Auf dem Weg Sur les chemins noirs

Auf dem Weg – 1300 km zu mir

Auf dem Weg Sur les chemins noirs
„Auf dem Weg“ // Deutschland-Start: 23. November 2023 (Kino) // 15. Februar 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Pierre (Jean Dujardin) ist niemand, der lange irgendwo herumsitzt. Immer ist der Autor und Abenteurer auf Achse, reist umher und hält seine Erlebnisse in seinen Texten fest. Doch damit soll es nun vorbei sein. Zumindest ist die medizinische Diagnose niederschmetternd: Er hat sich bei einem Unfall so schwer verletzt, dass er womöglich nie wieder richtig gehen kann. Pierre lässt sich davon aber nicht abhalten. So beschließt er, in seinem lädierten Zustand einmal quer durch Frankreich zu laufen. Alle anderen erklären ihn für verrückt, versuchen, ihn von seinem Plan abzubringen. Tatsächlich stößt er damit regelmäßig an seine Grenzen. Doch er will nicht aufgeben und trifft unterwegs die unterschiedlichsten Leute …

Eine unglaubliche Wanderung

Der menschliche Körper ist zuweilen doch erstaunlich. Um nicht zu sagen unbegreiflich. Zumindest gibt es immer wieder Leute, die mit ihren besondere Dinge anstellen können, die einem Respekt abnötigen. So auch Sylvain Tesson. Der legte zu Fuß 1300 Kilometer zurück, als er aus der Provence bis zur Küste in der Normandie wanderte. Das wäre unter normalen Umständen für die meisten schon eine ziemliche Herausforderung. Dies aber nach einem schweren Unfall zu tun, bei dem er in einem Koma lag, auf diese Wahnsinnsidee muss man erst einmal kommen. Der französische Autor hat das aber tatsächlich durchgezogen und daraus den Bestseller Auf versunkenen Wegen gemacht. Dieser wiederum bildet die Grundlage für den Film Auf dem Weg.

Es ist nicht der erste Film, bei dem Tesson eine Rolle spielte. So kam letztes Jahr bereits der Dokumentarfilm Der Schneeleopard in die Kinos, bei dem er den Regisseur während dessen Suche nach der Großkatze in Tibet begleitete. Auch dieses Buch war ein Bestseller. Und dann wäre da noch das Abenteuerdrama In the Forests of Siberia, welches ebenfalls auf einem seiner Werke basiert. Während bei diesen Adaptionen jedoch die Themen im Vordergrund standen, geht es in Auf dem Weg tatsächlich um ihn als Menschen. Gewissermaßen zumindest, aus Sylvain wurde Pierre. So lernen wir den Autor in den unterschiedlichsten Situationen kennen, sei es beim Wandern oder auch mit seiner Partnerin während der zahlreichen Flashbacks. Anders als so manch anderer biografischer Film verkneift sich dieser hier eine zu einseitige Heldenverehrung. Tatsächlich ist es nicht immer schmeichelhaft, wie er hier porträtiert wird.

Sprung durch die Zeit

Das ist einerseits die Stärke des Films. Regisseur und Co-Autor Denis Imbert (Mystère: Victorias geheimnisvoller Freund) stellen uns einen Menschen vor, der Ecken und Kanten hat, sich von niemandem reinreden lässt und selbst dann seinen Willen durchsetzt, wenn das völlig bescheuert ist. Gleichzeitig ist er nicht gerade ein Sympathieträger. Wenn der nicht-chronologisch erzählte Film irgendwann bei dem Unfall ankommt, der sein Leben für immer zu verändern drohte, darf man entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen angesichts einer solchen Dummheit. Es hilft auch nicht so wirklich, Mitgefühl für den Mann zu entwickeln und bei seinem Abenteuer mitzufiebern. Möglich, dass Auf dem Weg deshalb so lange drumherum redet, anstatt von Anfang an zu sagen, was genau vorgefallen ist.

Eventuell liegt diese sprunghafte Herangehensweise aber auch daran, dass Imbert genau weiß, hier eigentlich nicht viel zu erzählen zu haben. So gibt es zwar diverse Begegnungen unterwegs, welche die Geschichte auflockern. Diese sind aber ohne Konsequenz. Sieht man einmal davon ab, dass Pierre mit der Zeit wieder trittfester wird, gibt es keine nennenswerte Entwicklung seiner Figur. So inspirierend es ist, was dem Autor geglückt ist, so uninteressant ist die Handlung. Zwei Punkte sind es am Ende, die den Film trotz allem sehenswert machen. Da sind zum einen die traumhaften Aufnahmen, welche uns die Schönheit der Natur näherbringen, ohne sie dabei zu verkitschen. Und dann ist da noch Hauptdarsteller Jean Dujardin (OSS 117: Liebesgrüße aus Afrika), der hier mal wieder seine Wandelbarkeit demonstriert und seiner Figur die notwendige Tiefe verleiht. Insofern kann es sich schon lohnen, sich auf diese Reise zu begeben.

Credits

OT: „Sur les chemins noirs“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Denis Imbert
Drehbuch: Diastème, Denis Imbert
Vorlage: Sylvain Tesson
Musik: Wouter Dewit
Kamera: Magali Silvestre de Sacy
Besetzung: Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin, Anny Duperey

Bilder

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Auf dem Weg – 1300 km zu mir
fazit
Wenn in „Auf dem Weg“ ein Autor nach einem schweren Unfall noch einmal 1300 Kilometer quer durch Frankreich läuft, ist das sicherlich inspirierend. Der Film selbst ist jedoch weniger spannend. So hat er zwar viel zu zeigen, schauspielerisch wie auch beim Setting. Er hat aber nichts Interessantes zu erzählen, wenn der wenig sympathische Protagonist keine Zeichen einer Entwicklung zeigt.
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