Blade Runner 1997 Videospiel
© Nightdive Studios

Blade Runner (1997)

Blade Runner 1997 Videospiel

Inhalt / Kritik

Ältere Gamer und Gamerinnen werden bei dem Namen Westwood Studios möglicherweise wehmütig werden. 1985 gegründet entwickelte das Videospielstudio bis zu seiner Auflösung 2003 eine Reihe von Klassikern. Der bekannteste Titel dürfte dabei das Echtzeit-Strategiespiel Command & Conquer gewesen sein. Aber auch die diversen Rollenspiele aus dem Dungeons & Dragons Franchise wie Eye of the Beholder sowie einige Adventure-Spiele erfreuten sich großer Beliebtheit. Für Filmfans besonders interessant war dabei Blade Runner. 15 Jahre nach dem gleichnamigen Kultfilm machte sich Westwood an die Arbeit, ein passendes Spiel zu entwickeln. Um eine direkte Adaption handelt es sich dabei jedoch nicht. Vielmehr folgen wir hier Ereignissen, die parallel zu denen aus dem Film stattfinden und sich manchmal mit diesen überschneiden.

Futuristische Verbrecherjagd

Genauer folgen wir dem Polizisten Ray McCoy, der im Los Angeles aus dem Jahr 2019 – damals noch eine ferne Zukunft – diverse Verbrechen aufklären muss. Los geht es dabei mit einem Überfall auf eine Tierhandlung, bei der zwei Männer zahlreiche wertvolle Tiere töteten – ein Affront in einer Zeit, in der es kaum noch echte Tiere gab. Einige weitere folgen im Anschluss. Die Aufgabe der Spieler und Spielerinnen ist es, Hinweise zu sammeln und die einzelnen Verbrechen aufzuklären. Das bedeutet viel Laufarbeit. Immer wieder fahren wir zu Tatorten, sehen uns dort nach Spuren um, die wir anschließend analysieren, oder befragen Zeugen und Verdächtige. Stärker noch als der Film ist Blade Runner damit eine Detektivgeschichte, vergleichbar etwa zu Spielen nach Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle.

Während Letztere aber in der Vergangenheit spielen, befinden wir uns hier in der Zukunft. Auf das Gameplay hat das nicht so wahnsinnig viele Einflüsse. Zwar arbeitet McCoy mit Computern und fliegt mit seinem Autor durch die Stadt. Vieles ist hier aber doch angenehm altmodisch, wenn etwa Fotos vergrößert werden oder man ganz traditionell durch dunkle Gassen rennt, um einen Verdächtigen zu schnappen. Action sollte man dabei nicht unbedingt erwarten. Die Verfolgungsjagd ist dann doch eher gemächlich, ohne die damals bereits prominent werdenden Quick Time Events. Geschossen wird in Blade Runner zwar, was aber keinen großen Anteil am Geschehen hat. Glücklicherweise, denn diese Szenen waren Schwachstellen, spielten sich einfach nicht gut.

Atmosphärisch exzellent

Auch andere Momente können einem das Vergnügen verleiden. Beispielsweise ist es bei der besagten Untersuchung der Fotos schon arg willkürlich, wann man beim Vergrößern einen Treffer landet. Auch die Befragungen sind etwas unbefriedigend, wenn der Verlauf der Gespräche kaum beeinflusst werden kann. Da waren Multiple-Choice-Dialoge, wie man sie zuvor schon bei Adventures hatte, doch spannender. Zwar beeinflusst man bei Blade Runner durchaus das Geschehen. Man hat aber kaum das Gefühl, dass man bewusst eine bestimmte Richtung einschlägt. Rätsel in dem Sinn sind auch Mangelware. Auch in der Hinsicht waren Pont-and-Click-Adventures wie Maniac Mansion oder Indiana Jones and the Last Crusade: Das Graphic Adventure deutlich spannender.

Was aber Westwood exzellent geglückt ist, das ist die Atmosphäre. Blade Runner schafft es sehr schön, die aus dem Film bekannte Vision in ein Spiel zu packen. Selbst mehr als ein Vierteljahrhundert später nimmt uns das Spiel mit in eine faszinierende Welt, die futuristisch und heruntergekommen zugleich ist. Die düsteren mit vielen Details entworfenen Orte, gern auch mal nebelerfüllt, werden selbst durch die grellen Neonlichter nicht heller. Stimmungsvolle Texte und eine erstklassige Sprachausgabe lassen aus der Verbrecherjagd endgültig einen Film zum Spielen werden. Glücklicherweise wurde der Klassiker inzwischen durch die Nightdive Studios überarbeitet neu aufgelegt und damit einem heutigen Publikum zur Verfügung gestellt, auch wenn es dabei ein paar Anlaufprobleme gab. Selbst wenn andere Adventures mehr Spaß gemacht haben, so immersiv wie hier wurde es selten.

Credits

OT: „Blade Runner“
Land: USA
Jahr: 1997
Producer: Donny Blank
Designer: David Leary, Jim Walls
Texte: David Yorkin, David Leary
Vorlage: Philip K. Dick
Musik: Frank Klepacki
Publisher: Virgin Interactive, Nightdive Studios
Entwickler: Westwood Studios, Nightdive Studios
Plattformen: Microsoft Windows, Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One

Bilder

Trailer



(Anzeige)

Blade Runner (1997)
fazit
„Blade Runner“ erzählt parallel zu den Ereignissen des Films von einem Polizisten, der diverse Verbrechen lösen muss. Auch wenn spielerisch einiges nicht ganz so überzeugend ist, atmosphärisch ist das hier selbst ein Vierteljahrhundert später herausragend. Man hat hier wirklich das Gefühl, in eine futuristisch-verkommene Welt einzutauchen.
Leserwertung0 Bewertungen
3.5