Schule am Meer: Familienbande

An der von Katharina Hendriks (Anja Kling) geleiteten Flensburger Berufsschule sind die Sorgen groß. Sie brauchen unbedingt noch weitere Anmeldungen für die Gastronomieklasse, sonst muss diese aufgelöst werden. Doch woher nehmen? Bislang waren die Versuche von wenig Erfolg gekrönt. Nun soll es der Foodblogger Erik Olsen (Oliver Mommsen) richten, der als Gastdozent an der Berufsschule arbeitet. Der hat auch schon eine Idee. Dummerweise bedeutet dies auch, dass sich Katharina mit ihrer Schwester, der berühmten Starköchin Antje Berninger (Gerit Kling), auseinandersetzen muss. Währenddessen hat auch Metzgerschüler Sven Tiedgen (Andreas Warmbrunn), der die Fleischerei seines Vaters Patrick (Michael Lott) übernehmen soll, ein großes Problem …

Kampf mit den Erwartungen

Eigentlich dient der Freitagabend im Ersten ja mehr der netten Berieselung. Da finden sich ganz besonders viele Komödien ohne Anspruch und Ambition, die man sofort wieder vergessen hat. Aktuell geht es auf dem Sendeplatz aber richtig dramatisch zu. So ging es in Einspruch, Schatz!: Unter Vätern um das Thema Mobbing und Akzeptanz von Minderheiten, was nicht gerade entspannungstauglich ist. Und auch in Schule am Meer: Familienbande werden ernstere Töne angestimmt. Wobei das hier nicht wirklich überraschend ist. Auch bei Frischer Wind, dem ersten Teil der ARD-Reihe, war das keine leichte Kost. Damals wurde über psychische Krankheiten gesprochen, auch wenn das überhaupt nicht in die Geschichte gepasst hat. Die Absicht war gut, das Ergebnis weniger.

Das ist beim zweiten Film schon besser gelöst. Wenn innerhalb der Gastronomieklasse über das Thema Schlachtung und Vegetarismus gesprochen wird, ist das zumindest noch alles ein Themenbereich. Klar darf man sich fragen, warum jemand, der gegen Fleischkonsum ist, ausgerechnet Metzgerschüler werden sollte. Schule am Meer: Familienbande löst diesen Widerspruch, indem der betroffene junge Mann den Laden seines Vaters übernehmen soll und sich nicht traut, seine Bedenken zu äußern. Das Drehbuchteam spricht damit etwas an, das auch ganz losgelöst von der Frage des Fleischkonsums funktioniert. Da geht es um Erwartungen, die zu erfüllen sind, um Fragen der Selbstverwirklichung und wie viel Verantwortung wir für unser eigenes Leben haben.

Zu gewollt dramatisch

Während der zweite Teil in der Hinsicht gut funktioniert, hat er aber auch seine Mankos. Beispielsweise ließ es sich das Trio Hardi Sturm, Uwe Kossmann und Markus Hoffmann nicht nehmen, zum Ende hin eine dramatische Zuspitzung einzubauen. Da wird dann mal wieder ein Klischee bemüht, völlig unnötig auch. Das wäre ohne gegangen. Ärgerlich ist zudem, wie Schule am Meer: Familienbande der Hauptfigur noch eine tragische Vorgeschichte andichtet, die mit der Schwester zusammenhängt. Zwar ist es nett, wenn hier Anja Kling und Gerit Kling, die tatsächlich Schwestern sind, solche spielen. In der Form ist aber auch das plump und irgendwie zynisch, wie ein Schicksalsschlag als bloßes Mittel zum Zweck instrumentalisiert wird.

Ein bisschen schwierig ist zudem, wie der Film auf den Konflikt zwischen der Leiterin und dem Gastdozenten besteht. Im ersten Teil wurde das noch einigermaßen begründet. Im zweiten fehlt die Begründung dafür. Vor allem ein Publikum, das den Vorgänger nicht gesehen oder nach anderthalb Jahren Wartezeit wieder vergessen hat, wird seine Probleme haben, das Verhältnis der beiden nachzuvollziehen. Da hätte Schule am Meer: Familienbande schon noch stärker an die Ausgangssituation anknüpfen müssen. Insgesamt ist der Film damit erneut ordentlich, er nutzt auch das grundsätzlich interessante Setting der Berufsschule besser. Aber da ist nach wie vor Luft nach oben.