Der Schock ist groß bei Viktor Larenz (Stephan Kampwirth), als seine 13-jährige Tochter Josy (Helena Zengel) spurlos verschwindet. Zwei Jahre sind seither vergangen, über den Verlust ist er nie hinweggekommen: Seine Ehe mit Isabell (Andrea Osvárt) ist zerbrochen, er selbst lebt zurückgezogen in einem abgelegenen Ferienhaus, wo er sich seinem Schmerz hingibt. Eben dort wird er eines Tages von Anna Spiegel (Emma Bading) besucht, einer erfolgreichen Kinderbuch-Autorin, die unter Wahnvorstellungen leidet und unbedingt von Larenz therapiert werden möchte. Eine dieser Wahnvorstellungen betrifft ein Mädchen, das spurlos verschwunden ist. Ob es da einen Zusammenhang mit Josy gibt? Je mehr sich der trauernde Vater mit dieser Geschichte beschäftigt, umso mehr muss er sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen …
Adaption eines Bestseller-Romans
Mit seinen Psychothrillern ist Sebastian Fitzek zu einem der erfolgreichsten Autoren Deutschlands geworden. Seine zahlreichen Romane – pro Jahr erscheinen ein bis zwei neue Titel – finden sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten wieder. Umso erstaunlicher ist, wie selten diese adaptiert werden. So erschienen zuletzt 2018 der Kinofilm Abgeschnitten und der Fernsehfilm Passagier 23 – Verschwunden auf hoher See, danach kam nichts mehr. Dann waren da zwar noch Auris: Der Fall Hegel und Auris: Die Frequenz des Todes, die mit seinem Namen verkauft wurden. Doch die zugrundeliegenden Bücher wurden von jemand anderen geschrieben, basierten letztendlich nur auf einer Idee von Fitzek. Jetzt gibt es aber auch mal wieder eine richtige Adaption in Form der Amazon Prime Video Serie Die Therapie.
Fans durften dabei besonders neugierig sein. Schließlich ist die Vorlage der Debütroman des Autors gewesen, also das, womit alles angefangen hat. Man ahnt zumindest auch, wie die Geschichte so populär werden kann. Von Anfang an wird hier ganz extrem der Mystery-Faktor bedient. Ein abgelegenes Haus am Meer, von einem dichten Nebel umgeben? Da wird kein Zweifel daran gelassen, in welche Richtung das gehen soll. Und dann wäre da noch Emma Bading, die es sichtlich genießt, das Geheimnisvolle ihrer Figur nach außen zu tragen. Die Therapie hat es nicht so mit Subtilität und fackelt auch nicht lange. Dafür ist das Tempo später umso geringer. Tatsächlich gibt es im Laufe der sechs Folgen eine Reihe von Passagen, in denen es nur noch im Schneckentempo vorangeht.
Gemischte Angelegenheit
Ein Grund dafür ist, dass die Serie mehr oder weniger zwei Geschichten erzählt. Die eine betrifft Larenz, der sich durch den Nebel kämpft, wörtlich wie im übertragenen Sinn. In der anderen steht Dr. Roth (Trystan Pütter) im Mittelpunkt, ein weiterer Psychologe, der sich in seiner Klinik mit Kollegen und seinem Chef Prof. Dr. Gessl (Axel Milberg) herumplagt. Das ist zwar nicht ganz uninteressant, bringt zudem eine leichte Science-Fiction-Note in Die Therapie, wenn er sich mit dubiosen Experimenten beschäftigt. Außerdem ist klar, dass es einen Zusammenhang mit der Spurensuche von Larenz zusammenhängt. Es braucht nur alles ziemlich lange, ungeduldige Naturen werden hier schnell frustriert sein.
Die Auflösung ist auch eine eher gemischte Angelegenheit. Genauer gibt es zwei größere Wendungen, die dann alles erklären sollen. Die erste ist so offensichtlich, dass sie kaum als solche durchgeht. Sie ist zudem ziemlich langweilig, weil abgenutzt. Die andere ist besser, weil sie tatsächlich vieles auf den Kopf stellt. Glaubwürdig ist das Ergebnis weniger, aber das sind Ansprüche, die man bei Fitzek grundsätzlich nie haben sollte. Mit der Realität haben seine Geschichten höchstens zufällig mal Berührungspunkte. Wenn einen das aber nichts stört, kann man schon von Die Therapie unterhalten werden. Es gibt hier einiges zu grübeln, dazu die hübschen Settings, schauspielerisch passt das auch. Das große Thrillerhighlight ist die Serie nicht geworden, solide ist die dafür schon.
OT: „Die Therapie“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Thor Freundenthal, Iván Sáinz-Pardo
Drehbuch: Alexander Rümelin, Don Bohlinger, Christian Limmer
Vorlage: Sebastian Fitzek
Musik: Johannes Kobilke
Kamera: Thomas Eirich-Schneider
Besetzung: Stephan Kampwirth, Trystan Pütter, Helena Zengel, Emma Bading, Andrea Osvárt, Axel Milberg, Paula Kober, Martin Feifel, Martina Eitner-Acheampong
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