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In einer verregneten, düsteren Zukunftsmetropole leuchtet eine Werbung wie ein großes Fenster, das eine Freiheit zu versprechen scheint. Wird der Mann (Anton Svetic), der auf ein Ticket spart und gerade eine Erpressernachricht erhalten hat, das Paradies erreichen?
Unfertiger Rahmen
Die dreckige Jagd nach einem designschönen Traum; Soldaten in einer Welt voller vampirartiger Monster; eine Badewanne wird für eine einsame Seele zum Portal; eine Astronautin mit Albträumen; ein ehemaliger Serviceroboter sehnt sich nach Liebe und greift dafür zur Säge; ein Mann verwandelt sich zu Papier. In The Last Boy on Earth werden eine Reihe Kurzfilme gezeigt. Zwischendurch sehen wir stückweise einen weiteren Kurzfilm bzw. eine lose Rahmenhandlung, in dem der titelgebenden Last Boy on Earth zu sehen ist, der in einem weißen, sterilen Raum sitzt, mal Space Invaders spielt, mal schaut er sich alte Monsterfilme an. Ab und zu ertönt ein nerviges Signal, dann schaut er böse drein.
Dass dieser Kurzfilm als Rahmenhandlung für die restlichen Werke dient, mag sich noch am ehesten damit erklären, dass der helle Raum für die anderen Science-Fiction-Stücke, die verhältnismäßig eher düster sind, einen visuellen Kontrast bietet. Da ansonsten nichts mit diesem stückweise erzählten Kurzfilm in Bezug auf den Rest passiert, erscheint der Titel womöglich leicht irreführend. Denn obwohl die Idee von The Last Boy on Earth nicht uninteressant beginnt, es bleibt bei dem prologhaften Ansatz, der nur als Rahmung für diese Zusammenstellung an Kurzfilmen dient.
Durchwachsene Science-Fiction Anthologie
Über die verschiedenen Projekte hinweg findet die Kamera teilweise kreative Bilder, aber auch einiges, das wie schonmal gesehen wirkt. Ein Highlight im Hinblick auf atmosphärische Dichte war direkt der erste Kurzfilm mit Anton Svetic in der Hauptrolle. Seine Figur spart auf ein Ticket, das ihn aus seiner düsteren Lebenswirklichkeit retten soll. Ästhetisch erinnert das Projekt an Blade Runner und kommt ohne viele gesprochenen Worte aus, dafür mit Intensität weckenden Nahaufnahmen und einer pointiert inszenierten Handlung.
Wo man von Pointen spricht, die funktionieren bei anderen Science-Fiction-Kurzfilmen dieser Sammlung leider nur halb. Dadurch ergeben sich beim Durchschauen immer wieder Längen. Ein Nachteil ist hierbei, dass es sich um ein zusammengeschnittenes Werk handelt, anders als zum Beispiel die Anthologie Love, Death & Robots, von der es bei Netflix derzeit drei Staffeln gibt. Durch diese Trennung von einzelnen Folgen ist es natürlich leichter, einfach weiterzuskippen, falls man einen Kurzfilm weniger spannend findet. Das geht hier nicht beziehungsweise man müsste eben vorspulen. Würde man The Last Boy on Earth nun mit dieser anderen Anthologie messen wollen, ist das hier im Vergleich visuell weniger abwechslungsreich und genretechnisch auch abgegriffener.
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