Menschen & Tiere

Ein bisschen absurd ist es ja schon. Schätzungen zufolge könnte es auf der Erde rund eine Trillion Tiere geben, sprich eine 1 mit 18 Nullen. Die Menschen haben mit einer Gesamtzahl von geschätzt bald 7,9 Milliarden Exemplaren einen deutlich geringeren Anteil an dem Leben auf der Welt. Und doch neigen wir dazu, Tiere nur als eine Art Beigabe zu betrachten. Etwas, das eben da ist und uns zur Verfügung steht, wie andere Ressourcen auch. Zumindest teilweise hat aber ein Umdenken stattgefunden, die Zahl der Menschen, die auf einen würdevolleren Umgang mit unserem Mitlebewesen pochen, steigt kontinuierlich. Die sich um Tierschutz bemühen, für vegetarische oder vegane Ernährung kämpfen oder zumindest für bessere Bedingungen. Eine ganze Reihe von ihnen kommt in dem Dokumentarfilm Menschen & Tiere zu Wort.

Die Suche nach den richtigen Antworten

Tatsächlich ist es beachtlich, wie vielfältig die Leute und deren Beschäftigungen sind, die Regisseur Bernhard Koch (Sein – gesund, bewusst, lebendig) vor die Kamera geholt hat. Los geht es mit einem Mann, der sich für die wesensgemäße Haltung von Bienen einsetzt. So bringen wir Imkerei mit den Kästen in Verbindung, die in Reihen aufgestellt werden. Das ist praktisch für die Menschen, entspräche aber nicht der Natur der honigproduzierenden Insekten. Es bräuchte da ein Umdenken. Auf diese Weise gibt Menschen & Tiere bereits vor, in welche Richtung die folgenden anderthalb Stunden gehen werden. Nach und nach darf das Publikum lernen, dass vieles von dem, was wir im Alltag für gesetzt halten, überdacht werden sollte.

Koch selbst äußert sich nicht zu dem Thema. Er kommentiert nicht, geht selbst nicht auf das Gesagte ein. Ein stummer Beobachter also. Aber kein neutraler: Die Auswahl der Interviewten gibt natürlich schon vor, was er mit seinem Dokumentarfilm wollte. Menschen & Tiere ist kein Werk, das unvoreingenommen Fragen stellt. Vielmehr wird deutlich, dass da jemand auf der Suche nach den Leuten ist, die die richtigen Antworten geben. Das darf man dann selbst kritisch hinterfragen, zumal es auch innerhalb der Befragten keinen Austausch gibt. Spannend wäre es beispielsweise gewesen, wenn sich der einfühlsame Metzger mal mit den Leuten des vegan geführten Lebenshofes unterhält. Oder auch, was die Hundespezialistin davon hält, dass auf dem besagten Hof selbst Hunde kein Fleisch essen dürfen.

Die Natur vor der Haustür

Sofern man sich nicht an dem belehrenden Ton stört, der sich durch den gesamten Film zieht, hat Menschen & Tiere aber durchaus spannende Passagen. Neben den besagten Bienen tauchen beispielsweise auch Schafe auf, eine Schäferin teilt mit dem Publikum einige Informationen. Und dann wäre da noch die Frage, wie es eigentlich die Kirche mit Tieren hält. Unter anderem gehört jemand vom Institut für Theologische Zoologie e.V. zu den neun Männern und Frauen, die ihre Sichtweisen und Gedanken teilen. Da ist dann einiges dabei, worüber man selbst im Anschluss nachdenken kann. Kann sich selbst Fragen stellen oder auch Diskussionen mit anderen beginnen. Insofern hat der Dokumentarfilm das selbstgesteckte Ziel erfüllt.

Wer einfach „nur“ Tiere sehen mag, kommt auch auf seine Kosten: Pferde und Schweine, Hunde und Bienen, was wir hierzulande eben so haben. Natürlich kann es der Film nicht mit den Tierdokus aufnehmen, die das Publikum auf eine Weltreise mitnehmen und dabei spektakuläre Bilder liefern. Das hier ist dann noch kein Tiere hautnah mit Bertie Gregory. Im Vergleich zu diesen teuren Produktionen ist Menschen & Tiere bescheidener, bodenständiger. Man sitzt nicht mit staunenden Augen vor der Leinwand. Aber das muss ja auch nicht sein. Vielmehr will der Film uns dazu ermuntern, uns die naheliegende Natur noch einmal genauer anzuschauen und wieder das wahrzunehmen, was für uns zu selbstverständlich geworden ist.