Natürlich hat Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) im Laufe ihrer langen Karriere zahlreiche Leichen gesehen, so schnell wirft sie also nichts mehr um. Doch diese ist selbst ihr ein Rätsel. Seit mehr als zwei Jahren ist der Mann bereits tot. Und doch hat jemand vor Kurzem die Leiche ausgegraben und so platziert, dass sie gefunden werden muss. Aber aus welchem Grund? Und wer ist der Tote überhaupt? Bei ihren Ermittlungen erhalten sie und Werner Fitz (Sebastian Schwarz) Unterstützung durch den Kommissar vom Dienst, Wolfram Truss (Rainer Bock). Er ist es auch, der sie auf Verbindungen zu einem alten Fall aufmerksam macht. Nur liegen die Akten dazu beim Landesamt für Verfassungsschutz unter Verschluss, wo Gisela Tarnat (Bettina Lamprecht) sehr genau darauf achtet, dass niemand sie zu Gesicht bekommt …
Interne Kämpfe um die Wahrheit
Man hat bei den unzähligen Krimireihen, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern gedreht werden, zuweilen das Gefühl, dass sie endlos sind. Alle paar Monate erscheinen neue Teile, zum Teil seit Jahren schon. Ob nun Ein starkes Team (seit 1994), Wilsberg (seit 1995) oder Unter anderen Umständen (seit 2006): Wer populär ist, findet gerade beim ZDF eine Anstellung auf Lebenszeit. Doch hin und wieder finden auch erfolgreiche Reihen ein Ende. So jetzt auch bei Kommissarin Lucas. Seit 2002 ist diese im deutschen Fernsehen unterwegs, zuerst in Regensburg, später in Nürnberg. Mehrere Dutzend Filme wurden in den zwei Jahrzehnten gedreht. Nun hat dies aber ein Ende, Finale Entscheidung – Teil Nummer 35 – soll der letzte Auftritt der beliebten Prime-Time-Heldin werden.
Dieser endet mit einem Knall und ganz vielen Konflikten. Überraschend ist das nicht, schon die letzten Teile von Kommissarin Lucas waren davon geprägt. In dem vor einigen Wochen ausgestrahlten Helden wie wir war fast jede Szene eine Kriegserklärung mit wechselnden Teilnehmenden. In Finale Entscheidung wird das auf die Spitze getrieben. Nicht nur dass es zu Streitereien zwischen Lucas und Fitz kommt, die auch nach mehreren gemeinsamen Fällen nicht warm miteinander wurden. Zudem kommt es zu einem Kompetenzgerangel mit dem Verfassungsschutz. Das läuft dann so wie immer ab: Die eine Seite blockiert die andere, verweist ständig darauf, dass die Sicherheit des Staates wichtiger ist als die Aufklärung eines einzelnen Verbrechens. Offiziell wird dann zwar kooperiert. In Wahrheit bekämpft man sich jedoch gegenseitig.
So etwas funktioniert immer. Schon früher erfreuten sich Verschwörungsthriller großer Beliebtheit. Inzwischen gehört es fast schon zum guten Ton, irgendwo im Staat ganz finstere Machenschaften zu vermuten. Man kann sich darüber streiten, ob solche Filme in Zeiten großen Misstrauens nicht ein wenig opportunistisch sind. Unstrittig ist jedoch, dass Drehbuchautor Christian Jeltsch (Nürnberg) keine eigenen Ideen mitbringt. Da werden brav die üblichen Klischees abgehakt, sowohl im Hinblick auf die Handlung wie auch die Figuren. Auch wenn Bettina Lamprecht als Antagonistin, die unter dem Deckmantel des Staatsschutzes schmutzige Dinge versteckt, engagiert auftritt: Das schrammt oft an einer Karikatur vorbei. Man hat das Gefühl, dass Kommissarin Lucas: Finale Entscheidung von einer künstlichen Intelligenz verfasst wurde.
Wer sich daran nicht stört oder auch daran, wie überzogen manches hier ist, kann von dem Film aber durchaus unterhalten werden. Ständig ist hier etwas los, dazu gibt es unzählige Intrigen. In jeder Abteilung gibt es Verräter, weshalb lange offen ist, wer da gegen wen triumphieren wird. Und ob nicht doch der Verräter wieder verraten wird oder die Meinung wechselt. Dazu gibt es ein paar grundsätzliche Fragen zum Rechtsstaat und inwieweit einzelne Individuen für das große Ganze geopfert werden dürfen. Am Ende zieht sich Kommissarin Lucas: Finale Entscheidung da etwas billig aus der Affäre, richtig glaubwürdig ist das nicht. Zumindest ist es aber ein starker Abgang von einer Polizistin, die zwei Jahrzehnte lang zum Inventar des deutschen Fernsehens gehörte.
OT: „Kommissarin Lucas: Finale Entscheidung“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Thomas Berger
Drehbuch: Christian Jeltsch
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Frank Küpper
Besetzung: Ulrike Kriener, Sebastian Schwarz, Lucas Janson, Milena Straube, Rainer Bock, Stefan Kurt, Bettina Lamprecht, Shadi Hedayati
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