Mit Waffen kennt sich Tess (Maggie Q) aus, hat sie doch im Irak gekämpft. Privat sieht es bei der Ex-Soldatin jedoch sehr viel trüber aus. Mit Menschen kann sie nicht besonders, besonders mit ihrer Schwester Beth (Kat Foster) liegt sie ständig über Kreuz. Auch ihr Hang zum Alkohol sorgt für Unruhe. Zu Wohle ihrer jüngeren Schwester Rose (Highdee Kuan) versuchen sie aber, die Streitigkeiten zu begraben. Schließlich heiratet diese und hat eine Reihe von Freundinnen eingeladen, gemeinsam im alten Elternhaus miteinander zu feiern. Die Feierlaune nimmt jedoch ein jähes Ende, als maskierte Männer auftauchen und Jagd auf die Clique machen. Nun liegt es an Tess, ihre alten Kämpffähigkeiten unter Beweis zu stellen …
Überfallen im eigenen Zuhause
Im Thrillergenre ist es ein immer wieder gern angewandtes Szenario: Menschen werden in ihrem eigenen Zuhause überfallen und müssen sich irgendwie gegen die Angreifer zur Wehr setzen. Im Laufe der Zeit hat es eine ganze Reihe von sogenannten Home-Invasion-Thrillern gegeben, darunter so empfehlenswerte Titel wie Panic Room oder You’re Next. Diese Filme beziehen ihre Spannung dabei einerseits aus einem Katz-und-Maus-Spiel mit ungleichen Rollen: Die einen sind bewaffnet, die anderen kennen sich an dem Ort des Verbrechens aus und können diesen deshalb besser nutzen. Aber auch das grundsätzliche Gefühl, nicht mehr in den eigenen vier Wänden sicher zu sein, trägt zu dem Terror bei, den man bei solchen Filmen spüren soll. Das klappt aber nicht immer, wie Fear The Night vor Augen führt.
Das fängt schon damit an, dass das Zuhause nicht wirklich das Zuhause ist. Für die Freundinnen, die nur zum Feiern vorbeigekommen sind, sowieso nicht. Aber auch bei den Schwestern hat man nicht das Gefühl, dass sie etwas mit dem Ort verbindet. Die Geschichte hätte an jedem beliebigen Schauplatz spielen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Das Trauma des Sicherheitsverlustes wird so nicht spürbar. Das größere Problem ist jedoch, dass es Fear The Night auch sonst nicht auf die Reihe bekommt, irgendwie Spannung zu erzeugen. An Leichen mangelt es dabei nicht, schon früh werden die ersten mit Pfeil und Bogen erschossen. Das sieht jedoch eher komisch aus als wirklich erschreckend. Tatsächlich hätte der Film als schwarze Komödie vielleicht sogar funktionieren können, die sich ihrer eigenen Absurdität bewusst ist.
Langweilig und plump
Regisseur und Drehbuchautor Neil LaBute (Lakeview Terrace) nahm das alles aber ziemlich ernst. Nicht nur, dass er Unmengen von Drama in den Film packte. Gerade zu Beginn legt er großen Wert auf die Differenzen zwischen den Schwestern, ohne dass dabei immer klar würde, was genau das Problem ist. Dass Beth wahnsinnig nervig ist, hilft auch nicht unbedingt dabei, dass einem der Familienpart nahegehen würde. Allgemein ist die Figurenzeichnung mal wieder lausig. Die einzelnen Leute werden auf wenige plakative Eigenschaften reduziert, sofern sie überhaupt welche haben. Dafür will Fear The Night auf recht plumpe Weise toxische Männlichkeit thematisieren. Im LaButes letztjährigem Film House of Darkness klappte das mit der Gegenüberstellung von Männern und Frauen. Hier ist das mehr Karikatur, verpackt als Thriller.
Es ist nicht einmal so, dass die Gewaltmomente irgendwie spannend inszeniert wären. Obwohl Fear The Night als Actionfilm verkauft wird, geschieht erstaunlich wenig. Und wenn doch mal was passiert, ist es sofort vorbei. Selbst beim Finale, wenn die Ex-Soldatin auf einen anderen Kämpfer trifft, bleibt das erhoffte Spektakel aus. Damit versagt der Film sowohl auf der inhaltlichen Seite wie auch im Hinblick auf die Spannung. Ein Großteil ist langweilig, manches unfreiwillig komisch. So oder so, wer auf der Suche ist nach einem packenden Thriller, bei dem man wirklich mitfiebern kann, sollte sich das hier sparen. Das einzig Gute ist, dass nach anderthalb Stunden alles vorbei ist.
OT: „Fear The Night“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Neil LaBute
Drehbuch: Neil LaBute
Kamera: Rogier Stoffers
Besetzung: Maggie Q, James Carpinello, Travis Hammer, Kat Foster
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