Mit der digitalen Welt hat es Anna Welsendorf (Katerina Jacob) ja nicht so. So hat sie zwar ein Smartphone, mehr als Telefonieren und die eine oder andere SMS ist da aber nicht drin. Auf Drängen ihres Untermieters Werner Kurtz (Ernst Stötzner), der Feuer und Flamme ist für neue technologische Entwicklungen, lässt sich Anna darauf ein, etwas an der Situation zu ändern. Ein spezieller Kurs, der sich an ältere Menschen richtet, soll sie auf den neuesten Stand bringen. Dabei lernt sie Godehard Wendling (Richy Müller) kennen, der in einer ganz ähnlichen Situation ist und dankbar ist für Tipps. Sie verstehen sich gut. So gut, dass sie sich auch außerhalb des Kurses treffen. Werner ist hingegen misstrauisch und beschuldigt den Charmeur unlauterer Absichten …
Dritter Teil der Reihe
Freitagabend gibt es im Ersten traditionell eigenständige Filme und neue Teil bewährter Reihen im Wechsel. So gab es gerade erst zwei neue Folgen von Die Drei von der Müllabfuhr: Altlasten und Arbeit am Limit zeigte das Trio bei neuen Problemen und Herausforderungen, denen sie während ihrer Tätigkeit für die Müllwerke begegnen. Nun ist eine andere Reihe wieder dran. Wobei Anna und ihr Untermieter bislang sehr viel weniger etabliert ist, was auch mit der geringen Produktivität zusammenhängt. Nach dem Debüt Aller Anfang ist schwer im Herbst 2020 mussten die Zuschauer und Zuschauerinnen anderthalb Jahre warten, bis es mit Dicke Luft weiterging. Weitere anderthalb Jahre später gibt es mit Wenn Du träumst von der Liebe einen dritten Teil.
Solche vergleichsweise langen Wartezeiten, zumindest im Kontext des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, können schwierig sein, um ein Stammpublikum aufzubauen. Viele werden die Vorgänger bereits vergessen haben, wenn ein neuer Teil erscheint. Glücklicherweise werden aber auch keine größeren Vorkenntnisse vorausgesetzt. So erzählt Anna und ihr Untermieter: Wenn Du träumst von der Liebe wieder eine in sich geschlossene Geschichte. Ein quereinsteigendes Publikum dürfte keine Verständnisprobleme haben. Sicherlich ist da die Frage, warum ein Mann in einem derart fortgeschrittenen Alter noch bei einer Fremden als Untermieter einziehen sollte. Das wird hier dann auch nicht mehr wirklich erklärt. Braucht es aber auch nicht unbedingt, das Szenario selbst ist zweitrangig.
Zwischen Komik und Einsamkeit
Stattdessen geht es um die Beziehungen der Protagonistin zu den zwei Männern. Auf der einen Seite ist da Werner, der ihr zwar immer wieder konfrontativ begegnet, dabei aber zweifelsfrei auch eigene Gefühle für sie hat. Tatsächlich ist sein Misstrauen gegenüber dem Neuen an der Seite von Anna sicher auch auf Eifersucht zurückzuführen. Anna und ihr Untermieter: Wenn Du träumst von der Liebe zieht daraus einen Teil seines Humors. Es ist schon irgendwie amüsant, wie der Untermieter sich einmischt. Gleiches gilt für die Gegensätze, etwa am Anfang, wenn die mit Technik so überhaupt nicht versierte Anna mit einer für sie fremden Welt konfrontiert wird.
Das eigentliche Hauptthema entwickelt sich aber erst im weiteren Verlauf, wenn sich – Vorsicht kleiner Spoiler – Godehard als Betrüger entpuppt. Auch dabei kommt Komik zum Einsatz, wenn die betrogene Anna und ihr Umfeld nach der richtigen Reaktion auf die Situation suchen. Anna und ihr Untermieter: Wenn Du träumst von der Liebe zeigt dann aber auch eine nachdenkliche Seite, die ins Melancholische abdriftet. Dass die alleinstehende ältere Titelfigur so anfällig ist für die Freundlichkeiten des neuen Bekannten ist Ausdruck ihrer Einsamkeit. Sie steht dabei stellvertretend für viele Menschen, deren Traum vom Glück sie zur Zielscheibe skrupelloser Verbrecher macht. Auch wenn der Film insgesamt nah an den Figuren bleibt und eine persönliche Geschichte erzählt, hat die ARD-Produktion doch auch eine gewisse gesellschaftliche Relevanz.
OT: „Anna und ihr Untermieter: Wenn Du träumst von der Liebe“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Dagmar Seume
Drehbuch: Martin Rauhaus
Musik: Mario Lauer
Kamera: Ludwig Franz
Besetzung: Katerina Jacob, Ernst Stötzner, Richy Müller, Katharina Schlothauer, Hannes Hellmann, Max Herbrechter
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