Gänsehaut – Staffel 1

Die Freude ist groß bei Mr. Bratt (Justin Long), als er seine neue Stelle als Englischlehrer in der Kleinstadt Port Lawrence antritt. Ein Zuhause hat er schon. Allerdings eines mit einer tragischen Vorgeschichte: 30 Jahre zuvor ist der Jugendliche Harold Biddle (Ben Cockell) auf eine nie ganz geklärte Weise in einem Feuer ums Leben gekommen. In eben diesem Haus wollen auch Isaiah (Zack Morris), Margot (Isa Briones), James (Miles McKenna) und Allison (Rhinnan Payne) Halloween feiern, ohne zu ahnen, dass es inzwischen wieder bewohnt ist. Das ist nicht die einzige Überraschung, die sie an dem Abend erleben. Auch eine mysteriöse Kamera beschäftigt die Clique. Und dabei wird es nicht die bleiben: Neben den vier werden Isabella (Ana Yi Puig) und Lucas (Will Price) weitere seltsame wie unheimliche Erfahrungen machen …

Gruselgeschichten für ein jüngeres Zielpublikum

Wenn im Oktober der Bedarf nach Horror-Produktionen steigt, so als Vorbereitung für Halloween, sind die Streamingdienste ganz vorn mit dabei. Hoch im Kurs stehen dieses Jahr Werke, die Romane adaptieren oder sich an diese anlehnen. So gab es bislang unter anderem die Klassiker-Vorgeschichte Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines nach Stephen King, die Edgar Allan Poe Hommage Der Untergang des Hauses Usher oder auch Die dunkle Saat, das auf einem Buch von Norman Partridge basiert. Da will auch Disney+ nicht nachstehen und versucht sein Glück mit Gänsehaut. Hier stehen dann wenig überraschend die Werke von R. L. Stine Pate, der mit über 400 Millionen verkauften Exemplaren zu den großen Autoren in diesem Segment zählt. Mehrere Hundert Bücher hat der US-Amerikaner während seiner langen Karriere verfasst.

Diese richten sich bekanntlich an eine etwas jüngere Zielgruppe, was dann auch an der Serie nicht spurlos vorbeigeht. Zwar ist das hier keine reine Kinderveranstaltung. Wenn die jugendliche Truppe diverse Schreckensbegegnungen hinter sich bringen muss, umfasst das die verschiedensten Formen des Horrors, von Monstern über Geister bis Body Horror. Dennoch sollte man hier keine Erwachsenenunterhaltung erwarten, bei der man sich unentwegt am Sessel festkrallt. Gänsehaut ist nicht ohne Grund ab 12 Jahren freigegeben. Dafür gefällt die Vielfalt der Geschichten. Vergleichbar zu Scary Stories to Tell in the Dark vor einigen Jahren, das mehrere voneinander separate Gruselgeschichten zu einer verband, ist das hier mehr Anthologie, zusammengehalten durch eine Rahmenhandlung.

Zwischen Horror, Mystery und Jugenddrama

Diese wird grundsätzlich schon konsequent verfolgt, dabei aber regelmäßig anderweitig unterbrochen. Genauer handelt Gänsehaut eben nicht nur von dem Schrecken, der plötzlich auftritt, sondern gerade auch von den jungen Protagonisten und Protagonistinnen. Auch hier zeigt sich die etwas jüngere Ausrichtung der Serie, wenn typische Coming-of-Age-Elemente eingebaut werden. Da geht es um komplizierte Gefühle, um eine erste Liebe, dazu Stress innerhalb der Familie. Auf diese Weise wechselt die Serie zwischen Horror, Mystery und Jugenddrama, aufgelockert mit gelegentlichem Humor. Das ist keine originelle Mischung, hin und wieder wird das sogar recht austauschbar. Sie funktioniert aber, wenn einem die Figuren nach und nach ans Herz wachsen.

Dabei können sich die Serienschöpfer Rob Letterman und Nicholas Stoller – Lettermann hatte auch schon bei der Filmfassung von 2015 Regie geführt – auf ihr Ensemble verlassen. Gerade die Dynamik innerhalb der Clique funktioniert, wenn die ernsten Themen angesprochen werden. Justin Long als Lehrer, der selbst in diese Geschichte hineingezogen wird, ist hingegen mehr für den Humor zuständig. Da darf es dann auch schon mal richtig albern werden, körperliche Komik inbegriffen. Ob das jetzt für Halloween wirklich passend ist, darüber kann man sich streiten, zumal die letzten Folgen ohnehin erst im November erscheinen. Gänsehaut ist aber unterhaltsam und ein willkommener Zuwachs im Disney+ Portfolio.