Die Freude ist groß bei dem Hund, als der Postbote endlich vor der Tür steht und sein Paket in der Hand hat. Schließlich hat er sich gerade einen Roboter bestellt, der sein künftiger Wegbegleiter sein soll. Der neue Freund ist schnell zusammengebaut, auch sonst klappt das Zusammenleben auf Anhieb. Gemeinsam schauen sie sich Filme an und verbringen allgemein viel Zeit miteinander. Nächster Punkt auf der Liste ist ein gemeinsamer Ausflug an den Strand, wo sie das Wetter und das Meer auskosten wollen. Zusammen verbringen sie einen wunderschönen Tag – bis zum bösen Erwachen …
Sprachlos verzaubernd
Wer dieses Jahr Filmfeste besucht hat, könnte dabei auch über Robot Dreams gestolpert sein. Seit der Premiere in Cannes wurde der Animationsfilm um einen Hund und einen Roboter, die Freundschaft schließen, von Festival zu Festival weitergereicht. Allein in Deutschland gab es drei, die ihn sich geschnappt haben. Dabei ist die Geschichte eigentlich nicht neu. Vielmehr basiert sie auf dem Comic Robo und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht von Sara Varon, der bereits 2007 im Original bzw. ein Jahr später auf Deutsch erschienen ist. Leider ist der Band inzwischen nur noch antiquarisch erhältlich. Wer diesen aber auftreibt, kann sich bis heute ziemlich verzaubern lassen.
Grundsätzlich ist der Comic dabei für die ganze Familie geeignet, wie auch die positive Resonanz beim Film bewiesen hat. Die Zielgruppe sind aber eindeutig Kinder. So verzichtet Varon in ihrem Werk fast völlig auf Sprache, weshalb bei Robot Dreams auch keine Dialoge zu finden sind. Nur hin und wieder sind in Robo und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht Objekte mit Text eingebaut, etwa bei Büchern, Schildern oder auch einer Postkarte. Insgesamt sind Comic und Film nahezu identisch, nur an manchen Stellen wurde bei der Adaption etwas abgeändert. Beispielsweise gibt es in der gedruckten Fassung einen Verweis auf den Anime-Klassiker Das Schloss im Himmel, der bei der Verfilmung fehlt, vermutlich aus rechtlichen Gründen. Dafür hat der Film das Ende deutlich ausgebaut und dabei noch emotionaler gemacht. Auch der Einstieg hat an Tiefe gewonnen.
Bittersüße Geschichte um Freundschaft
Insgesamt hat der Film auch leicht die Nase vorn. Für sich genommen ist aber auch der Comic bis heute ein sehr süßes Werk, dem eine Neuauflage zu wünschen wäre. Varon erzählt wie in vielen ihrer Werke von besonderen Freundschaften in einer ausschließlich von Nicht-Menschen bevölkerten Welt. Neben den beiden Protagonisten gibt es unter anderem zwei Ameisenbären und einen Pinguin, mit denen der Hund Freundschaft zu schließen versucht. Zwischendurch läuft auch ein Schneemann umher. Robo und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht besteht auf diese Weise aus lauter kurzen Einzelgeschichten, während rund ein Jahr im Leben der einzelnen Figuren vorübergeht.
Aufgrund der Kürze der Episoden und der fehlenden Sprache gibt es natürlich keine wirkliche Figurenzeichnung. Da wird nie ein Charakter draus. Und doch macht es Spaß, dem wild zusammengewürfelten Haufen eine Zeit lang Gesellschaft zu leisten und mit ihnen kleine alltägliche Szenen zu durchleben. Robo und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht ist ein bittersüßer Comic, der sicherlich seine traurigen Passagen hat, wenn die beiden Hauptfiguren ihre Erfahrungen machen. Aber zum Ende hin werden die meisten nach der Lektüre ein Lächeln im Gesicht haben. Denn Varon lehrt uns, dass das Leben immer weiter geht und dass es sich lohnt, offen durch diese Welt zu gehen und das anzunehmen, was uns so begegnet – ob es nun ein Roboter, ein Hund oder ein sonstiges Wesen ist. Und wer mag dazu schon Nein sagen?
OT: „Robot Dreams“
Land: USA
Jahr: 2007
Text: Sara Varon
Zeichnungen: Sara Varon
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