Sonderlich lang hält es Mike Schmidt (Josh Hutcherson) bei keiner Arbeit aus. So wurde er gerade wieder gefeuert, nach einem brutalen Zwischenfall hat sich das mit dem Sicherheitsdienst in einer Einkaufsmall erledigt. Damit zusammen hängt ein altes Trauma. So hatte er als Kind mitansehen müssen, wie sein jüngerer Bruder entführt wurde und nie wieder auftauchte. Auch rund zwanzig Jahre später ist er nicht darüber hinweggekommen. Dabei bräuchte er eigentlich all seine Kräfte, um sich um seine jüngere Schwester Abby (Piper Rubio) zu kümmern, die nicht viel mit Gleichaltrigen unternimmt und ständig mit eingebildeten Freunden spricht. Real ist dafür die neue Stelle, an der er sich versucht: Er soll als Nachtwächter ein Auge auf die ehemalige Pizzeria Freddy Fazbear’s Pizza haben. Doch von Anfang an hat er dabei ein eigenartiges Gefühl. Nicht nur, dass seine Träume von der Entführung deutlich intensiver geworden sind und anders ablaufen. Da sind auch noch die riesigen mechanischen Tierfiguren, die irgendwie seltsam sind …
Adaption des Kultspiels
2023 ist ein besonderes Jahr für Fans von Videospielen, zumindest solche, die ihre Lieblinge auch mal als Film oder Serie adaptierte sehen wollen. So kam die herausragende Serie The Last Of Us heraus, basierend auf dem gleichnamigen Endzeit-Abenteuer. Der Super Mario Bros. Film pulverisierte kommerziell alle bisherigen Adaptionen von Videospielen und wäre beinahe der erfolgreichste Film des Jahres geworden. Und dann war da ja noch Gran Turismo, welches von einer unglaublichen und doch wahren Geschichte erzählt, die mit der gleichnamigen Rennsimulation-Reihe zusammenhängt. Jetzt steht eine weitere Verfilmung an, denn auch Five Nights at Freddy’s basiert auf einem beliebten Videospiel. Schon 2015 wurde davon gesprochen, dieses als Kinofilm umzusetzen. Von den anfänglichen Plänen ist zwar nicht viel geblieben, einen Film gibt es dennoch.
Dass man sich mit der Adaption schwertat, ist verständlich. So naheliegend es ist, vom Erfolg der Vorlage profitieren zu wollen, so schwierig kann es sein, das Medium zu wechseln. Zum einen macht es eben doch einen Unterschied, ob man etwas selbst tut oder zusieht, wie es jemand anderes tut. Hinzu kommt der Umfang. Narrative Werke, die die oftmals viele Stunden dauern, müssen irgendwie in anderthalb bis zwei Stunden gepresst werden. Hier ist das anders. Man brauchte für das Spiel Five Nights at Freddy’s, sofern man es einmal verstanden hat, nicht mehr als eine Stunde. Das ist zu wenig, um einen Film zu füllen. Hinzu kommt, dass das Spiel komplett in einem Raum spielt, den Mike nie verlässt. Das ist schon in der Game-Form ungewöhnlich, als Film hätte es richtig schwierig werden können, das Original spannend umzusetzen. Zusehen, wie jemand zwei Stunden auf Bildschirme starrt und Türen öffnet bzw. schließt? Warum sollte man das tun wollen?
Ein Nachtwächter auf Abwegen
Also entsann Spiele-Schöpfer Scott Cawthon zusammen mit anderen etwas ziemlich Unterschiedliches. Zwar geht es noch immer darum, dass Mike in einer Pizzeria nachts Wache schiebt, wo mörderische Animatronik-Tiere rumlaufen. Man sieht ihn allerdings fast nie in dem Überwachungsraum, wo das Spiel angesiedelt ist. Außerdem wurde seine Geschichte stark erweitert, indem er eine traumatische Erfahrung mit sich herumschleppt. Oft ist das in Filmen ein Vorwand, sich keine Charakterisierung einfallen lassen zu müssen. Bei Five Nights at Freddy’s ist das insofern besser gelöst, weil die Entführung seines Bruders mit dem Verschwinden anderer Kinder verknüpft wird – also das, was Cawthon in seinem Spiel erzählte.
Das heißt aber nicht, dass inhaltlich alles funktioniert. Manches ist hier so umständlich konstruiert, dass die Fragezeichen über den Köpfen der Zuschauer und Zuschauerinnen quasi sichtbar sind. Antworten gibt der Film zwar schon. Sie ergeben aber keinen Sinn. Zugegeben, das Original war bereits ziemlich bizarr gewesen, weshalb sich wohl niemand Five Nights at Freddy’s anschaut in der Erwartung, dass etwas logisch ist. Der Film ist aber irgendwie noch sonderbarer geworden, indem die Grundgeschichte erweitert und auf eine andere Ebene manövriert wird. Fans wird das nicht unbedingt gefallen, interessant ist es aber irgendwie schon. Es ist sogar eine Art Wohltat in Zeiten von so austauschbarem Mainstream-Horror wie Der Exorzist: Bekenntnis oder The Nun II, wenn hier etwas ganz Eigenes erzählt wird.
Mehr Mystery als Horror
Wo der Film jedoch eindeutige Defizite hat, das ist die Spannung. So zeigt eine anfängliche Szene, die tatsächlich an das Spiel angelehnt ist, wie packend eine „richtige“ Adaption hätte werden können. Der Film bewegt sich davon aber recht bald weg und verzichtet – was die größte Überraschung ist – fast völlig auf den Survival-Horror-Aspekt. Ob das bei den Fans der Vorlage gut ankommt, darf bezweifelt werden. Ebenso, dass man mit den Tieren kämpfen können soll. Der Nervenkitzel bestand ja eigentlich darin, keine Chance gegen die Monster zu haben, weshalb man ihnen erst gar nicht begegnen durfte. Hier gibt es über weite Strecken überhaupt keine Gefahr, der Mystery-Anteil ist höher als der des Horrors. Aber auch wenn Five Nights at Freddy’s irgendwie am Prinzip des Spiels vorbeigeht, der Film hat seinen Reiz, was man nun wirklich nicht über jeden Genrebeitrag sagen kann.
OT: „Five Nights at Freddy’s“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Emma Tammi
Drehbuch: Scott Cawthon, Seth Cuddeback, Emma Tammi
Musik: The Newton Brothers
Kamera: Lyn Moncrief
Besetzung: Josh Hutcherson, Elizabeth Lail, Piper Rubio, Mary Stuart Masterson, Matthew Lillard
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