Kriminalpsychologin Cathrin Blake (Désirée Nosbusch) war bereits im Bett, als sie zu einem Notfall gerufen wird. Moon Flynn (Serena Kennedy) steht auf dem Dach eines Hochhauses und droht hinunterzuspringen. Cathrin kennt die junge Frau, einige Jahre zuvor war diese bei ihr in Therapie gewesen wegen ihrer Borderline-Störung. Doch nicht sie stürzt hinab, sondern ihr Freund Colin (Darragh O’Toole). Während Moon gerettet werden kann, kommt für den jungen Mann jede Hilfe zu spät. Wollten die beide gemeinsam Selbstmord begehen? Oder kam es zum Streit? Superintendent Sean Kelly (Declan Conlon) zumindest ist misstrauisch und verdächtigt Moon, ihn gestoßen zu haben. Die wiederum schweigt beharrlich, was in der verhängnisvollen Nacht geschehen ist …
Guter Einstieg, schwacher Rest
Die meisten der Auslandskrimis, die am Donnerstagabend im Ersten ausgestrahlt werden, setzen auf die Mischung aus idyllischen Kulissen und rätselhaften Morden. Grundsätzlich gilt das auch für die seit 2019 ausgestrahlte Reihe Der Irland-Krimi. Im Gegensatz aber zu den anderen Kollegen und Kolleginnen wie Kommissar Dupin, Der Kroatien-Krimi oder Der Bozen-Krimi, die mit Postkartenmotiven verkappte Urlaubsfilme sind, ist die irische Ausgabe immer recht düster und melancholisch. Der Drama-Anteil ist gewöhnlich ziemlich hoch. Das war letzte Woche in Blackout so. Und auch im neuen Film Mond über Galway, der achte Film der ARD-Produktion, wird richtig tief in die Abgründe geblickt – wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinn.
Dabei geht es recht spannend los. Eine junge Frau, die sich vom Dach stürzen will, das sorgt schnell für Nervenkitzel. Als ein Mensch tatsächlich fällt, scheint der Fall klar zu sein, nur um sich als Irrtum herauszustellen: Es ist jemand anderes, der ebenfalls auf dem Dach war. Das ist überraschend und macht neugierig, was genau da oben los war. Zumindest an der Stelle sieht es so aus, als würde die Reihe nach zuletzt mehreren schwachen Teilen endlich mal einen Schritt nach vorne machen. Doch der positive Ersteindruck trügt, im Anschluss baut Der Irland-Krimi: Mond über Galway wieder ziemlich ab. Tatsächlich gelingt es dem Film auf unrühmliche Weise, noch einmal schwächer zu sein und in dem ohnehin wenig berauschenden Krimiherbst einen der unteren Plätze einzunehmen.
Zwischen Klischees und Seifenoper
Die Gründe sind vielfältig. Weit vorne dabei sind die unzähligen Klischees, die hier abgearbeitet werden. Gerade bei den Figuren hat das Drehbuchtrio Dagmar Gabler, Sebastian Andrae und Katja Kittendorf nicht gerade Nachtschichten geschoben, sondern beschränkte sich auf langweilige Stereotype. Teilweise wird dies durch das Ensemble aufgefangen. Vor allem die unbekannte Nachwuchsschauspielerin tritt sehr engagiert auf und empfiehlt sich mit ihrer Darstellung einer labilen jungen Frau für weitere Auftritte. Andere spielen weniger erfolgreich gegen das genügsame Drehbuch an. Und dann wäre da noch die Synchronisation. Der Irland-Krimi: Mond über Galway ist erneut kein Musterbeispiel für gelungene Eindeutschungen, da wird man zuweilen schon ziemlich aus dem Geschehen gerissen.
Als Krimi ist der Film sowieso uninteressant. So gibt es hier kaum Spuren, die verfolgt werden können. Wer sich solche Geschichten anschaut, um möglichst viel rätseln zu können, kommt hier eher nicht auf seine Kosten. Die Auflösung enttäuscht ohnehin: Der Irland-Krimi: Mond über Galway ist mehr Seifenoper als Spannungsfernsehen. Ein schöner Musikauftritt gegen Ende hin stimmt zwar versöhnlich und gehört neben dem Einstieg zu den Höhepunkten. Es sind nur nicht annähernd genug, um die vielen langweiligen Passagen auszugleichen, die den Film abwechselnd zu einem Ärgernis und einer Einschlafhilfe werden lassen. Die anderthalb Stunden kann man sich getrost sparen, da sollte ein freier Abend bessere Alternativen bieten.
OT: „Der Irland-Krimi: Mond über Galway“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Dagmar Gabler, Sebastian Andrae, Katja Kittendorf
Musik: Warner Poland, Wolfgang Glum
Kamera: Hanno Lentz
Besetzung: Désirée Nosbusch, Declan Conlon, Serena Kennedy, Róisín O’Donovan, Kerri Quinn, Jack Nolan, Owen Roe, Rafael Gareisen
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