Pictures of Ghosts Retratos Fantasmas
© Wilson Carneiro da Cunha

Pictures of Ghosts

Pictures of Ghosts Retratos Fantasmas
„Pictures of Ghosts“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Mit seinen Spielfilmen Aquarius und Bacurau etablierte sich Kleber Mendonça Filho als eine der führenden Stimmen des zeitgenössischen brasilianischen Kinos. Sowohl das Sozialdrama als auch die groteske Menschenjagd waren im Rennen für die Goldene Palme in Cannes, allgemein waren die Werke auf zahlreichen Festivals vertreten. Dort macht derzeit auch Pictures of Ghosts seine Runde, der neueste Beitrag von Filho. Dabei ist der Film nur bedingt mit den obigen Titeln zu vergleichen. Während Letztere sicherlich auch reale Vorbilder und Vorkommnisse aufgriffen und auf eine ganz eigene Weise verarbeiteten, handelt es sich beim aktuellen Beitrag um einen Dokumentarfilm, mit dem er direkt Bezug auf die Welt da draußen nimmt.

Persönlicher Rückblick

Wobei sich dabei das Persönliche und das Allgemeine die Waage halten. Genauer erzählt er aus seinem Leben in der Stadt Recife, wo er geboren wurde und aufgewachsen ist. Er nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit und gibt Einblicke in seine Jugendjahre, als er selbst seine Leidenschaft für Filme entdeckte. Dieser biografische Part geht in Pictures of Ghosts aber auch mit einem Porträt der Stadt einher, die sich im Laufe der Jahre stark gewandelt hat. Vor allem die 1970er und 1980er waren sehr prägend, wurde damals der Grundstein für den Wandel gelegt. Heute ist die Stadt die viertgrößte des Landes, ist sowohl ein Tourismus-Hotspot als auch ein wirtschaftliches Zentrum, an dem man als Unternehmen nicht vorbeikommt.

Doch der wirtschaftliche Aufschwung und der zunehmende Glamour-Faktor hat auch weniger schöne Veränderungen mit sich gebracht, zumindest aus Sicht von Filho. So sind die großen Filmpaläste einer nach dem anderen verschwunden. Was früher das Tor zu einer anderen Welt war, ist nun eine verblassende Erinnerung. Pictures of Ghosts ist deshalb auch von Nostalgie geprägt, von einer Wehmut für eine vergangene Zeit. Die Einflüsse von damals sind jedoch geblieben, leben fort in Bildern, Videos und Erzählungen. Tatsächlich werden die Grenzen zwischen gestern und heute immer wieder aufgehoben, wenn der Film zurückblickt, Anekdoten der Familie wie auch aus den Kinos teilt. Dann und wann schimmern in diesem Mosaik weitergehende Themen durch, wenn die Stadt Recife gleichzeitig ein Spiegel der Gesellschaft und der Politik ist.

Aus Liebe zum Erzählen

Das hätte man sicherlich weiter vertiefen können. Filho streift die Themen, vertieft sie aber nicht weiter, bleibt lieber bei seinen eigenen, direkten Erfahrungen. Das mag man dann als egozentrisch empfinden, als selbstverliebten Tunnelblick. Aber es ist auch spannend, wie er aus seiner Perspektive alles Revue passieren lässt. Der Film ist dabei Rückblick und Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen im Allgemeinen sowie das Filmemachen im Besonderen. Da sind die Kino-Geschichten, seine eigenen Gehversuche, eine Szene aus seinem ersten Spielfilm Neighboring Sounds taucht wieder auf. Und auch seine vor einigen Jahren gestorbene Mutter, die Historikerin war. Wie diese wird der Brasilianer zu einem Chronisten, der etwas für künftige Generationen bewahrt. Nur dass dies hier eine stärkere emotionale Komponente hat und nicht davor zurückschreckt, sich selbst beim Beobachten zu öffnen.

Credits

OT: „Retratos Fantasmas“
Land: Brasilien
Jahr: 2023
Regie: Kleber Mendonça Filho
Drehbuch: Kleber Mendonça Filho
Musik: Tomas Alves Souza
Kamera: Pedro Sotero

Trailer

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Pictures of Ghosts
fazit
Nach mehreren gefeierten Spielfilmen meldet sich der brasilianische Regisseur Kleber Mendonça Filho mit „Pictures of Ghosts“ zurück und erzählt von seiner Jugend und seiner sich verändernden Heimatstadt. Das ist mal nostalgisch, meist persönlich, aber auch ein interessanter Rückblick, der zugleich eine Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen ist.
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