Do Not Disturb

Sein Leben lang hat Ayzek (Cem Yilmaz) auf Schiffen verbracht, wo er als Kellner gearbeitet hat. Doch die Zeit auf hoher See ist nun vorbei, im Zuge der Corona-Pandemie hat er seine Stelle verloren. Und auch wenn es ihn eigentlich wieder raus aufs Meer zieht, wo er auch seiner Leidenschaft fürs Fischen nachgehen könnte, führt ihn sein Weg doch in ein Hotel. Genauer soll er dort die Nachtschicht übernehmen und sich dann um die Bedürfnisse der Gäste kümmern. Diese Aufgabe nimmt er sehr ernst, er versucht tatsächlich, ihnen alle Wünsche zu erfüllen. Dabei hat er jedoch nicht damit gerechnet, wie schwierig und eigen diese Menschen sein würden. Was ein ruhiger Job hätte werden sollen, wird so für ihn immer mehr zu einer Grenzerfahrung …

Verwirrende Komödie

Dieses Jahr hat Netflix eine ganze Reihe von Filmen und Serien aus der Türkei veröffentlicht. Neben einigen Thrillern wie Boğa Boğa waren es vor allem die ganzen Komödien, die das Programm bestimmten. Zuletzt durften sich Liebeshungrige beispielsweise über die romantischen Komödien Love Tactics 2 und Merve macht ihr Ding hermachen. Jetzt gibt es erneut einen türkischen Film, der das Publikum auf humorvolle Weise unterhalten möchte. Offiziell wird Do Not Disturb zwar als Tragikomödie klassifiziert. Doch so ganz erschließt sich nicht, an welchen Stellen der Film ernst sein soll. Wobei es allgemein ganz viel gibt, das einen hier vor Rätsel stellt. Wo viele Importe letztendlich dann doch austauschbar sind, ist das hier schon ein sehr eigenwilliges Werk.

Dieses geht überwiegend auf Cem Yilmaz zurück, den manche vielleicht aus Erşan Kuneri kennen werde. Er führte nicht nur Regie und schrieb das Drehbuch. Er übernahm außerdem die Hauptrolle. Und weil ihn das offensichtlich noch nicht genug auslastete, war er zudem an der Musik beteiligt. Das führt dann einerseits dazu, dass Do Not Disturb wohl wirklich völlig seiner Vision folgt. Andererseits darf man sich fragen, ob eine stärkere Integration anderer Menschen vielleicht dazu geführt hätte, dass der Film weniger wirr ist. So wird hier bis zum Schluss nicht wirklich klar, was Yilmaz eigentlich erzählen und erreichen will. Da passiert dann zwar schon einiges, der Protagonist kommt kaum dazu, seine Arbeit zu machen. Es führt nur nicht wirklich zu etwas.

Bilder aus einer anderen Welt

Schlecht ist das Ergebnis ist. Ein Hotel ist prinzipiell ein sehr dankbares Setting, bei dem die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen. Das haben diverse Serien gezeigt, auch Hotel Barcelona hat kürzlich gezeigt, wie viel man aus einem solchen Ort machen kann. Während dort aber meistens irgendwelche Schicksalsschläge die Geschichte bestimmen, setzt Yilmaz auf skurrile Figuren. Die Menschen, denen Ayzek begegnet, haben irgendwelche Spleens. Manche Passagen von Do Not Disturb sind zwar näher am Alltag, darunter die ganzen Verweise auf Corona. Teilweise wird es aber auch schräg. So schräg, dass der Film immer mal wieder surreale Anmutungen hat und man sich gar nicht sicher sein kann, ob das Hotel ein tatsächlicher Ort ist oder nur ein Fiebertraum. Selbst der psychologische Hotel-Horror eines Shining scheint da möglich.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Optik. Schon die leuchtend grüne Jacke von Ayzek wirkt wie aus einer anderen Welt. Allgemein ist das Farbenspiel in dem Film sehr ausgeprägt. Während das Setting von Gelbtönen geprägt ist, finden sich auch starke Farbtupfer darin, die für große Kontraste sorgen. Zusammen mit den sonderbaren Gestalten hat Do Not Disturb also schon einiges zu bieten, um einen zu beschäftigen. Wer mal wieder etwas Ungewöhnliches sehen möchte und damit leben kann, dass das alles etwas wirr ist, sollte der türkischen Komödie eine Chance geben, auch wenn der anfängliche Reiz für knapp zwei Stunden Laufzeit dann doch nicht ausreicht.