As They Made Us – Ein Leben lang
© EuroVideo

As They Made Us – Ein Leben lang

„As They Made Us – Ein Leben lang“ // Deutschland-Start: 26. Oktober 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei Abigail (Dianna Agron), als sie einen Anruf von ihrer Mutter Barbara (Simon Helberg) erhält. Ihr Vater Eugene (Dustin Hoffman) sei hingefallen und könne nicht mehr aufstehen, seit einigen Stunden schon. Ein Einzelfall ist das nicht, wie sie erfährt. Schon länger wäre die Gesundheit nicht mehr die beste. Tatsächlich müssen sie einige Zeit später erfahren, dass es mit dem alten Mann langsam zu Ende geht, nur noch ein paar Monate bleiben ihm. Während Barbara aus allen Wolken fällt und erst einmal alles von sich weist, beschäftigt Abigail etwas anderes. Was ist mit Nathan (Simon Helberg)? Schon länger hat sie ihren Bruder nicht mehr gesehen, seitdem der sich von der Familie fortgesagt hat. Höchste Zeit, das noch zu ändern, bevor es zu spät ist …

Beschäftigung mit dem Tod

Der Tod von Menschen führt oft dazu, dass deren Angehörigen zusammenkommen, sich vielleicht wieder annähern nach Jahren des Schweigens. Filmische Beispiele dafür gibt es einige: Das Motiv der Rückkehr in die Heimat anlässlich einer Tragödie wird immer wieder gern genutzt. Es gibt aber natürlich auch reihenweise Filme, die sich mit der Zeit davor beschäftigen. Die davon erzählen, wie Familien sich angesichts des nahenden Todes treffen. Tótem arbeite kürzlich mit einem solchen Szenario, als das Geburtstagsfest eines schwerkranken Familienvaters gleichzeitig ein Abschiedsfest ist. Und auch As They Made Us geht in diese Richtung, wenn das baldige Ende des Vaters zum Anlass wird, den verlorenen Sohn zurückzuholen.

Wobei es eine Weile dauert, bis Regisseurin und Drehbuchautorin Mayim Bialik bei diesem Punkt ankommt. Er ist auch nicht der zentrale, sondern nur einer von mehreren, den die als Schauspielerin bekannte US-Amerikanerin in ihrem Debüt als Filmemacherin anspricht. So steht im Mittelpunkt von As They Made Us Abigail, bei der gerade richtig viel los ist. Sie muss sich mit ihren schwierigen Eltern beschäftigt, erzieht nach dem Scheitern ihrer Ehe die Kinder alleine groß. Und dann wäre da noch der Landschaftsgärtner Jay (Justin Chu Cary), mit dem sie langsam anbandelt. Als sie dann auch noch die Sache mit ihrem Bruder richten muss, wird es endgültig ein bisschen viel. Das Mitgefühl des Publikums ist ihr sicher, wenn sie sich durchs Leben schlägt und dabei ständig neue Hindernisse auftauchen.

Zwischen laut und leise

Das klingt nach sehr viel. Glücklicherweise hält sich Bialik bei der Inszenierung aber zurück. So verzichtet sie auf die großen manipulativen Herzschmerz-Momente. Vieles bleibt bei As They Made Us beiläufig, zum Teil episodenhaft. Anstatt eine konkrete Geschichte zu verfolgen, besteht das Drama aus lauter Vignetten, die dem Alltag der wenig funktionalen Familie entnommen sind. Manchmal kann es dabei schon lauter werden, gerade Barbara kann richtig austeilen, akzeptiert es aber nicht, wenn jemand etwas dagegenhält. Andere Szenen sind dafür schön leise, darunter der schmerzhafte Abschied von Nathan und Eugene, der trotz seiner Zurückhaltung zu den stärksten Momenten des Films zählt.

Insgesamt ist das Drama aber eine gemischte Angelegenheit. So gibt es zwar die besagten Stärken. Hinzu kommt die gute Besetzung: Vor allem Candice Bergen (Book Club: Ein neues Kapitel) darf als egozentrischer Hausdrache immer wieder das Geschehen dominieren. Weniger geglückt sind die diversen Rückblicke in die Kindheit und Jugend der Geschwister. Zum einen reißen sie einen aus dem Geschehen. Zum anderen ist es nicht einmal so, dass das Publikum dadurch wirklich etwas erfahren würde. So wird zwar gezeigt, wie es ordentlich kracht zwischen Nathan und seinen Eltern. Man kann nur nicht nachvollziehen, was da gerade genau geschehen ist. Da hätte sich Bialik doch lieber ganz auf das mit Auslassungen arbeitende Erzählen verlassen sollen, anstatt eine solche Mischform daraus zu machen. Insgesamt ist das Debüt aber durchaus einen Blick wert, ein Interesse an solchen Familiengeschichten vorausgesetzt.

Credits

OT: „As They Made Us“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Mayim Bialik
Drehbuch: Mayim Bialik
Musik: Kevin Besignano
Kamera: David Feeney-Mosier
Besetzung: Dianna Agron, Simon Helberg, Candice Bergen, Dustin Hoffman, Julian Gant, Charlie Weber, Justin Chu Cary

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

As They Made Us – Ein Leben lang
fazit
„As They Made Us“ folgt einer alleinerziehenden Mutter, die sich mit ihrer schwierigen Mutter, einem sterbenden Vater und einem entfremdeten Bruder beschäftigen muss. Das ist trotz der geballten Probleme angenehm zurückhaltend erzählt. Die diversen Flashbacks stören jedoch, zumal sie die zentralen Fragen eh nicht beantworten.
Leserwertung0 Bewertungen
0
6
von 10