Mit seiner neuen Frauenzeitschrift sorgte der Verleger Carsten Wenkler für reichlich Kontroversen. Doch ist das auch ein Grund für einen Mord? Denn fest steht, dass ihn jemand in den Tod gestürzt haben muss. Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) nimmt die Geschichte unter die Lupe und vertraut dabei auf Tessa Tilker (Patricia Meeden), die als Juristin für den Verlag tätig ist. Währenddessen muss sich Anna Springer (Rita Russek) mit einem Shitstorm herumplagen, Overbeck (Roland Jankowsky) strebt eine neue Stelle an und Ekki Talkötter (Oliver Korittke) gerät mit einer Kollegin aneinander. Und dann wäre da noch das Bild, das er kürzlich ersteigert hat und welches für richtig viel Ärger sucht …
Plumper Versuch auf Aktualität
Mangelnde Produktivität kann man dem Team hinter Wilsberg kaum vorwerfen, jedes Jahr erscheinen neue Teile der ZDF-Krimireihe. So auch dieses Jahr, mit Folge mir und Fette Beute gab es bereits im ersten Quartal zwei neue Auftritte des Mannes, der abwechselnd als Buchverkäufer und als Detektiv unterwegs ist. Die Zuschauerzahlen waren dabei erneut hoch, beide Filme lockten jeweils mehr als sieben Millionen Menschen vor die Fernseher. Qualitativ ist das jedoch weniger erfreulich. Die Filme sind oft nur Durchschnitt, immer mal wieder nicht einmal das. Und auch bei Wut und Totschlag, dem inzwischen 79. Teil des Dauerbrenners, hält sich die Freude über das Angebotene in Grenzen. Das ist schon ziemlich mäßig, was dem Publikum da vorgesetzt wird.
Ein Problem ist, dass man bei der Reihe oft krampfhaft versucht, irgendwie modern zu sein. Der Wunsch ist verständlich: Wenn man schon so lang dabei ist, muss man aufpassen, nicht völlig aus der Zeit zu fallen. Das Ergebnis überzeugt aber nicht. Beim letzten Mal verhob man sich bei einem technologischen Thema. Dieses Mal versuchte man, sich irgendwie mit politischer Korrektheit zu befassen und dieser humorvoll zu begegnen. Wie kürzlich bei der Krimi-Konkurrenz Polizeiruf 110: Little Boxes ist das aber kaum witzig, sondern in erster Linie anstrengend. Dann und wann ist da mal etwas dabei, das funktioniert, etwa bei den drei älteren weißen Herren, die jemand für die Besetzung des Gleichstellungsbeauftragten suchen und dabei nur eine Checklist abhaken. Insgesamt ist Wilsberg: Wut und Totschlag aber schon ziemlich plump.
Als Krimi unbrauchbar
Ein anderes Problem, das schon vorangegangene Filme immer mal wieder plagte, ist auch dieses Mal nicht zu übersehen. So musste man die diversen Figuren irgendwie alle unterkriegen und ihnen etwas zu tun geben. Das klappt oft aber nicht so wirklich. Da werden lauter Stränge aufgemacht, für die dann aber nicht mehr die Zeit reicht. Gerade der Krimipart kommt zwischendurch immer wieder zum Erliegen, da geht bei Wilsberg: Wut und Totschlag kaum noch etwas voran. Wenn die besagten Stränge wenigstens irgendwie interessant wären. So aber verkommt das erneut zu einem Sammelsurium aus Einzelfäden, die weder für sich genommen noch in Kombination spannend sind. Man weiß hier oft nicht, warum man sich das überhaupt anschauen sollte.
Aber selbst wenn mal der Krimi im Mittelpunkt steht, macht das hier keinen besonders guten Eindruck. So vermisst man während des Films überzeugende Motive, warum jemand den Verleger hätte umbringen sollen. Das ist alles ziemlich weit hergeholt. Und auch die Auflösung enttäuscht: Da wird erneut extrem konstruiert, sowohl bei der Ermittlung wie auch der Tat an sich. Ein bisschen mehr als solche Seifenoper-Konflikte hätte man sich da schon einfallen lassen dürfen. Letztendlich gibt es dann auch keinen wirklich zwingenden Grund, warum man bei Wilsberg: Wut und Totschlag unbedingt einschalten sollte. Klar, als Fan bekommt man das Gewohnte. Im Laufe der vielen Jahre hat es aber so viele bessere Teile gegeben, dass dieser hier getrost ignoriert werden kann.
OT: „Wilsberg: Wut und Totschlag“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Philipp Osthus
Drehbuch: Markus B. Altmeyer
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Daniel Bussmann
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Patricia Meeden, Rita Russek, Roland Jankowsky, Janina Fautz, Oscar Ortega Sánchez, Stefan Haschke, Mai Duong Kieu, Mirka Pigulla, Anna Schäfer, Sinje Irslinger, Jessica Mclntyre
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