Ein heißer Tipp hat sie darauf gebracht, dass dort richtig etwas zu holen ist. Und so beschließen Arianna (Tania Bambaci), Roberto (Gianluca Vannucci) und Stefano (Mike Cimini), in das abgelegene Landhaus einzusteigen. Ziel dabei ist die Werkstatt des Goldschmieds Antonio (Giuseppe Pambieri), in der zahlreiche Schmuckstücke darauf warten, den Besitzer zu wechseln. Zumindest der erste Teil klappt sehr gut: Die drei brechen in das Haus ein, überwältigen den Besitzer und dessen Frau Giovanna (Stefania Casini) und fesseln sie, um sich im Anschluss gleich an die Arbeit zu machen. Doch bald schon müssen die drei feststellen, dass der Einbruch nicht annähernd so leicht ist wie gedacht. Denn das vermeintlich harmlose alte Ehepaar verfolgt einen ganz eigenen Plan …
Gefangen zwischen gut und böse
Im Thriller-Genre ist es ein beliebtes Szenario: Irgendwelche finsteren Gestalten brechen in das Haus ein und terrorisieren die Hauptfiguren. Die Spannung entsteht dabei aus den ungleichen Machtverhältnissen und dem Schrecken, in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein. Es gibt aber auch die seltenere Variante, dass die Einbrechenden die Hauptfiguren sind und sie auf einmal in der Falle sitzen. Don’t Breathe ist ein bekanntes Beispiel dafür. Auch in The Owners kommt es dazu, dass die nur scheinbar hilflosen Opfer sehr viel gefährlicher sind. Wem diese Art Filme gefallen, der bekommt nun Nachschub aus Italien, wenn The Goldsmith in die Fußstapfen der obigen Titel tritt. Da wird letztendlich auch nicht lange gefackelt. Nach einigen wenigen Minuten sind die Verhältnisse auf den Kopf gedreht, die drei sind die Gefangen des älteren Paares.
Die Frage lautet hier also im Gegensatz zum klassischen Home Invasion Thriller nicht, ob die Bösen hereinkommen, sondern ob sie wieder nach draußen kommen. Wobei The Goldsmith da auch die Grenzen verwischen lässt zwischen gut und böse. Tatsächlich macht es einem Regisseur und Co-Autor Vincenzo Ricchiuto schwer, für jemanden aus der Truppe sein zu wollen. Da gibt es höchstens das geringere Übel. Im Hinblick auf die Spannung ist das immer ein gewisses Wagnis. Fällt in einer Bedrohungssituation die Identifikationsfigur weg, riskiert man immer, dass das Publikum nicht mitfiebert. Natürlich gibt es Fälle, in denen die Zuschauer und Zuschauerinnen mit Kriminellen sympathisieren sollen. Hier ist das aber schwierig.
Nicht interessant genug
Ansätze, einem die drei näherzubringen, sind zwar schon vorhanden, wenn wir zwischendurch durch Flashbacks mehr über ihr Leben erfahren. Das wird aber so wenig konsequent betrieben, dass man sich das auch hätte sparen können. Wirkliche Charaktere werden aus ihnen nicht. Wobei das bei dem alten Ehepaar nicht anders aussieht. Da wird ein Punkt angesprochen, der vor allem den Goldschmied selbst geprägt hat. Aber das sind äußere Umstände, für eine wirkliche Figurenzeichnung hatte Ricchiuto keinen Platz. Vielleicht hat er aber auch grundsätzlich Schwierigkeiten damit, etwas Vernünftiges zu schreiben. So wird die von ihm und Germano Tarricone verfasste Geschichte im weiteren Verlauf immer bescheuerter. Gegen Ende ist The Goldsmith dann sogar geradezu bizarr.
Während der Film inhaltlich ziemlich wirr ist, fällt die eigentliche Inszenierung solide aus. Zumindest gibt sich der Regie-Debütant bei seinem ersten eigenen Werk nicht die Blöße. Empfindlich sollte man dabei übrigens nicht sein. Während die ersten zwei Drittel noch recht fest im Thriller-Genre verankert sind und es stärker um die Konflikte sowie das rätselhafte Verhalten geht, schwenkt The Goldsmith später in die Horror-Richtung. Da werden eher Fans von Torture Porn angesprochen. Der Rest muss den italienischen Genrebeitrag nicht unbedingt gesehen haben. Richtig spannend wird das hier nie, die Figuren sind wenig interessant, es verändert sich auch an der Situation nicht genug, um bis zum Schluss dranbleiben zu müssen.
OT: „L’Orafo“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Vincenzo Ricchiuto
Drehbuch: Vincenzo Ricchiuto, Germano Tarricone
Musik: Alexander Cimini
Kamera: Francesco Collinelli
Besetzung: Tania Bambaci, Gianluca Vannucci, Antonio CorteseIn, Giuseppe Pambieri, Stefania Casini
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