Alles Licht das wir nicht sehen All the Light We Cannot See Netflix Streamen online
© Katalin Vermes/Doane Gregory/Atsushi Nishijima/Netflix

Alles Licht, das wir nicht sehen

„Alles Licht, das wir nicht sehen“ // Deutschland-Start: 2. November 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

1944: Der Zweite Weltkrieg mag seine Endphase erreicht haben, doch nach wie vor wird erbittert gekämpft. Die blinde Jugendliche Marie-Laure LeBlanc (Aria Mia Loberti) harrt noch immer in der kleinen Stadt St. Malo aus und hofft, durch Radionachrichten ihren Vater Daniel (Mark Ruffalo) erreichen zu können. Dieser war mit ihr und einem besonders wertvollen Diamanten aus Paris geflohen. Hinter eben diesem ist der deutsche Offizier Reinhold von Rumpel (Lars Eidinger) her, soll der Stein doch magische Fähigkeiten haben. Auch der junge Soldat Werner Pfennig (Louis Hofmann) hat eine besondere Nähe zu Radios. Ein Talent, das von der Armee entdeckt und für eigene Zwecke genutzt werden soll …

Adaption eines preisgekrönten Romans

Zuletzt war Netflix mit mehreren Serien auf Beutefang gegangen, die mit einem historischen Setting arbeiteten. Da war die wendungsreiche Comic-Adaption Bodies, in der ein Mord eines Mannes parallel auf vier verschiedenen Zeitebenen stattfindet. Und auch in Die Kreatur nahm uns der Streamingdienst mit auf eine Reise in die Vergangenheit, wenn zwei Männer mit wissenschaftlichen Mitteln den Tod besiegen wollen. Nun kommt mit Alles Licht, das wir nicht sehen der nächste Anlauf, Fans historischer Stoffe anzusprechen. Das könnte in Deutschland durchaus funktionieren. Zumindest gibt es eine namhafte hiesige Besetzung, mit Louis Hofmann und Lars Eidinger finden sich zwei auch international bekanntere Gesichter darunter. Die Schweizerin Luna Wedler verkörpert zudem die Schwester von Werner.

Auch sonst kann man sich über einen Mangel größerer Namen hier nicht beklagen. Neben Mark Ruffalo spielt Hugh Laurie eine größere Rolle. Regie führt Shawn Levy, der gerade an Deadpool 3 arbeitet. Selbst die Vorlage ist prominent: Anthony Doerr erhielt für seinen 2014 veröffentlichten Roman All the Light We Cannot See seinerzeit den Pulitzer Preis. Das weckt alles unweigerlich größere Erwartungen. Die werden jedoch nur zum Teil erfüllt. Dass sich Netflix von der Serie einiges erhoffte, ist unverkennbar. Da wurde nicht nur in die Namen, sondern auch in die Ausstattung investiert. Positiv ist übrigens, dass man für die Hauptfigur tatsächlich eine blinde junge Frau engagierte, anstatt einfach nur so zu tun als ob. Bizarr ist hingegen, dass die ganzen französischen Rollen mit englischsprachigen Menschen besetzt wurden, nur die Deutschen dürfen tatsächlich deutsch sein. In der deutschen Synchro spielt das aber eh keine Rolle, da sprechen alle Deutsch.

Überzogen und nichtssagend

Der völlige Verzicht auf französische Schauspieler und Schauspielerinnen bei einer Serie, die in Frankreich spielt, mag irritieren. Die größeren Probleme von Alles Licht, das wir nicht sehen liegen aber woanders. Ganz weit vorne ist das der lausigen Figurenzeichnung. Gleich ob wir nun bei den Guten oder den Bösen sind, da ist kein einziger spannender Charakter dabei. Das unstrittige schauspielerische Talent verpufft an diesen Stellen. Lars Eidinger mag diese Leerstellen im Drehbuch überspielen wollen, indem er sich mal wieder gnadenlos dem Overacting hingibt. Interessant wird Rumpel dadurch aber nicht. Alles Licht, das wir nicht sehen wird nicht nur an den Stellen so übertrieben, dass man zwischendurch überlegt, ob das nicht vielleicht eine Komödie sein soll. Wer nicht gerade weiß, dass ein preisgekrönter Roman die Vorlage bildete, könnte zudem auf eine Comic-Adaption tippen.

Das wäre ja nicht schlimm, wenn das dann wenigstens ein durchgängiges Konzept gewesen wäre. Vieles hier ist aber so langweilig, dass man fast schon dankbar ist für die Eidinger-Karikatur. Rein von der Geschichte ausgehend wird auch nie klar, was denn an dem Roman so toll sein sollte. In Alles Licht, das wir nicht sehen wird zwar immer hochtrabend und poetisch getan, etwa durch das Zitieren von Literaturklassikern. Das hat aber mehr von einem Kalender aus dem Billigshop, bei dem einfach nur etwas zusammengeklaut wurde. Für eine derart geschwätzige Produktion hat man hier erstaunlich weh zu sagen. Ganz schlecht ist die Serie deswegen nicht. Wenn man den Kopf auf Durchzug schaltet, gibt es doch einiges zu sehen. Außerdem ist das hier nach vier Stunden vorbei, da gab es gerade bei Netflix ganz andere Zeitschinder. Das allein ist aber noch kein zwingender Grund, warum man sich das anschauen sollte.

Credits

OT: „All the Light We Cannot See“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Steven Knight
Vorlage: Anthony Doerr
Musik: James Newton Howard
Kamera: Tobias A. Schliessler
Besetzung: Aria Mia Loberti, Louis Hofmann, Mark Ruffalo, Hugh Laurie, Lars Eidinger, Marion Bailey

Bilder

Trailer

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Alles Licht, das wir nicht sehen
fazit
„Alles Licht, das wir nicht sehen“ lockt mit einem prominenten Ensemble, auch bei der Ausstattung wurde einiges investiert. Und doch überzeugt die Roman-Adaption kaum. Die Figuren sind ausdruckslos, manches ist bis zur Karikatur überzogen, anderes dafür richtig langweilig. Trotz des edlen Dekors, sehenswert ist die Serie nicht.
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