Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas
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Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas

„Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas“ // Deutschland-Start: 5. Oktober 2023 (Kino) // 22. Februar 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eine Zeit lang waren sie in Kinos allgegenwärtig: Dokumentarfilme über Menschen, die durch die Gegend reisen und sich selbst dabei mit der Kamera festhalten. Das kann ganz spannend sein, wie die Beispiele Besser Welt als Nie oder Abenteuerland zeigen, bei denen die Protagonisten größere Wege hinter sich lassen und dem Publikum spannende Leute oder Orte vorstellen. Zu oft hat man jedoch das Gefühl, dass da jemand nur das eigene Ego mit schönen Bildern und pseudophilosophischen Kalendersprüchen streicheln möchte. Bei Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas durfte man im Vorfeld ganz besonders skeptisch sein. Nicht nur, dass der Film Reisen dokumentarisch festhält. Er ist vielmehr eine Doku über eine Reisedoku, was schon sehr nach Resteverwertung klingt.

Rückblick auf 40 Jahre TV-Geschichte

Tatsächlich ist der Film aber deutlich spannender und sehenswerter, als sich die Beschreibung anhört. Das hängt auch damit zusammen, dass die zugrundeliegende im BR ausgestrahlte Dokuserie Gernstl unterwegs einen anderen Fokus hat als viele Titel aus dem Bereich. So geht es Franz Gernstl, HP Fischer und Stefan Ravasz, die seit 1983 unterwegs sind, weniger um die Reise als solche. Auch Selbstbeweihräucherung oder die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit sind hier kein Thema. Stattdessen sieht das Konzept der Serie vor, dass sie durch die Gegend fahren, irgendwelche Wildfremden anquatschen und dann schauen, was daraus wird. Da wird dann regelmäßig improvisiert, der Plan ist, möglichst ohne Plan die Welt und die darin sich herumtollenden Menschen kennenzulernen.

Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas erzählt, wie es dazu eigentlich kam und wirft auch sonst einen Blick hinter die Kulissen. Das ist für die Fans der Sendung interessant, die auf diese Weise ein bisschen mehr erfahren dürfen. Aber auch wer nicht mit dem Dauerbrenner aufgewachsen ist, weder mit den Dokus noch den Verantwortlichen etwa anfangen kann, darf hier seinen Spaß haben. Grund ist, dass die Männer ohne viel Eitelkeit, dafür mit einer guten Portion Humor aus dem Nähkästchen plaudern. Gerade der Einstieg ist betont humorvoll gehalten und macht Lust, noch weiteren Anekdoten der TV-Urgesteine zu lauschen oder vielleicht sogar das Original einzuschalten, um zu sehen, was aus den (Nicht-)Plänen so geworden ist.

Eine sehr menschliche Reise

Und doch ist Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas mehr, als irgendwelche amüsanten Geschichten zu erzählen. Tatsächlich kann der Dokumentarfilm sogar sehr ernst und emotional sein. Grund ist, dass das Trio nicht allein von früheren Begegnungen erzählt, sondern diesen einen erneuten Besuch abstattet. Auf diese Weise sehen sie, was aus den Männern und Frauen, mit denen sie einst geplaudert sind, heute geworden ist. Vor allem die Geschichte um einen kleinen Jungen, der sie 30 Jahre zuvor für ein paar Tage begleitet hatte und mit dem es nun ein Wiedersehen gibt, geht zu Herzen. Auch weil der Film sich nicht davor scheut, dunkle Passagen zu enthalten. Eine reine Feierveranstaltung ist das hier nicht, trotz des runden Jubiläums. Das Leben ist zuweilen ebenso unvorhersehbar wie die Reisen der inzwischen alt gewordenen Männer.

Das macht die Doku, die auf dem Filmfest München 2023 Premiere feierte, zu einer sehr menschlichen. Die Vielzahl an Leuten, die wir hier beim Vorbeifahren kennenlernen, mögen nicht stellvertretend repräsentativ sein. Aber sie sind so echt, dass man selbst gern Zeit mit ihnen verbringt. Das macht Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas zu einem kleinen Geheimtipp für Nichteingeweihte, die ein Interesse an menschlichen Schicksalen mitbringen. Ohne sich in billigen Voyeurismus zu stürzen, wird die Reise hier nicht nur eine geografische und eine zeitliche. Es ist auch eine Reise durch Deutschland, zu Leuten, die sonst nie im Mittelpunkt stehen und dabei doch einiges zu erzählen haben.

Credits

OT: „Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Franz X. Gernstl, Jonas Gernstl
Drehbuch: Franz X. Gernstl, Jonas Gernstl
Musik: René Aubry
Kamera: HP Fischer

Bilder

Trailer

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Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas
fazit
„Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas“ schaut zurück auf 40 Jahre „Gernstl unterwegs“. Und doch ist der Dokumentarfilm keine reine Jubiläumsveranstaltung, sondern zeigt humorvolle wie traurige Momente aus dem Leben der Leute, denen sie im Laufe der Zeit begegnet sind, und wird dabei auf wunderbare Weise menschlich.
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