Die Doku Wir und das Tier von David Spaeth beleuchtet den Prozess des Tötens von Tieren, der der Fleischproduktion zugrunde liegt, von dem die Menschen in der modernen Gesellschaft aber völlig abgekoppelt sind.
Welche Beziehung hat der Mensch (und der Schlachtende) zum Fleisch?
Einerseits Tiere lieben und respektieren, andererseits Tiere töten und essen – wie passt das zusammen? Diese Frage ist das zentrale Thema von Spaeths Film. Um sie zu beantworten, zeichnet er das Porträt einiger Schlachter und befragt sie zu ihrem Verhältnis zu Tieren und zum Töten. Darunter befinden sich unter anderem junge Auszubildende in einem bayerischen Schlachthof, zwei „normale“ Frauen, die einen Schlachtkurs (!) belegen und ein Fließbandschlachter im größten Rinderschlachthof Europas.
Während der eineinhalb Stunden, die der Film dauert, bekommt der Zuschauer Szenen und Bilder zu sehen, die er bestimmt noch nie gesehen hat: das Schlachten von Schweinen, die verschiedenen Schlacht-Methoden im Vergleich, ein Roboter, der testweise im Labor ein totes Schwein zerschneidet usw. Dabei driftet Spaeth nie ins Klischee oder in billige Schockbilder ab. Die mündlichen Erklärungen und philosophisch-ethischen Betrachtungen der Menschen im Film begleiten diese nicht immer leicht zu ertragenden Bilder und stellen sie in einen größeren Zusammenhang.
Einige Aspekte des Fleischkonsums kommen zu kurz
Spaeths Dokumentarfilm ist mehr an ethischen Fragen interessiert als an politisch-ökologischen. Dies kann man dem Film durchaus vorwerfen, denn die dringlichere Frage ist sicherlich: Wie können die schädlichen Auswirkungen des hohen Fleischkonsums reduziert werden?
So sollte die Frage vielleicht nicht mehr lauten „Sollen wir Tiere essen?“, sondern „Wie können wir die Massentierhaltung stoppen?“. Denn erstere Frage ist im Grunde so alt wie die Menschheit selbst. Massentierhaltung ist jedoch ein moderner, gefährlicher und auch ethisch wirklich fragwürdiger Zustand.
Die Probleme, die Massentierhaltung verursacht, sind zahlreich und verschieden: Raubbau an und Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, hohe Treibhausgasemissionen, Nicht-Berücksichtigung von Tierschutz und Tierwohl, etc.
So ist Wir und das Tier einerseits ein spannender Beitrag zum Thema Fleischkonsum und Schlachten, der deutlich zeigt, dass der moderne Großstadtmensch den Bezug zum Tier und zum Töten gänzlich verloren hat: Tiere töten ist ein „Privileg“, das nur noch wenigen in Deutschland vorbehalten ist. Die Bilder und Äußerungen der Porträtierten sind deshalb umso wichtiger. Andererseits ist es allerdings schade, dass der Film dabei andere, sehr dringliche Themen zu kurz kommen lässt, allen voran die Massentierhaltung und die Auswirkung des Fleischkonsums auf den Klimawandel.
OT: „Wir und das Tier – Ein Schlachthausmelodram“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: David Spaeth
Musik: Philipp Noll, Axel Huber, Samuel Late
Kamera: Sebastian Bäumler
Amazon (DVD „Wir und das Tier – Ein Schlachthausmelodram“)
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