Der legendäre Komiker Charles Chaplin (Robert Downey Jr.) ist in die Jahre gekommen. Deshalb möchte er, solange es seine Kräfte noch zulassen, an einer Autobiografie arbeiten. Doch diese weist Lücken auf, zumindest wenn es nach seinem Verleger George Hayden (Anthony Hopkins) geht. Zu viele Frage bleiben offen. Also blicken die beiden Männer auf sein bewegtes Leben zurück, angefangen von seinem ersten Auftritt auf der Bühne. Als seiner Mutter Hannah (Geraldine Chaplin) bei einem Auftritt die Stimme versagt, springt kurzfristig der damals erst fünfjährige Charles (Hugh Downer) ein und zeigt dabei bereits sein großes Talent, mit dem er bald die ganze Welt erobern wird …
Auf den Spuren des legendären Komikers
Wenn es jemand zu Ruhm bringt, liegt immer die Versuchung nah, einen Film über diese Figur zu drehen. Insofern war es kein Wunder, als auch Charles Chaplin die Ehre eines eigenen Biopics zuteilwurde. Schließlich gehört er zu den ganz großen Ikonen. Selbst wer seine großen Meisterwerke wie Goldrausch (1925) oder Der große Diktator (1940) nicht gesehen haben sollte oder einen anderen seiner Dutzende Kurz- und Langfilme: Es ist fast unmöglich, ihn nicht zu kennen. Zu sehr ist sein Gesicht ein Teil der Popkultur geworden. Dass es viel zu erzählen gibt über eine Karriere, die sich über rund 75 Jahren erstreckte, stand außer Zweifel. Die Frage war vielmehr, ob ein einzelner Film dem Leben und Wirken der Ikone gerecht werden kann.
Antwort: ja und nein. Zwar scheute man hier keinen Aufwand, weder im Hinblick auf die Ausstattung noch die Besetzung. Mit Richard Attenborough fand sich auch selbst ein großer Regisseur, der sich des Projekts annahm. Einer, der sich mit Biopics auskennt. So wurde sein zehn Jahre zuvor veröffentlichtes Gandhi zu einem Triumph, sowohl an den Kinokassen wie auch bei Preisverleihungen. Unter anderem gab es Oscars für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller. Im Vergleich fiel Chaplin ziemlich durch. Die Einspielergebnisse waren bescheiden, die Kritiken waren nur mittelmäßig. Und auch wenn Robert Downey Jr. ebenfalls für seine Leistung im Rennen für eine Oscar-Auszeichnung war, am Ende ging der Film leer aus. Heute ist das Drama ein wenig in Vergessenheit geraten.
Viele spannende Themen
Dabei hat es durchaus einiges zu bieten. Neben Downey Jr., der damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere war, bevor seine Drogenprobleme ihn zu Fall brachten, finden sich reihenweise Kollegen und Kolleginnen, die ihre Momente haben. Einige davon hätte man gern mehr gesehen, darunter Chaplins Tochter Geraldine, die witzigerweise seine Mutter spielt. Aber wenn ein Film mehrere Jahrzehnte abdeckt, bleiben notgedrungen viele Themen und Figuren auf der Strecke. Manche davon sind hochspannend, wenn Chaplin etwa den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm anspricht, mit dem der Komiker zu kämpfen hatte. Auch die Kriegsjahre oder die Hysterie rund um den Kommunismus, der als größere Gefahr als der Nationalsozialismus angesehen wurde, hätten es verdient, noch etwas länger besprochen zu werden. Insofern ist es schade, dass aus Attenboroughs Plan, eine ganze Miniserie daraus zu machen, nichts wurde. Und selbst die ursprüngliche Schnittfassung von vier Stunden wurde auf rund zweieinhalb zusammengestutzt.
Aber auch in dieser oberflächlichen Fassung ist da genug in dem Film, um eine erneute Sichtung zu rechtfertigen. Die Mischung aus Personen- und Zeitporträt erlaubt eine Reise in die ferne Vergangenheit, stellt uns dabei einen faszinierenden Menschen in seinen verschiedenen Facetten vor. So lehnte er sich gegen die Mächtigen auf, sei es in der Politik oder der Unterhaltungsbranche. Aber auch sein problematisches Privatleben wird thematisiert, ein strahlender Held war der oft starrsinnige Chaplin nicht. Dafür aber jemand, der ein Gespür dafür hatte, wie er andere mit minimalen Mitteln zum Lachen bringen konnte. Und auch wenn der Film nur wenige Beispiele für diese Kunst enthält, macht er doch Lust, die Werke des Künstlers noch einmal wiederzuentdecken.
OT: „Chaplin“
Land: Frankreich, UK, USA
Jahr: 1992
Regie: Richard Attenborough
Drehbuch: William Boyd, Bryan Forbes, William Goldman
Musik: John Barry
Kamera: Sven Nykvist
Besetzung: Robert Downey Jr., Dan Aykroyd, Anthony Hopkins, Geraldine Chaplin, Moira Kelly, Paul Rhys, John Thaw, Kevin Kline, James Woods, Diane Lane, Marisa Tomei
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1993 | Bester Hauptdarsteller | Robert Downey Jr. | Nominiert |
Beste Musik | John Barry | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Stuart Craig, Chris Butler | Nominiert | ||
BAFTA | 1993 | Bester Hauptdarsteller | Robert Downey Jr. | Sieg |
Beste Kostüme | John Mollo, Ellen Mirojnick | Nominiert | ||
Bestes Make-up | Wally Schneiderman, Jill Rockow, John Caglione Jr. | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Stuart Craig | Nominiert | ||
Golden Globes | 1993 | Bester Hauptdarsteller (Drama) | Nominiert | |
Beste Nebendarstellerin | Geraldine Chaplin | Nominiert | ||
Beste Musik | John Barry | Nominiert |
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