eine gewisse Verwirrung da, was man sich da eigentlich gerade angeschaut hat. Das muss nicht zwangsläufig ein Manko sein. Bei der Serie Nackt über Berlin klappte es auch, verschiedenste Themen, Figuren und gar Genres zusammenzuwerfen. Während man dort aber regelmäßig Situationen zu sehen bekommen, mit denen man sich irgendwie identifizieren kann, funktioniert das bei Bad Behaviour eher schlecht. Obwohl sich die Figuren mit der Zeit immer stärker seelisch entblößen, bleiben sie einem fremd.
OT: „Bad Behaviour“
Land: Neuseeland
Jahr: 2023
Regie: Alice Englert
Drehbuch: Alice Englert
Musik: Cameron Tuliloa McArthur, Mark Bradshaw, Gina Karlikof, Alice Englert
Kamera: Matt Henley
Besetzung: Jennifer Connelly, Ben Whishaw, Alice Englert
Sundance Film Festival 2023
Transit Filmfest 2023
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