Klar, wirklich weg war Mario nicht in den vergangenen Jahren. So war der Klempner, der wie keine andere Figur als Symbol für Videospiele bekannt ist, in mehreren Spin-offs zu sehen. Außerdem turnte er dieses Jahr durch Der Super Mario Bros. Film, der nur knapp daran scheiterte, der erfolgreichste Film 2023 zu werden. Doch wenn es darum geht, ihn selbst hüpfend durch irgendwelche Fantasiewelten zu steuern, sah es mager aus. Lässt man einmal das Mobil-Game Super Mario Run außen vor, muss man bis 2012 zurückgehen. New Super Mario Bros. U war der letzte traditionelle Plattformer aus der Seitenansicht, bei dem Mario die Hauptrolle hatte. Aber die lange Wartezeit hat sich gelohnt, mit Super Mario Bros. Wonder feiert er ein fulminantes Comeback. Nicht nur, dass es sich bei dem Jump’n’Run um eines der besten Spiele des Jahres handelt. Viele sagen sogar, dass es der beste Teil seit den glorreichen Anfängen in den 1980ern und 1990ern ist.
Eine wundervolle Blume
Dabei kopiert Nintendo hier nicht einfach die alte Formel und setzt auf maximale Nostalgie, wie es der Film dieses Jahr getan hat. Klar, bewährte Elemente, die 1985 Super Mario Bros. eingeführt hatte, finden sich in dem neuesten Abenteuer wieder. Es gibt Münzen, Röhren, zu zertrümmernde Steine und Extras wie die Feuerblume. Auch bei den Gegnern finden sich alte Bekannte wieder, allen voran Bowser, der mal wieder Ärger macht. Doch es gelang dem Team, zahlreiche Neuheiten einzubauen, die dafür sorgen, dass sich die Reihe knapp vier Jahrzehnte später immer noch frisch anfühlt. Im Vorfeld sorgte beispielsweise das Extra für Aufmerksamkeit, durch das sich Mario – oder auch die anderen spielbaren Figuren wie Luigi, Peach oder Toad – in einen Elefanten verwandeln. Der ist zwar ein bisschen schwerfällig, kann andere dafür mit seinem Rüssel wegschleudern oder auch Blumen bewässern.
Aber es ist eine andere Blume, die das Spiel maßgeblich prägt. So findet man in vielen Leveln eine Wunderblume. Wird diese eingesammelt, verändert sich die Welt völlig. Da lernen manche Röhren das Laufen, es wechseln sich Perspektiven, manchmal macht auch die gerade gespielte Hauptfigur eine Wandlung durch. Das Prinzip ist zwar jedes Mal gleich: Nachdem man durch die Blume in eine Art Parallelwelt gekommen ist, sucht man nach einem besonderen magischen Samen. Diese braucht es, um auf der Oberwelt weiterzukommen. Super Mario Bros. Wonder macht daraus aber ständig etwas Anderes. Man weiß hier im Vorfeld nie, was sich durch die Blume ändern wird. Ein Teil des Spaßes besteht dann auch in der Neugierde, was wohl beim nächsten Level passieren mag. Selbst wenn die jeweilige Welt einen Rahmen vorgibt, zum Beispiel Wiesen und Wüsten, hat man sich innerhalb dessen richtig ausgetobt.
Ein Wettstreit der verrücktesten Ideen
Es ist dann auch diese Kreativität, die beeindruckt. Das Design-Team scheint intern einen Wettbewerb veranstaltet zu haben, wer die meisten – und verrücktesten – Ideen hat. Mit einer Ausnahme: Bei den Bosskämpfen hält sich die Abwechslung in Grenzen. Da hat man das Gefühl, dass die nur aus vertraglichen Gründen drin sind, weniger weil man Lust darauf hatte, welche zu gestalten. Herausforderungen gibt es in Super Mario Bros. Wonder aber auch anderweitig. Zwar sind viele Level nicht so schwierig, dass das bloße Erreichen der obligatorischen Ziel-Fahne größere Probleme bereitet. Und wenn doch, kann man diese Levels oft ignorieren. Es gilt zwar, die besagten Samen einzusammeln, um neue Wege und Welten zu öffnen. Aber es gibt so viele Optionen, wie das zu erreichen ist, dass man die härteren Herausforderungen einfach ignorieren kann. Und wem selbst das zu schwierig ist, spielt als Yoshi oder Mopsie und nimmt so bei Feindkontakt keinen Schaden mehr.
Wer hingegen mehr gefordert sein möchte, darf sich mit der Suche nach versteckten Münzen oder Ausgängen beschäftigt. Tatsächlich gibt es immer wieder Passagen, bei denen es gar nicht so sehr darauf ankommt, bei der Steuerung sehr versiert zu sein. Vielmehr wird aus dem Jump’n’Run ein Puzzlespiel, bei dem man die Umgebung sehr genau untersuchen muss, um weiterzukommen. Allein damit kann man sehr viel Zeit verbringen, Spieler und Spielerinnen, die alles komplett erledigen wollen, können sich auf viele Stunden freuen. Und dann wäre da noch die Abzeichen, die man im Laufe des Spiels einsammelt und die einem besondere Fähigkeiten verleihen. Das macht einzelne Level deutlich einfacher, lädt aber auch zum Experimentieren ein, wenn man sie auf verschiedenste Weisen bestreiten kann.
Mit Humor und Charme
Das macht Spaß. Insgesamt zeichnet sich Super Mario Bros. Wonder durch die pure Spielfreude aus. Man entdeckt fremde Welten, sieht mit staunenden Augen, wie sich alles ständig verändert. Zwischendurch darf man auch schmunzeln, wenn das gesamte Königreich mit sprechenden Blumen übersät ist, die grundsätzlich alles kommentieren, was um sie herum geschieht. Der neueste Auftritt des Klempners ist dadurch nicht nur spieltechnisch eine Lehrstunde für andere Entwickler, sondern zeigt auch, wie sich diese Klasse mit Humor und Charme verbinden lässt. Immer wieder schleicht sich ein Lächeln aufs Gesicht, gerade auch in den verrückteren Momenten. Das Comeback ist damit gelungen, die Wartezeit hat sich gelohnt. Das Spiel ist ein Beweis dafür, dass man sich treu bleiben und dabei überraschen kann. Nach den diversen kompetenten, aber nicht sonderlich inspirierten New Super Mario Bros. Spielen ist das hier ein Wunderwerk, das auch dank der zahlreichen liebevollen Details in Erinnerung bleibt.
OT: „Super Mario Bros. Wonder“
Land: Japan
Jahr: 2023
Director: Shiro Mouri
Producer: Takashi Tezuka
Designer: Koichi Hayashida, Terumasa Kato, Shigefumi Hino
Musik: Koji Kondo, Shiho Fujii, Sayako Doi, Chisaki Shimazu
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo EPD
Plattformen: Nintendo Switch
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