The Retaliators – Auge um Auge

Der Pfarrer John Bishop (Michael Lombardi) verabscheut Gewalt. Wenn ihn jemand bedroht, geht er lieber davon und dem Konflikt aus dem Weg. Doch als eines Tages seine Tochter Sarah (Katie Kelly) von dem Gangster Ram Kady (Joseph Gatt) getötet wird, ist auch für den friedliebenden Bishop eine Grenze erreicht. Dieser Überzeugung ist zumindest der ermittelnde Polizist Jed Sawyer (Marc Menchaca). Zwar gelingt es ihm, den Mörder recht schnell ausfindig zu machen und in seine Gewalt zu bringen. Allerdings zieht er es vor, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen, anstatt sich auf das Urteil von Gerichten zu verlassen. Und so macht er dem trauernden und wütenden Vater ein Angebot, das es in sich hat …

Die Rache ist überall

Bei der Flut an Titeln, die in irgendeiner Form von Rache handeln, ist es nahezu unmöglich, noch den Überblick zu behalten. Zuletzt gab es beispielsweise die Kino-Fortsetzung The Expendables 4, den südkoreanischen Netflix-Thriller Ballerina oder auch das Unterwelt-Gemetzel von Farang – Schatten der Unterwelt, das auf mehreren Festivals zu sehen war. Wem das alles noch nicht reicht, für den gibt es jetzt mit The Retaliators – Auge um Auge Nachschub. Auch dieser war auf Festivals zu Hause, war sogar kurz im Kino zu sehen, buhlt jetzt aber im Heimkino-Bereich um ein Publikum, das sich an diesem archaischen Gefühl erfreuen kann. Und an jeder Menge Gewalt, wenn die Ereignisse in dem Horrorfilm so richtig aus dem Ruder laufen.

Wobei schon gleich zu Beginn die Stimmung aufgeladen ist. Das sind dann Szenen, die mit der Haupthandlung nicht unbedingt viel zu tun haben. Beispielsweise sehen wir einen Konflikt zwischen John und einem anderen Mann, der ihm den letzten Weihnachtsbaum vor der Nase weggeschnappt hat. Dennoch wird hier schon klar, dass es richtig böse knallen wird. Wenn der Protagonist als friedliebender Mensch beschrieben wird, ist das mal eine Abwechslung zu den sonstigen Hauptfiguren in solchen Filmen. Dort agieren üblicherweise Leute, die bereits im Töten versiert sind, entweder weil sie beim Militär waren oder als Killer arbeiten. Ein Pfarrer auf Rachefeldzug ist da doch mal etwas anderes. Wobei The Retaliators – Auge um Auge bei ihm nicht einfach einen Schalter umlegt und er zur Bestie wird. Das dauert alles schon etwas länger.

Groteske Entgleisung

Was den Film aber tatsächlich von der Konkurrenz unterscheidet, ist das, was in der zweiten Hälfte so passiert. Zu viel sollte man da vorab besser nicht wissen, das Drehbuch schlägt da schon ein paar Haken. Tatsächlich wird es dann auf einmal so grotesk, dass man sich nicht ganz sicher ist, ob das wirklich noch der Film ist, den man zu Beginn eingelegt hat. The Retaliators – Auge um Auge wird zu einem sonderbaren Mix verschiedener Themen und Ideen. Geradezu verblüffend ist es, was das Drehbuchduo Darren Geare und Jeff Allen Geare da reingepackt hat. Anspruchsvoll wird es dabei nicht. Eigentlich ist das sogar ziemlich trashig, was die US-amerikanische Produktion so aufwartet. Aber es ist doch zumindest eine Abwechslung in einem Genre, das oft von kaum zu unterscheidender Dutzendware geprägt ist.

Was dem Film dabei ebenfalls hilft, ist die Musik. Zwar ist es nun wirklich keine Seltenheit, dass ein Horrorwerk und Heavy Metal zusammenkommen. Auch dass Hardrocker in einem Horrorfilm auftreten, ist nicht überraschend – man denke beispielsweise an die Horrorkomödie Studio 666. Bei The Retaliators – Auge um Auge sind das aber so viele Gastauftritte von Musikern, dass man sich zuweilen wie in einem Musikvideo vorkommt. Nur dass es hier richtig dreckig und blutig zugehen darf, gerade gegen Ende hin nimmt der Splatteranteil stark zu. Wer sich nicht an Geschmacklosigkeiten stört, kann hiermit schon seinen Spaß haben. Die „Moral“ der Geschichte ist zwar ein wenig diffus, wenn Gewalt und Selbstjustiz mal befürwortet, mal abgelehnt wird. Aber groß nachdenken soll man hier auch gar nicht.