Eigentlich weiß Dieter (Christoph Maria Herbst) schon gar nicht mehr, warum er sich das alles antut. Seit vielen Jahren organisiert er mit seiner Agentur Hochzeiten und andere Events und war damit auch ganz erfolgreich. Zuletzt ist er von den zunehmend unverschämten Kunden und Kundinnen aber genervt. Hinzu kommt, dass seine Ehe vor dem Aus steht. Was also tun? Vielleicht sollte er doch das Angebot annehmen und einfach die Agentur verkaufen, um vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Schließlich geht er inzwischen auf die 60 zu. Vorher gilt es aber, noch die Hochzeit von Leonie (Mira Benser) und Lasse (Ulrich Brandhoff) hinter sich zu bringen. Das ist nicht nur wegen des versnobten Bräutigams anstrengend. Auch Dieters Team treibt ihn zur Weißglut. So zofft sich seine rechte Hand Jella (Cynthia Micas) andauernd mit Hochzeitssänger Steve (Marc Hosemann). Fotograf Marcel (Jörg Schüttauf) ist mehr am Buffet als an der Arbeit interessiert. Und dann wäre da noch sein Schwager Florian (Johannes Allmayer), der im Schlafanzug auftaucht …
Deutsches Remake der französischen Komödie
Warum sich die Arbeit machen, selbst etwas zu erfinden, wenn man einfach die der anderen klauen kann? Dieser Auffassung ist man nicht nur in Hollywood, wo Remakes gang und gäbe sind. Auch in Deutschland werden immer wieder gern Werke aus dem Ausland neu verfilmt. Das kann erfolgreich sein, Titel wie Das perfekte Geheimnis oder Der Vorname liefen sehr erfolgreich in unseren Kinos. Darauf hofft man wahrscheinlich auch bei Ein Fest fürs Leben einer weiteren deutschen Neuverfilmung eines bewährten Stoffs. Dieses Mal schnappte man sich Das Leben ist ein Fest, eine vor bald sechs Jahren hierzulande gestartete französische Komödie. Dabei zeigt schon der sehr ähnliche Titel, dass man nicht vorhat, sich zu sehr von der Vorlage zu entfernen.
Tatsächlich hat Regisseur und Drehbuchautor Richard Huber (Tatort: Du bleibst hier) bei seiner Neufassung nicht allzu viel geändert. Hier und da wurde etwas angepasst. Außerdem verlegte er den Schauplatz von Paris nach Köln. Da aber die Geschichte ohnehin in einem abgelegenen Schloss mit ausuferndem Garten spielt, macht das keinen nennenswerten Unterschied. Das bedeutet, dass Leute, die das Original kennen, Ein Fest fürs Leben eigentlich ignorieren können. Viele der Witze kennt man dann schon, sie sind auch Jahre später noch sehr präsent. Dann und wann hat die Komödie auch mit dem Pacing zu kämpfen, wenn manche Witze zu sehr in die Länge gezogen werden. Dafür geht es an anderen Stellen ein bisschen schnell. Da merkt man schon, dass die deutsche Fassung im Vergleich zur französischen rund 15 Minuten kürzer ausfällt.
Gemeinsam stark
Letzteres hat aber auch den Vorteil, dass es hier keine Längen gibt, anders als bei der Vorlage. Die Stärken der Geschichte sind sowieso nach wie vor vorhanden. So ist Ein Fest fürs Leben gefüllt mit skurrilen Figuren, die alle ihre eigenen Macken und Schicksale mitbringen. Die Komödie ist ein echter Ensemble-Film, bei dem es nicht um die eine Handlung geht, sondern ganz viele. Klar steht Dieter im Mittelpunkt, ist das Bindeglied zwischen den ganzen Verrückten. Aber es ist doch das Miteinander, was den Film auszeichnet. Wie hier sehr dynamisch die einzelnen Figuren aufeinandertreffen, sich Beziehungen verändern, alles im Chaos zu versinken droht.
Und doch hat der Film auch eine versöhnliche Note. Es geht eben darum, wie sie sich alle zusammenraufen und versuchen, aus der Situation das Beste zu machen. Da muss dann improvisiert werden, es braucht ungewöhnliche Lösungen. Und eben viele helfende Hände. Zum Ende hin, so viel darf verraten werden, geht es natürlich gut aus und was vorher unmöglich erschien, funktioniert dann doch. Das ist dann vielleicht nicht realistisch, hat sogar etwas Märchenhaftes an sich. Aber irgendwie ist Ein Fest fürs Leben doch schön und lässt einen daran glauben, dass es auch nach der schlimmsten Hochzeit aller Zeit ein tolles Leben geben kann – wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert.
OT: „Ein Fest fürs Leben“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Richard Huber
Drehbuch: Richard Huber
Musik: Cameron Tuliloa McArthur, Mark Bradshaw, Gina Karlikof, Alice Englert
Kamera: Jörg Widmer
Besetzung: Christoph Maria Herbst, Cynthia Micas, Marc Hosemann, Jörg Schüttauf, Johannes Allmayer, Ulrich Brandhoff, Banafshe Hourmazdi, Pit Bukowski, Jasmin Shakeri, Sahin Eryilmaz, Anne Schäfer, Ben Münchow
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