Die 1990er waren eine sehr prägende Zeit für Horror-Spiele. Natürlich hat es auch zuvor schon Spiele gegeben, die Elemente enthielten, beispielsweise der Klassiker Castlevania von 1986. Aber es ist schon faszinierend, wie in der folgenden Dekade die Grundsteine für das Genre gelegt wurden und diverse namhafte Reihen ihren Anfang nahmen. Los ging es 1992 mit Alone in the Dark, das von vielen als Urvater des Survival Horrors angesehen wird. 1996 ging Resident Evil an den Start und ist bis heute ein riesiges Franchise, das neben den Games zahlreiche Filme und sonstige Adaptionen beinhaltet. Nicht ganz auf diesem kommerziellen Niveau, aber ebenfalls sehr einflussreich war Silent Hill, das 1999 für die PlayStation veröffentlicht wurde und diverse Nachfolger und zwei Verfilmungen nach sich zog.
Gefangen in einer seltsamen Kleinstadt
Der Vergleich zu der drei Jahre zuvor veröffentlichten Zombiejagd boten sich an. Doch trotz einiger Gemeinsamkeiten ging man hier in eine deutlich andere Richtung. Das fängt schon mit dem Setting an. Anstatt sich durch ein abgelegenes Landhaus zu schleichen, in dem Monster umgehen, ist der Schauplatz hier eine Kleinstadt, das titelgebende Silent Hill. Trotz des erweiterten Settings hat aber auch diese besagte Kleinstadt etwas Klaustrophobisches an sich. Das liegt zum einen daran, dass wir diese nichts verlassen können und oft nur kleine Areale betreten können. Zum anderen herrscht dort auf den Straßen ein derart dicker Nebel, dass man kaum ein paar Meter weit sehen kann. Das war damals letztendlich auch technisch bedingt. Im Gegensatz zu diversen N64-Spielen, wo der berüchtigte Nebel irritierte, passt das zu einem Horrorspiel natürlich super.
Weiter verstärkt wurde diese Atmosphäre durch ein tragbares Radio, das man dabei hatte und das sich durch Geräusche bemerkbar machte, wenn ein Monster in der Nähe war. Dadurch wurde man vor der Gefahr gewarnt, ohne dass man wusste, wo genau diese gerade ist. Das machte einen guten Teil der Spannung aus, wenn überall der Tod warten könnte. Zumal man anders als bei Resident Evil keinen erfahrenen Kämpfer spielt, sondern einen Normalo. Der kann nicht zu lange am Stück rennen, verträgt auch nicht viel Schaden. Die Munition war sowieso limitiert. Deshalb war es bei Silent Hill oft sinnvoller, Gefahren aus dem Weg zu gehen, sofern man dies denn konnte. Hindernisse beim Weiterkommen waren oft gar nicht die Kreaturen, sondern die Rätsel, die zu lösen waren.
Die Zeichen der Zeit
Das macht prinzipiell heute auch noch Spaß. Stärker als der gefeierte Nachfolger Silent Hill 2 ist der Erstling ein Werk, das von der surrealen Stimmung lebt. Die Limitierungen der Hardware und der typische Look der damaligen Zeit, wenn vieles gar nicht realistisch dargestellt werden konnte, sind zugleich ein Plus. Da liegen schon Welten zwischen dem Auftakt und den Folgeteilen. Die Steuerung ist ein weniger gutes Überbleibsel der damaligen Zeit. Zwar ist das einfacher zu handhaben als Resident Evil, wo durch die ständig wechselnden Perspektiven auch die Steuerung dauernd angepasst werden musste. Hier gibt es keine festen Hintergründe, weshalb sich das wie ein richtiges 3D-Spiel steuert. Trotzdem ist das alles ein bisschen hakelig.
Ein weiteres Manko ist die Geschichte. Anfangs ist das noch recht spannend, wenn Harry durch die fremde Stadt läuft, auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter Cheryl, und dabei Hinweise sammelt. Die Auflösung ist aber wenig interessant, das reizvolle Mysteriöse weicht einem okkulten Hokuspokus. Da das Spiel nicht allzu lang ist, kann man auch heute noch einmal bei Silent Hill vorbeischauen, um die Anfänge dieser Reihe kennenzulernen. Im direkten Vergleich zum melancholisch-abgründigen Nachfolger zieht das hier aber den Kürzeren.
OT: „Silent Hill“
Land: Japan
Jahr: 1999
Director: Keiichiro Toyama
Producer: Gozo Kitao
Texte: Keiichiro Toyama
Musik: Akira Yamaoka
Publisher: Konami
Entwickler: Team Silent
Plattformen. PlayStation
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