Eigentlich hat Sörensen (Bjarne Mädel) ja gerade mehr als genug zu tun mit seinem privaten Leben. Da sind die Angststörungen, mit denen er sich herumplagt. Außerdem hätte er gern eine Frau. Ein bisschen einsam ist der Polizist schon. Zeit zum Nachdenken hat er jedoch keine mehr, als ihm plötzlich eine junge Frau (Liv Clasvogt) vors Auto läuft. Die stellt sich später als Jette heraus, ist blind, sehr religiös und lebte offensichtlich die letzten Jahre in einem Keller. Und als wäre das nicht schon verwirrend genug, finden sie in der Wohnung der jungen Frau die Leiche eines Mannes, von der niemand sagen kann, wer sie ist. Auf der Suche nach Antworten stoßen der Kommissar und sein Team – Jennifer Holstenbeck (Katrin Wichmann) und Malte Schuster (Leo Meier) – auf eine Glaubensgemeinschaft. Doch die bleibt unter sich und ist nicht sehr gesprächsbereit, weder aus Linus Hoekstra (Joachim Meyerhof) noch Martina Braasch (Luise Heyer) ist viel herauszubekommen …
Rückkehr des neurotischen Kommissars
Wenn in Deutschland ein neuer Fernsehkrimi angekündigt wird, neigt man dazu, mit den Schultern zu zucken. Schließlich gibt es von denen so viele, dass man ohnehin kaum den Überblick behalten kann. Als jedoch Sörensen hat Angst 2020 anstand, durfte man schon neugierig sein. Nicht nur, dass Bjarne Mädel die Hauptrolle spielte, der durch Mord mit Aussicht und Der Tatortreiniger schon bewiesen hat, dass er für ungewöhnliche Genrebeiträge zu haben ist. Der beliebte Schauspieler gab damit auch sein Regiedebüt. Das setzte eine größere Verbundenheit voraus. Tatsächlich stellte sich der Film dann auch als einer der besseren Krimis heraus, die Resonanz bei Kritik und Publikum war gut. Und so gibt es drei Jahre später mit Sörensen fängt Feuer Nachschlag.
Erneut handelte es sich dabei um die Adaption eines Romans von Sven Stricker, der wieder das Drehbuch geschrieben hat. Insofern konnte man davon ausgehen, dass sich nicht sonderlich viel getan hat. Noch immer haben wir es mit einem neurotischen Kommissar zu tun, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte, dabei aber ständig gestört wird. Schlimm genug, dass sein Team ihm auf die Nerven geht, muss dann auch noch ein Mord geschehen. Und dann sind da bei Sörensen fängt Feuer noch die Verdächtigen, die alles andere als kooperativ sind und damit sein Nervenkostüm weiter in Anspruch nehmen. Da ist kaum eine Frage dabei, die mal normal beantwortet wird. Sofern es überhaupt eine Beantwortung gibt und der Protagonist nicht am ausgestreckten Arm verhungern muss.
Schräg und unterhaltsam
So frustrierend diese kuriosen Situationen für den Ermittler sind, das Publikum darf dabei seinen Spaß haben. Zumindest, wenn es schräge Figuren mag. Von denen gibt es in dem Film eine Menge, der Humor-Anteil in Sörensen fängt Feuer ist schon ziemlich groß. Auch das ist im deutschen Fernsehen nicht selten, da gibt es schon einige Reihen, die das Publikum erheitern wollen. Oft sind solche Krimikomödien aber sehr bemüht. Wenn sich Wilsberg: Wut und Totschlag etwa über Gleichberechtigung und ähnliches lustig machen will, ist das eher anstrengend als witzig. Bei Stricker funktioniert das deutlich besser. Seine schnell ins Absurde kippenden Dialoge in Kombination mit dem betont nüchternen Auftreten der meisten Figuren ist tatsächlich witzig, anstatt nur so zu tun.
Dafür heißt es Abstriche bei dem Krimi zu machen. Der Film, der auf dem Filmfest Hamburg 2023 Premiere feierte, folgt dabei zwar schon den Regeln des klassischen Whodunnits, wenn auf eine Leiche mehrere Verdächtige kommen. An Wendungen mangelt es auch nicht, da die Figuren diverse Geheimnisse mit sich herumtragen und nicht immer das sind, was sie nach außen hin erscheinen. Allerdings ist die Geschichte bewusst weit hergeholt. Wenn zum Schluss in Sörensen fängt Feuer das Rätsel gelöst wird, hat das schon etwas Willkürliches, man muss nicht alles unbedingt nachvollziehen können. Wen das nicht stört, sondern einfach nur einen unterhaltsamen Krimi voll kaputter Leute sehen will, der ist hier an einer guten Adresse.
OT: „Sörensen fängt Feuer“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Bjarne Mädel
Drehbuch: Sven Stricker
Vorlage: Sven Stricker
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Kristian Leschner
Besetzung: Bjarne Mädel, Katrin Wichmann, Leo Meier, Liv Clasvogt, Luise Heyer, Karoline Eichhorn, Michael Maertens, Joachim Meyerhoff
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