Detective No. 24 – Staffel 1

Als in der schwedischen Kleinstadt Kakebo ein Mädchen spurlos verschwindet und womöglich entführt wurde, rückt auch eine nahegelegenes Flüchtlingsunterkunft in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Könnte jemand von dort etwas gesehen haben? Dort arbeitet auch Tilda Renström (Malin Levanon), eine in Ungnade gefallene und strafversetzte Staatsanwältin. Die sieht in der Aufklärung des Falls ihre Chance, wieder zurück zu ihrem alten Arbeitsplatz zu kommen. Dabei findet sie in dem Somalier Ibraahin (Nasir Farah Dhagole), der aufgrund seiner Zimmernummer von allen nur Nummer 24 genannt wird, einen Unterstützer. Der Preis: Sie muss ihm dabei helfen, seine Abschiebung aufzuhalten. Dass dies nicht ganz nach Regeln ist, ist ihr egal. Sie ist dem Schummeln nicht ganz abgeneigt, womit sie schon so manche in den Wahnsinn getrieben hat …

Ugewöhnliche Krimiserie aus Schweden

Am Sonntagabend werden im ZDF gern die Krimireihen aus dem Ausland gezeigt, so als Kontrastprogramm zum vorangegangenen Herzkino. Unter anderem läuft auf diesem Sendeplatz der britische Dauerbrenner Inspector Barnaby. Auch die beliebten schwedischen Importe Mord im Mittsommer und Kommissar Beck sind Teil dieser Programmschiene. Wem das noch nicht reicht, für den hält der Sender nun den nächsten Import aus dem Norden bereit. Denn auch in Detective No. 24 reisen wir in das skandinavische Land und müssen dort diverse Verbrechen lösen. Wobei die Serie trotz der offensichtlichen Gemeinsamkeiten nur bedingt mit den obigen Kollegen zu vergleichen ist. Tatsächlich darf man sich hier zwischendurch verwirrt fragen, ob das hier überhaupt für die übliche Zielgruppe solcher Produktionen geeignet ist.

Das fängt schon mit der sehr ungewöhnlichen Figurenkonstellation an. Sicher, dass sich Leute aus der Staatsanwaltschaft in die Ermittlungen einmischen, kommt immer wieder vor. Das ZDF hat mit der Serie Der Staatsanwalt selbst gute Erfahrungen gesammelt. Der Protagonistin einen dunkelhäutigen Asylanten an die Seite zu stellen und diesen zum Helden zu machen, muss man sich heute aber schon trauen. Zumal er derjenige ist, der den Fall wirklich löst. Tilda fällt durch Dreistigkeit auf, sie lügt ohne Ende die anderen an, selbst die Polizei. Die Kombinationsgabe hält sich jedoch sehr in Grenzen, da muss sie sich immer aushelfen lassen – heimlich, versteht sich. Dafür lässt sie sich dann feiern oder wirft anderen ihre mangelnde Kompetenz vor, wohl wissend, das sie selbst keine Ahnung von dem Ganzen hat.

Hohe Dynamik

Sympathisch ist das weniger. Unterhaltsam aber schon. Da ist so viel Humor eingebaut, dass man die Serie zuweilen auch als Krimikomödie bezeichnen könnte. Insgesamt lebt Detective No. 24 sehr von der Dynamik zwischen den Figuren. Das betrifft einerseits das Ermittlerduo, das gemeinsam mehrere Verbrechen aufzuklären hat. Aber da sind auch die schwierigen Verhältnisse zwischen Tilda und ihrer Schwester Beata (Hanna Ullerstam) sowie dem Polizisten Mats (Kristofer Kamiyasu), die beide ihre Probleme mit der Protagonistin haben. Empfehlenswert ist die Serie daher für ein Publikum, das gern Geschichten mit verschrobenen Figuren sieht, bei denen viel gestritten wird. Die ständigen Mauscheleien sorgen für Kurzweil, ebenso die Frage, ob Tilda damit durchkommen wird.

Als reiner Krimi ist die schwedische Produktion jedoch weniger interessant. So sind die Fälle zwar originell und haben jeweils überraschende Auflösungen. Allerdings rücken sie immer so weit in den Hintergrund, dass sie eher ein Aufhänger sind als wirklich Mittelpunkt der Geschichte. Das Ende der jeweiligen Fälle ist auch immer so spontan, dass man das fast verpasst. Immerhin: Mit einer durchgängigen Hintergrundgeschichte, die sich durch die sechs Folgen der ersten Staffel zieht, kommt schon noch richtiges Rätselraten hinzu. Schließlich ist da noch die Frage, wer Ibraahin eigentlich ist. Sehenswert ist Detective No. 24 damit schon und eine echte Bereicherung für die hiesige Krimilandschaft, selbst wenn die Balance der einzelnen Elemente besser hätte sein können.