Love Is a Dog from Hell
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Love Is a Dog From Hell

Love Is a Dog from Hell
„Love Is a Dog From Hell“ // Deutschland-Start: 2. November 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

In den Slums von Manila haben die Musikerin Orphea (Lilith Stangenberg) und ihre Band einen gefeierten Auftritt, der mehr und mehr aus dem Ruder läuft. Ihr Gesang und die Musik bezaubern die Zuhörer, bringen sie zum Tanzen und in Ekstase, während die Sängerin von Träumen und anderen Welten erzählt. Ihre große Liebe neben der Musik ist Eurydico (Ian Madrigal), ein Prostituierter, für den sie bereit ist, alles zu tun, was in ihrer Macht steht. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass sie ihre Welt zusammenbricht, als sie durch einen Brief von dessen Tod hört. Tagelang weint sie und will sogar keine Musik mehr machen, denn ihre Gedanken sind bei den letzten Stunden, die sie mit ihrem Liebsten verbrachte. Bei der Trauerzeremonie reagieren die Angehörigen reserviert, teils sogar schockiert auf die junge Frau, die lauthals weint und den Verlust beklagt. Zugleich verspotten sie Orphea, als diese schwört, sie werde in die Unterwelt reisen, um ihren Eurydico finden. Trotz allem will sich die Sängerin auf den Weg ins Jenseits machen, wo ihr der Herrscher der Unterwelt überraschenderweise nicht im Wege steht, sondern sie in seinem Reich gar willkommen heißt. Jedoch gibt er ihr eine Warnung mit: da Orphea nicht in die Unterwelt gehöre, solle sie vorsichtig sein.

Darüber hinaus bezweifelt der Herrscher der Unterwelt, ihr Plan werde gelingen, habe sich ihr Geliebter doch bereits an sein neues Heim gewöhnt und werde wohl schwerlich davon zu überzeugen sein, mit ihr wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Orphea kann und will dies nicht akzeptieren und macht sich schließlich auf den Weg durch die Hölle, deren verschiedene Stationen sie durchqueren muss. Ohne zu ahnen, dass sie ganz nahe ist, hat sich zeitgleich auch Eurydico auf die Suche nach einer Geliebten gemacht, doch es bleibt offen, ob ihre Liebe groß genug ist, um den Tod zu überwinden.

Drei Tore zur Hölle

Bereits in ihrem Interview mit film-rezensionen.de gab Schauspielerin Lilith Stangenberg an, dass es neben Orphea, eine Kollaboration zwischen Khavn de la Cruz und Alexander Kluge, noch einen weiteren Film gebe, nämlich Love Is a Dog From Hell, welcher auf den neun „Songs from Hell“ beruht und Anleihen an die Arbeiten des US-Autors Charles Bukowski aufweist. Dieser ist nun eine alleinige Arbeit des philippinischen Auteurs, welche aber naturgemäß einige Parallelen zu den vorherigen Filmen Orphea sowie Happy Lamento aufweist. Wie für die sonstigen Arbeiten Khavns üblich ist auch Love Is a Dog From Hell ein narratives wie auch formales Experiment, welches sich eine Kategorisierung verweigert, aber zugleich sowohl eine Neuinterpretation des antiken Mythos beinhaltet wie auch ein Bild Manilas mit zahlreichen Verweisen auf aktuelle Diskussionen, allen voran Armut, Verelendung und Kriminalität.

In Love Is a Dog From Hell heißt es, dass Manila ein Tor zur Hölle sei, mit drei Eingängen für Lust, Wut und Gier. Die Hölle ist immer nur einen Steinwurf entfernt, möchte man meinen, oder steckt vielmehr in jedem Bild, welches diesen Film ausmacht und zugleich die Figuren, allen voran Orphea erfüllt. Eine Unterscheidung zwischen der persönlichen und der wirklichen Hölle entfällt in Khavns Films völlig, wie eigentlich alle anderen Kategorisierungen, vermischt sich zu einem der vielen Gesänge, die wir im Laufe des Films hören, und welche Stangenberg wahlweise in Englisch, Deutsch oder gar Russisch zum Besten gibt. In Love Is a Dog From Hell, vielleicht noch viel deutlicher als in Orphea, geht es um das Verlassen dieser beiden Höllen, denen man per Definition, durch den Mythos wie auch die äußeren Umstände angehört, mit sehr unterschiedlichen Methoden, wobei Khavn den Schlüssel beim Individuum selbst zu sehen scheint. Entsprechend ausdrucksstark sind seine Darsteller, in erster Linie Lilith Stangenberg, die in ihrer Rolle als Orphea ein mehr als überzeugende Leistung zeigt, welche wahrlich alle Register zieht.

Lamentieren um die Liebe und die Welt

Doch es ist nicht nur die Hauptdarstellerin, die in Love Is a Dog From Hell alle Register zieht. Wie in vielen seiner Werke vermischt Khavn eine ganze Reihe audiovisueller Stilmittel, wobei in diesem Falle Albert Banzon und Gym Lumbera auf gleich zehn verschiedene Kameras zugreifen und auf eine ebenso facettenreiche Auswahl an Filmmaterial (unter anderem auch Super8). Auch Animationssequenzen sowie die Filmmusik Khavns spielen eine gewichtige Rolle in diesem Werk, welches seinen Zuschauer immer wieder irritiert und Gegensätze miteinander mischt. Dies mag nach einem Experiment klingen, folgt aber durchaus einer gewissen Logik, die zum einen, wie es Stangenberg im bereits erwähnten Interview beschreibt, im Prinzip des Unvollkommenen liegt, doch auch in jener Hölle, der realen wie auch der fiktiven, die Khavns Film abbildet. Beklagt Orphea noch lautstark den Verlust der Liebe, ist dies gefolgt von einer Stammtischdiskussion dreier, schwer angetrunkener Männer über das Konzept der Sklaverei und welchen Platz es in der Welt hat.

Außerhalb dieser Szenen ist es die Bilderwelt, welche eine Unterscheidung zwischen der Ober- und Unterwelt beinahe unmöglich macht. Seiner Idee folgend, dass Manila selbst ein Tor zur Hölle sei, regieren Armut, Verbrechen, Hunger und Kriminalität die Szenerie in Love Is a Dog from Hell und betonen die „weltliche Hölle“, die sich von der eigentlichen nur vom Namen her unterscheidet.

Credits

OT: „Love is a Dog from Hell“
Land: Philippinen, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Khavn de la Cruz
Drehbuch: Douglas Candano, Khavn de la Cruz
Musik: Khavn de la Cruz
Kamera: Albert Banzon, Gym Lumbera
Besetzung: Lilith Stangenberg, Ian Madrigal

Bilder

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Love Is a Dog From Hell
fazit
„Love is a Dog from Hell“ ist eine moderne Neuinterpretation des Mythos um Orpheus und Eurydike. Khavn de la Cruz verbindet in seiner Version der Geschichte die für sein Gesamtwerk übliche visuelle und narrative Experimentierfreude, welche Grenzen sprengt und von der Darstellung Manilas, seiner Bewohner, seiner Kultur, doch auch dessen sozialen Problemen definiert ist. Darüber hinaus gibt Darstellerin Lilith Stangenberg eine große Vorstellung in der Titelrolle, die ihr körperlich wie auch emotional einiges abverlangt.
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