Ein Atombunker soll der ideale Rückzugsort für Universitätsprofessorin Nora (Monica Carpanese) und eine Gruppe ausgewählter Studentinnen sein, die dort ihre Abschlussarbeiten schreiben wollen. 24 Stunden sollen der Gruppe ausreichen, um sich auf ihre Themen zu konzentrieren, während ihnen Nora mit Rat und Tat beiseite steht. Um sich nicht ablenken zu lassen, haben die Studentinnen ihre Handys zuhause gelassen und auch niemandem gesagt, wo sie hingehen. Nur ein seltsamer Hausmeister begleitet sie in die Dunkelheit des Bunkers, wo sie nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind und eine Reihe Etagenbetten ihre Ruhestätte für die Nacht ist. Unter den jungen Frauen kommt es schon früh zu ersten Spannungen, denn während die einen sich auf etwas Ruhe für ihre Arbeit freuen und der Unternehmung entsprechend optimistisch entgegen sehen, sind andere skeptisch und suchen nach einem Ausweg aus dem dunklen Bunker. Als zwei von ihnen in der Nacht auf Entdeckungstour gehen, verschwinden sie spurlos, sodass der Rest der Gruppe am Morgen erst einmal sie suchen muss. In den dunklen Gängen wartet jedoch eine Gefahr für sein, ein Beobachter, der sie schon seit ihrer Ankunft verfolgt hat und nun nach neuen Opfern sucht, um seine Lust auf Menschenfleisch zu befriedigen.
Wo es beim Original hakt
Am 5. August 2022 wurde die Beschlagnahmung und Indizierung von Jeo D’Amatos Anthropophagus aufgehoben und seitdem wartet der Film auf eine Neubewertung durch die FSK. In einer Welt, die seit Filmen wie The Sadness oder Terrifier 2 Gefallen am blutigen Spektakel gefunden hat, passt der Film von 1980 natürlich ganz gut, wirkt sogar teils harmlos im Vergleich zu den genannten Vertretern. Besonders technisch ist D’Amatos Original schlecht gealtert, sodass sich Regisseur Dario Germani wohl dachte, dass es Zeit sei für eine Fortsetzung, die in seiner italienischen Heimat im März 2022 ihre Kinopremiere feierte und jetzt in Deutschland im Kino startet. Dabei nimmt Man Eater – Der Menschenfresser kehrt zurück vor allem die im Original von George Eastman verkörperte Figur des Kannibalen zur Vorlage und strickt drum herum eine recht konventionelle Geschichte, die man mittlerweile schon unzählige Male im Horrorkino gesehen hat.
Dass es beim Original von 1980 an bestimmten Stellen hakt, wie es im Pressetext von Drop Out Cinema heißt, ist klar, doch allein die bessere Technik begründet noch lange keine Fortsetzung. Bedenkt man die Welle von Reboots oder Fortsetzungen, die es in den letzten Jahren gerade im Horrorgenre gab, gehört Man-Eater zu den überraschendsten, weil unnötigsten Vertretern. Wie D’Amato selbst besitzt auch Germani ohne Frage das handwerkliche Talent für eine Filmproduktion, doch während der einen über jahrelange Erfahrung verfügte, scheint Germani über ein generelles Know-how zu verfügen, was noch ausbaufähig ist. Ästhetisch wirkt Man-Eater wie einer der vielen Independent-Produktionen des Genres, die ihren Mangel an Budget durch Tricks wie schummrige Ausleuchtung kaschieren wollen, bei den Effekten klotzen, aber dann beim Schauspiel und dem Drehbuch sparen. Derbe Effekte bekommt man von der ersten Minute an geliefert, doch der Schock wie beim Original bleibt weitestgehend aus, sodass man leider festhalten muss, dass auch Man-Eater ein Film ist, der sich Mühe gibt, dreckig zu sein, aber erzählerisch viel zu glatt ist.
Eine einzigartige Erfahrung (?)
Thematisch gibt es bei Man-Eater leider nichts zu holen, dafür ist die Rahmenhandlung schon viel zu simpel. Dass D’Amato und viele seiner Kollegen mit wenig Handlung auskamen, passte in das Bild des Genres der 1980er sowie die Mentalität italienischer Exploitation-Produktionen dieser Ära. Doch im Jahre 2022 kann man doch mehr verlangen, als einen Plot, der darauf hinausläuft, dass eine Gruppe junger Frauen nacheinander niedergemetzelt wird. Lediglich die Reihenfolge und die Tötungsart sind noch „überraschend“, während sie durch den Bunker herumirren und ihr Verfolger ihnen auflauert. Besonders ärgerlich ist auch, dass Germani sich noch nicht einmal die Mühe macht, diese negativen Aspekte zu kaschieren, wenn er seinem Zuschauer von Beginn an eine derart hanebüchene Grundsituation zu bieten hat. Einzigartig ist diese Erfahrung, um eine Formulierung aus dem Film selbst zu nutzen, überhaupt nicht – im Gegenteil, spätestens nach einer halben Stunde beginnt man nämlich auf die Uhr zu schauen, was bei einer Laufzeit von unter 80 Minuten schon etwas heißen soll.
OT: „Anthropophagus II“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Dario Germani
Drehbuch: Lorenzo De Luca
Musik: Simone Pastore
Kamera: Dario Germani
Besetzung: Jessica Pizzi, Monica Carpanese, Giuditta Niccoli, Diletta Maria D’Ascanio, Chiara De Cristofaro, Shaen Barletta, Valentina Capuano, Alessandra Pellegrino, Alberto Buccolini
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