Jackie Chan Mit Humor und Schlagkraft
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Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft

Jackie Chan Mit Humor und Schlagkraft
„Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft“ // Deutschland-Start: 19. November 2021 (arte)

Inhalt/Kritik

Eine Dokumentation zu besprechen, die den Werdegang einer Person nachzeichnet, hält immer die Herausforderung bereit, die entsprechende Kritik nicht selbst zu einer reinen Nacherzählung werden zu lassen. Um sich für andere verständlich mit dem Gezeigten auseinander setzen zu können, muss ja der entsprechende Kontext mitgeliefert werden.

Über weite Teile wirkt Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft von 2021 einfach wie eine Rekapitulation der Autobiographie Never Grow Up, die Jackie Chan im Jahre 2015 veröffentlichte (2020 erschien die deutsche Erstausgabe). Es werden die bekannten Stationen abgeklappert, allerdings auch viel übersprungen. Sammo Hung (Mr. Nice Guy) ist zwar in kurzen Filmausschnitten zu sehen, wird namentlich aber nicht erwähnt. Die Geschichte von Jackie Chan lässt sich sicher ohne Sammo Hung erzählen, auch wenn das in etwa damit vergleichbar ist, als würde eine Dokumentation über Mike Tyson (Mike) erscheinen, die Cus D’Amato nicht erwähnt. Mit einer Laufzeit von gerade einmal 53 Minuten wurde hier jedoch sowieso an allen Ecken und Enden gekürzt.

Viel Archivmaterial

Seine Kindheit in Hongkong um 1960 herum, seine Zeit im Internat, sein Durchbruch mit Sie nannten ihn Knochenbrecher, einige weitere Filme, bevor der Durchbruch in Hollywood kommt: Rush Hour, Shang-High Noon … aus irgendeinem Grund beschäftigt sich die Dokumentation am ausführlichsten mit Karate Kid; von The Foreigner sehen wir gar keine Ausschnitte, lediglich ein Poster und den Aushang an einem Kino. Nur von Karate Kid sehen wir mehrere Szenen, die zudem nicht nur als begleitendes Anschauungsmaterial für das Voiceover dienen wie bei den anderen Filmen. Ebenso werden hier Aussagen von Chan aus verschiedenen Interviews dazu gezeigt.

Jackie Chan selbst kommt in Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft nicht zu Wort – oder genauer gesagt nur mittelbar. Die Dokumentation ist aus allem möglichen Archivmaterial zusammengesetzt. Neben Filmausschnitten und Standbildern gehören dazu auch jede Menge Interviews, welche allerdings oft ohne zeitliche Einordnung bleiben.

Nicht wirklich durchdacht

Stellenweise wird in Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft wieder der gleiche unreflektierte Müll kolportiert, dem sich so viele Dokumentationen über chinesische beziehungsweise asiatische Darsteller verpflichtet fühlen. Unbestritten war das Rollenangebot für fernöstlich aussehende Schauspieler im Hollywood der 1970er-Jahre ziemlich limitiert. Was all diesen aufrechten Berichterstattern wundersamerweise entfallen oder nicht bekannt zu sein scheint, ist dass es bestenfalls fahrlässig ist, Gegebenheiten nicht im Gesamtkontext zu präsentieren. Wie viele fremdländische Schauspieler gab es denn so im Hongkonger Kino der 1970er-Jahre? Welche tolle Rollen durften die denn so spielen? Ein Unrecht gleicht ein anderes natürlich nicht aus und natürlich spricht nichts dagegen, Missstände aufzuzeigen; den Sachverhalt aber als eine nur von einer Seite ausgehenden Diskriminierung hinzustellen, wirkt schon eher als solle damit nur ein bestimmtes Narrativ aufrechterhalten werden.

Niemand ist über Kritik erhaben und auch Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft stellt das akrobatische Multitalent nicht immer nur in einem guten Licht dar. Während er sich sicher nicht immer korrekt verhalten hat, ist der Ansatz hier aber eher plump. Dass Chan sich in Interviews nicht gegen die chinesische Regierung ausspricht, wird ihm negativ ausgelegt. Erst einmal sind die gezeigten Fragen schon recht unverschämt, gemessen daran reagiert Chan hervorragend. Zweitens sollte schon seinerzeit jedem klar gewesen sein, wieso Chan so reagiert wie er reagiert, spätestens seit Total Trust (welche natürlich nach dieser Doku erschien) kann aber niemand mehr behaupten, von nichts eine Ahnung zu haben.

Credits

OT: „Jackie Chan – Humour, gloire et kung-fu“
Land: Australien, Frankreich, Polen
Jahr: 2021
Regie: Antoine Coursat
Drehbuch: Antoine Coursat
Musik: Vincent Turbé
Mitwirkende: Marie Borgini, Verena Rendtorff

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Jackie Chan – Mit Humor und Schlagkraft
Fazit
"Jackie Chan - Mit Humor und Schlagkraft" bietet einen groben Überblick über das Leben des beliebten Filmstars. Die Dokumentation eignet sich für Neueinsteiger oder jene, die ihr Wissen über Chans Biographie auffrischen wollen. Wer das ohne politische Einfärbung tun möchte, findet aber sicher bessere Quellen.
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