Benjamin (Cooper Koch) hat einen Traum: Er will nach L.A. gehen und dort als schwuler Pornostar so richtig durchstarten! Allerdings ist die Stadt der Träume sehr teuer, da braucht es schon ein gewisses Startkapital. Sein bester Freund Don (Jose Colon) hat auch eine Idee, wie sie schnell an Geld kommen können. Als Drogenkurier kann man richtig viel Kohle machen. Am Treffpunkt angekommen, macht er jedoch eine böse Überraschung. So zwingt ihn Alice (Jena Malone), eine Bekannte seiner Cousine, dazu, die Drogen fein säuberlich verpackt zu schlucken, um sie so unbemerkt transportieren zu können. Jeder Widerstand ist zwecklos, Alice hat schusskräftige Argumente. Was als ganz einfacher Job geplant war, wird so zu einer alptraumhaften Odyssee für alle Beteiligten …
Horror in verschiedenen Formen
Eines muss man Carter Smith ja lassen: Er zeigt in seinen Filmen schon eine beachtliche Bandbreite. Zwar sind diese alle dem Horrorgenre entnommen. Doch während andere Kollegen und Kolleginnen in diesem Segment sich gern wiederholen oder gleich ganz bei anderen abkupfern, sind die bisherigen Werke des US-amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors recht abwechslungsreich. So war sein Debüt Ruinen (2008) eine Art Survival Horror in einer antiken Maya-Pyramide, die ein tödliches Geheimnis enthält. Sechs Jahre später meldete er sich mit Jamie Marks Is Dead zurück, ein melancholisches Fantasy-Drama um einen Geist. 2022 folgte dann sein dritter Film Swallowed – Es ist in dir. Und wieder schlug er eine neue Richtung ein, wenn er von einem schrecklichen Trip erzählt.
Dabei dauert es eine Weile, bis der Film an diesen Stellen ankommt. Zunächst sieht es vielmehr danach aus, als handele es sich um ein Drama, das von dem besonderen Verhältnis zweier Freunde erzählt. Der Einstieg ist dabei gelungen. Da sind schon einige schöne Szenen mit den beiden jungen Männern, die vor einem Abschied stehen und nicht wirklich wissen, wie sie damit umgehen sollen. Diese zärtlich-wehmütige Note macht jedoch Panik Platz, wenn Swallowed – Es ist in dir zu der eigentlichen Geschichte kommt und der Transport der Drogen im Mittelpunkt steht. An der Stelle sieht es so aus, als hätte Smith einen herkömmlichen Krimithriller gedreht, bei denen unbedarfte Protagonisten auf einmal in eine Sache hineingezogen werden, die sie völlig überfordert. Solche Filme gibt es schließlich nicht gerade wenig, eine Rückkehr zu den Survival-Anfängen des Regisseurs scheint anzustehen.
Faszinierend und frustrierend
Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. So macht Alice von Anfang an ein Geheimnis darum, was genau sich eigentlich in den Päckchen befindet. Erst zur Hälfte hin verrät sie, was es genau damit auf sich hat. Die Wendung ist interessant und führt dazu, dass sich der Film stärker in die Body-Horror-Richtung bewegt. Das hatte richtig viel Potenzial, gerade im Hinblick auf den Schrecken. Da braucht auch das Publikum einen stärkeren Magen, um das alles durchzustehen. Wirklich genutzt wird dieses Potenzial aber kaum. Tatsächlich ist bei Swallowed – Es ist in dir vergleichsweise früh schon wieder die Luft raus und das anfängliche Thema ist abgearbeitet, noch bevor es richtig losging.
Stattdessen wird mit dem Gangsterboss Rich eine weitere Figur eingeführt, durch die sich die Geschichte abermals verändert. Grundsätzlich ist dieser bemerkenswert widerlich von Mark Patton verkörpert. Und auch Cooper Koch darf eine andere Seite von sich zeigen, wenn der anfangs so harmlos wirkende Pornoaspirant eine Wandlung durchmacht. Dennoch ist dieser Teil der uninteressanteste und führt dazu, dass man bei Swallowed – Es ist in dir letztendlich gar nicht weiß, was Smith überhaupt erzählen wollte. Das ist schade, weil der dreckige Horrorthriller, der 2022 beim Fantasia Film Festival debütierte, eine Reihe sehenswerter Ansätze hat. Die fügen sich nur nicht so wirklich zusammen, das Endergebnis schwankt zwischen faszinierend und frustrierend.
OT: „Swallowed“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Carter Smith
Drehbuch: Carter Smith
Musik: Christopher Bear
Kamera: Alexander W. Lewis
Besetzung: Cooper Koch, Jose Colon, Jena Malone, Mark Patton
Fantasia Film Festival 2022
Fantasy Filmfest 2022
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