Peter Voss (Heinz Strunk) und Torben Bruhn (Marc Hosemann) lieben die Musik. Lieben es auf der Bühne zu stehen und ihre Lieder zum Besten zu geben. Die Sache hat nur einen Haken: Niemand will ihre Musik mehr hören. Nachdem sie rausgeworfen wurden und die Aussichten in Deutschland trübe sind, wagen sie den Neustart im Ausland. Oder Fast-Ausland: Auf Mallorca wollen sie sich mit Disco-Liedern ein neues Publikum erspielen. Damit sind sie erfolgreich, ihre simplen Melodien und noch simpleren Texte treffen einen Nerv. Doch das ruft auch andere auf den Plan, die von dem fetten Döner-Kuchen etwas abhaben wollen …
Zwei Verlierer wollen gwinnen
Dieses Jahr hat Amazon Prime Video eine ganze Reihe deutscher Eigenproduktionen ins Programm aufgenommen. Über die Qualität der einzelnen Titel kann man sich zwar streiten. An Abwechslung mangelt es aber nicht. Mit German Crime Story: Gefesselt wurden Fans von True Crime Geschichten bedient. Hohlbeins – Der Greif versuchte sich an einem klassischen Fantasyabenteuer, inspiriert von dem gleichnamigen Bestseller-Autor. Luden – Könige der Reeperbahn wagte ein Zeitporträt der 80er mit einer der schillerndsten Gestalten Hamburgs. Mit Last Exit Schinkenstraße wird nun ein ganz anderer Aspekt deutscher „Kultur“ abgearbeitet, wenn uns der Streamingdienst mit nach Mallorca mitnimmt, wo auch absolute Verlierer Gewinner sein können.
Hinter dem Ganzen steckt die komödiantische Allzweckwaffe Heinz Strunk. Der hat hier das Drehbuch geschrieben, betätigte sich musikalisch und spielt zudem die Hauptrolle. Und dabei hatte er sicherlich eine Menge Spaß. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass sich dieser Spaß auch auf das Publikum überträgt. Ein Grund dafür ist, dass die Serie sich nicht so ganz entscheiden kann, ob sie jetzt eine parodistische Meta-Geschichte sein will oder eine ernst gemeinte Idiotenkomödie. Irgendwie ist Last Exit Schinkenstraße beides. So etwas kann amüsant sein, wie The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window vorgemacht hat. Der Film veralberte schlechte Thriller so gekonnt, dass manche nicht einmal gemerkt haben dürften, dass das eine Verhöhnung war.
Schwacher Humor
Die deutsche Serie hat es aber nicht so mit Subtilität. Tatsächlich ist sie sogar so plump, dass es mitunter zu einer Qual wird, den beiden Männern Gesellschaft zu leisten. Die grauenvollen Ballermann-Lieder wieder und wieder zu spielen, mag zur Atmosphäre der allgegenwärtigen Idiotie beitragen. Es ist aber im nüchternen Zustand ebenso anstrengend wie der Running Gag um Peters mutmaßliche Alkoholsucht. Gerade im Hinblick auf den Humor ist Last Exit Schinkenstraße über weite Strecken richtig schwach, ist bemüht prollig und wirft Sprüche durch die Gegend, ohne dabei richtige Ideen zu haben. Das ist auch deshalb schade, weil da eigentlich ein tolles Ensemble zur Verfügung stand. Hosemann hat immer mal wieder sein komödiantisches Talent bewiesen, zuletzt in Sophia, der Tod & ich. Aber auch er nervt hier nur. Andere Größen wie Charly Hübner oder Bjarne Mädel werden sowieso verschwendet.
Dann und wann ist da schon mal etwas dabei, was unterhaltsam ist. Außerdem verfügt der auch als Schriftsteller tätige Strunk (Der Goldene Handschuh) ohne Zweifel über sprachliches Talent und ist zu interessanten Dialogen mehr als in der Lage. In Last Exit Schinkenstraße zeigt er dieses Talent aber viel zu selten. Der Ausflug in die Mallorca-Party-Hölle hat nie die Schärfe, die man sich von einem solchen Projekt erhoffen durfte. An den Figuren ist sowieso nichts dran. Wo Der König von Palma zumindest noch versuchte, etwas über die Menschen zu sagen, die auf der Insel ihren Träumen nachjagen, da sind Peter und Torben so leer, dass es selbst für ein Stereotyp zu wenig wäre. Die Serie bleibt einen Grund schuldig, warum man überhaupt den beiden folgen sollte.
OT: „Last Exit Schinkenstraße“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Jonas Grosch
Drehbuch: Heinz Strunk
Musik: Heinz Strunk
Kamera: Fabian Spuck
Besetzung: Heinz Strunk, Marc Hosemann, Bettina Stucky, Charly Hübner, Lo Rivera, José Barros, Rocko Schamoni, Björn Meyer, Katharina Wackernagel, Olli Schulz, Bjarne Mädel, H.P. Baxxter, Mickie Krause
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)