Als der Revolverheld Brendan O’Malley (Kirk Douglas) ein Nachtquartier auf der Farm des Rinderzüchters John Breckenridge (Joseph Cotten) aufschlägt, erhält er von diesem den Auftrag, ihn und seine Rinderherde nach Crazy Horse in Texas zu begleiten. O’Malley zögert nicht lang. Nicht nur, dass ihn eine saftige Belohnung erwartet. Er erhofft sich zudem, Belle Breckenridge (Dorothy Malone) näherzukommen, die Frau Johns. Schließlich kennt er sie von früher und hofft, an die damalige Beziehung anschließen zu können, wovon diese aber nichts wissen will. Ebenfalls Teil des Trosses sind die 16-jährige Tochter Melissa Breckenridge (Carol Lynley) sowie Sheriff Dana Stribling (Rock Hudson), der O’Malley wegen Mordes vor Gericht bringen will …
Ein ungeliebter Western
Robert Aldrich gehörte in den 1950ern und 1960ern sicher zu den bekannteren Regisseuren Hollywoods. Unter anderem drehte er in der Zeit den Western Vera Cruz (1954), das Drama Was geschah wirklich mit Baby Jane? (1962) und den Kriegsfilm Das dreckige Dutzend (1967). Aber nicht jedes Werk des US-amerikanischen Filmemachers aus dieser Zeit wurde zu einem Klassiker. Ein Film, auf den er selbst nicht gut zu sprechen war, ist El Perdido. Vor allem das Drehbuch missfiel Aldrich, obwohl dieses immerhin von Dalton Trumbo geschrieben wurde, einem der großen Autoren der damaligen Zeit. In Folge sollen die Dreharbeiten von Anfang bis Ende sehr unangenehm gewesen sein. Zwar kehrte Trumbo, der zwischenzeitlich am Monumentalfilm Exodus gearbeitet und deswegen das Projekt verlassen hatte, noch einmal zurück. Da sei es aber schon zu spät gewesen.
Wobei die Geschichte an sich gar nicht auf Trumbo zurückgeht. Vielmehr handelt es sich hierbei um die Verfilmung des Romans Sundown at Crazy Horse von Howard Rigsby. Dieser dürfte es auch gewesen sein, der die Ideen für die Figurenkonstellationen hatte, die stärker alten Tragödien entsprechen als wirklichen Western. Grundsätzlich gibt es in El Perdido mit dem aufrechten Sheriff und dem Revolverhelden zwar schon zwei klassische Figuren, wie man sie aus dem Genre kennt. Aber das Ganze wird bald deutlich komplizierter. Nicht nur dass sie alle irgendwelche älteren Geschichten miteinander verbindet. Auch die Frauenfiguren sorgen für Trubel, wenn die Reise mit den Rindern zu einem amourösen Bäumchen-wechsel-dich-Spiel führt. Die verheiratete Belle wird von zwei Männern begehrt. Und auch die junge Melissa weckt Sehnsüchte.
Konstruiert und kitschig
Das darf man dann alles als sehr tragisch empfinden. Oder auch als melodramatischen Kitsch. Gerade bei den späteren Wendungen sollte man schon eine Vorliebe für Seifenopern haben, um sich weiterhin an der Geschichte erfreuen zu dürfen. Zumindest sollte man sich nicht daran stören, wenn lauter Querverbindungen konstruiert werden und sich die Menschen innerhalb kürzester Zeit unsterblich verlieben, selbst in den unpassendsten Situationen. Dass sich die Teenagerin Melissa in den dreimal so alten O’Malley verlieben soll, muss man auch als gegeben hinnehmen. Vorbereitet wird das nicht, wie in vielen anderen Romanzen alter Machart werden Gefühle in El Perdido auf Knopfdruck erzeugt. Es braucht auch keinerlei Chemie vor den Kameras, die bloße Behauptung soll reichen.
Das heißt aber nicht, dass der Film inhaltlich gar nichts zu bieten hätte. Interessant ist beispielsweise, wie sich der Protagonist mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und lernen muss, diese hinter sich zu lassen. Dass er es ist, der einer Zukunft im Weg steht. Das ist dann auch überzeugend von Kirk Douglas gespielt, der zwar Aldrich zufolge am Set eine Zumutung gewesen sein soll, aber doch eine gute Wahl für den Film war. Seine Figur wird dadurch nicht sympathischer. Eigentlich ist hier niemand, der wirklich als Identifikationsfigur funktioniert. Zumindest wird der Charakter im Laufe von El Perdido aber komplexer, als es einen die ersten Minuten noch glauben machen. Ein Klassiker des Western-Genres ist das hier sicherlich nicht. Aber wer Tragödien in schön kargen Landschaften mag, bekommt einiges geboten.
OT: „The Last Sunset“
Land: USA
Jahr: 1961
Regie: Robert Aldrich
Drehbuch: Dalton Trumbo
Vorlage: Howard Rigsby
Musik: Ernest Gold
Kamera: Ernest Laszlo
Besetzung: Rock Hudson, Kirk Douglas, Dorothy Malone, Joseph Cotton, Carol Lynley, Neville Brand
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