Denen man vergibt The Forgiven
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Denen man vergibt

Denen man vergibt The Forgiven
„Denen man vergibt“ // Deutschland-Start: 2023 (Video on Demand)

Inhalt / Kritik

Schon seit einer Weile läuft es in der Ehe von David (Ralph Fiennes) und Jo Henninger (Jessica Chastain) nicht mehr so wirklich. Die beiden haben sich nicht mehr viel zu sagen, dafür gibt es oft genug Streit zwischen ihnen. In der Hoffnung, wieder mehr zusammenzufinden, reisen sie daher nach Marokko, um dort zu entspannen und wieder mehr Zeit füreinander zu haben. Dabei kommt es jedoch bei der Fahrt durch die Wüste zu einem folgenschweren Unfall, als der betrunkene David einen Jugendlichen überfährt. Unschlüssig, was sie tun sollen, bringen sie den Leichnam erst einmal zu Richard Galloway (Matt Smith). Gemeinsam mit dem Übersetzer Anouar (Saïd Taghmaoui) und Abdellah (Ismael Kanater), dem Vater des Jungen, macht sich David auf den Weg in das Dorf der Familie, wo er die Geschichte zu regeln hofft …

Ruhiges Drama um Schuld

Auch wenn er immer etwas im Schatten seines Bruders Martin McDonagh (The Banshees of Inisherin) stand, so hat auch John Michael McDonagh einige interessante Filme gedreht. Zuletzt war es um den irischen Regisseur aber recht still geworden. So dauerte es nach der Actionkomödie Dirty Cops – War on Everyone (2016) fünf Jahre, bis Nachschub von ihm gab. Und auf so richtig viel Resonanz stieß Denen man vergibt auch nicht. Die Kritiken waren nicht mehr als solide, in den USA ging das Drama ziemlich unter, obwohl es auf namhaften Festivals lief. Hierzulande wurde es erst gar nicht in den Kinos oder auf Filmfesten gezeigt. Es reichte nicht einmal für eine DVD-Veröffentlichung. Stattdessen ist es lediglich als Video on Demand in Deutschland erhältlich.

Das ist insofern verwunderlich, da McDonagh hier ein prominentes Ensemble zur Verfügung stand, mit dem man schon Werbung machen kann. Andererseits ist es auch irgendwie verständlich, dass sich Verleihe vor dem Film drückten. Ein großes Publikum strebte der Regisseur hier sicher nicht an. Tatsächlich hat Denen man vergibt dann auch nicht wirklich den Massen-Appeal, den man im Vorfeld hätte annehmen können. Denkbar wäre beispielsweise ein Thriller gewesen, wenn sich der Protagonist in einem fremden Land mit rachsüchtigen Verwandten konfrontiert sieht. Die Geschichte erinnert dabei an Infinity Pool vor einigen Monaten. Auch dort wurde ein vermögendes weißes Paar aus dem Westen in einem fremden Land in einen tödlichen Unfall verwickelt. Während es dort aber im Anschluss gleichermaßen düster wie abgründig weiterging, und reichlich Blut floss, da ist das hier deutlich ruhiger und zurückgenommener.

Exzessiv und nachdenklich

Genauer verfolgt die Adaption des gleichnamigen Romans von Lawrence Osborne zwei parallele Handlungsstränge. Während David sich auf eine Reise zu dem Dorf begibt und dort nach Vergebung sucht, da feiert Jo auf dem Anwesen von Richard weiter, beginnt dabei auch eine Affäre. Die beiden Stränge haben dabei nur wenig miteinander zu tun. Das kann etwas irritierend sein, zumal durch die Zweiteilung der Film auch recht lange wird. Aber es hat schon seinen Sinn, weil Denen man vergibt auf diese Weise mit extremen Kontrasten arbeiten kann. Immer wieder wechselt die Geschichte zwischen den exzessiven Partys und dem kargen Leben der einheimischen Bevölkerung hin und her. Das ist als Kritik gegenüber einem entfesselten Neo-Kolonialismus zwar nicht sehr subtil. Wirkungsvoll ist es aber allemal.

Dennoch, für zwei Stunden ist das ein bisschen wenig. Während die langsame Erzählweise bei der inneren Reise von David, der durch den Vorfall eine Wandlung durchmacht, ihre Vorzüge hat, sind die Diskussionen von Jo weniger interessant. Trotz exzellenter Besetzung und umwerfender Bilder aus einem zweigeteilten Marokko hinterlässt das keinen so großen Eindruck, wie es die Filme von Martin tun. Das Drama, das 2021 auf dem Toronto International Film Festival Premiere hatte, ist dann letztendlich doch nicht so tiefgründig, wie es manchmal tut. Auch wenn Denen man vergibt immer wieder sehenswerte Momente hat, unbedingt gesehen haben muss man das nicht.

Credits

OT: „The Forgiven“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: John Michael McDonagh
Drehbuch: John Michael McDonagh
Vorlage: Lawrence Osborne
Musik: Lorne Balfe
Kamera: Larry Smith
Besetzung: Ralph Fiennes, Jessica Chastain, Matt Smith, Ismael Kanater, Caleb Landry Jones, Abbey Lee, Mourad Zaoui, Marie-Josée Croze, Alex Jennings, Saïd Taghmaoui, Christopher Abbott

Bilder

Trailer

Filmfeste

Toronto International Film Festival 2021
Tribeca Film Festival 2022

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Denen man vergibt
fazit
„Denen man vergibt“ begleitet ein Paar nach Marokko, wo es in einen tödlichen Unfall verwickelt wird. Das ist exzellent besetzt und wunderbar bebildert. Dennoch hinterlässt die Roman-Adaption nicht den ganz großen Eindruck. Während der Strang um den sich verändernden Ehemann interessante Momente hat, ist der als Kontrast eingesetzte der feiernden Ehefrau weniger spannend.
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