Der Nordosten Englands ist eine der wirtschaftsschwächsten Regionen des Vereinigten Königreichs. Früher vor allem vom Bergbau und blühenden Gemeinden geprägt, dominieren heute verlassene Gebäude. Gerade die sind aber der Grund, warum die Regierung in London einen Großteil der ankommenden Geflüchteten in den Nordosten verteilt. Was passiert, wenn Hilfe suchende Menschen in eine Region gebracht werden, die selber dringend Hilfe braucht und welche Probleme, aber auch Chancen sich dabei auftun, zeigt Ken Loach in seinem neuen Film The Old Oak (Kinostart 23. November 2023). Typisch für Ken Loach hat der Großteil der Besetzung keine professionelle Schauspielerfahrung. So auch Dave Turner, der den Besitzer, des titelgebenden Pubs spielt. Im Interview erzählt Turner von seinem ungewöhnlichen Weg zur Hauptrolle, dem Niedergang des Nordostens und vielem mehr.
Das Interview fand bei im Zuge der Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg 2023 statt.
Du hattest einige kleinere Rollen in Ken Loachs Filmen Ich, Daniel Blake und Sorry We Missed You, aber dies ist deine erste Hauptrolle in einem Film. Wie kam es dazu?
Das war eigentlich alles ein sehr glücklicher Zufall. Ich war 30 Jahre lang Feuerwehrmann und habe keinen schauspielerischen Hintergrund. Über die Feuerwehr und die Gewerkschaft, wurde ich mit Sixteen Films in Kontakt gebracht, sodass ich kleine Rollen und Ich, Daniel Blake und Sorry We Missed You bekommen habe. Und nach Sorry We Missed You dachte ich, das war’s, ich bin aber mit Paul Laverty, dem Drehbuchautor, in Kontakt geblieben. 2019 haben wir uns dann mal auf einen Kaffee getroffen. Zu der Zeit habe ich in einem Pub in einem ehemaligen Bergbaudorf im County Durham, da, wo auch The Old Oak spielt, gearbeitet. Und wir sprachen darüber, was mit diesen Gemeinden und Dörfern im ganzen Nordosten seit dem Niedergang der Industrie passiert ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe Paul durch einige dieser Dörfer gefahren, um es ihm zu zeigen. Und dann, im Juni 2019, wurde ich kontaktiert und gefragt, ob ich bereit wäre, dasselbe zu tun, aber diesmal mit Ken Loach im Auto. Da ich bereits mit Ken gearbeitet hatte und er ein Held für mich ist, sagte ich natürlich ja, Ken Loach in meinem Auto für einen halben Tag, kein Problem. Wir fuhren also herum, und ich würde sagen, dass Ken wirklich überrascht war von dem, was er sah. Denn diese ganzen verlassenen Orte waren alle mal blühende Gemeinden. Sie hatten ihre eigenen Kneipen, Restaurants, Postämter, Banken, eine große Anzahl von Geschäften, und heute sind 90 % davon verschwunden. Dann kam aber die Pandemie und es passierte erstmal 18 Monate lang nichts, außer ein paar Telefonanrufen und so weiter, und dann, Ende September 2021, meldeten sie sich wieder, und luden mich nach Newcastle zum Vorsprechen ein.
Wie ging es dann beim Vorsprechen und danach weiter?
Ken setzt dich zum Vorsprechen in einen Raum mit ein paar Leuten und gibt dir ein Szenario vor, das du improvisieren musst, ohne Drehbuch. Ich habe eine ganze Menge Szenen gespielt, wusste also, dass ich im Rennen um eine größere Rolle war. Aber ich hätte wirklich nicht in einer Million Jahren gedacht, dass ich eine Chance auf die Hauptrolle hätte. Das war wirklich nicht auf meinem Radar. Wie auch immer, es war der 14. Dezember, ich erinnere mich an den Tag, und ich habe am Nachmittag eine Szene gespielt, die mit Drogenmissbrauch, häuslicher Gewalt, Rassismus, Mobbing zu tun hatte, alles schweres, schweres Zeug, und am Ende sagten sie: „Okay, Dave, vielen Dank“, und ich ging hinaus. Und dann, in der Woche vor Weihnachten, bekam ich einen Anruf von Colleen Crowe, der Casting-Direktorin, und sie sagte nur: „Hi Dave, ist es für dich okay, einen Anruf von Ken anzunehmen?“ Dann rief mich Ken kurze Zeit später an, und wir sprachen über Fußball, wie wir es immer tun, und dann sagte er einfach: „Jedenfalls Dave, also, ich würde dir gerne die Rolle anbieten.“ Und ich musste mich wirklich hinsetzen. Ich sagte: „Na klar, die Rolle.“ Und er sagte: „Ja, DIE Rolle.“ Und er hat offensichtlich die Panik in meiner Stimme bemerkt. Denn er sagte danach: „Keine Sorge, es ist ein Ensemblestück. Ihr werdet zu sechst, siebt, acht spielen. Aber du hast die Hauptrolle. Wir bleiben im neuen Jahr in Kontakt, Rebecca wird dich anrufen.“ Also rief mich Rebecca O’Brien, die Produzentin, im Januar an und wir sprachen über Verträge und Finanzen. Und dann habe ich nach der Rolle gefragt: „Ken sagte, ich hätte die Hauptrolle, aber er sagte, es ist ein Ensemblestück.“ Und Rebecca, wie Rebecca nun mal ist, sagte: „Nein, Dave, alles steht und fällt mit dir.“ Sie sagte es mit einem Lachen, aber dann wurde mir die Verantwortung bewusst. Ich bin nur da, um die Erfahrung mal gemacht zu haben und auf einmal soll ich als Hauptdarsteller den Film tragen. Deshalb war ich vor dem Beginn der Dreharbeiten sehr nervös.
Aber ich denke, du hast einen sehr guten Job gemacht. Glaubst du, dass dir deine Erfahrungen als Barkeeper und Feuerwehrmann bei dieser Aufgabe geholfen haben?
Die Zeit in der Bar und im Pub hat mir insofern geholfen, als dass ich verstanden habe, wie es dort zugeht. Ein paar Leute sagten, und Ken hat das auch erwähnt, dass ich hinter der Bar wie zu Hause aussah. Ich sah so aus, als ob ich mich wohlfühlen würde, weil ich schon dort war und es gemacht habe, und man gerne ein Bier von mir eingeschenkt bekommt. Aber ich glaube nicht, dass irgendetwas in meinem Arbeitsleben wirklich dazu beigetragen hat, mich auf diese Erfahrung vorzubereiten.
Du bist ja bei weitem nicht der einzige nicht-professionelle Schauspieler im Film. Hat dir das ein bisschen mit deiner Nervosität, die du eben erwähnt hast, geholfen?
Es gibt tatsächlich nur einen professionellen Schauspieler in dem Film, nämlich Trevor Fox, der die Rolle des Charlie spielt. Und Trevor ist ein erfahrener Schauspieler, er hat am National Theatre gearbeitet. Aber anders als ich wollen viele der anderen später mal professionell schauspielern. Ich war also schon etwas Besonderes. Mein erster Drehtag war Freitag, der 13. Mai, da habe ich ein paar Szenen alleine gedreht. Am Montag kam dann die Hauptbesetzung zusammen, nicht die syrischen Familien, sondern nur die ich und die Stammgäste der Kneipe. Wir saßen zusammen und haben uns einfach vorgestellt und darüber gesprochen, was wir machen wollen und welche Rolle wir haben. Irgendwann war ich dran und ich sagte einfach: „Ich bin Dave, ich spiele die Rolle des Mannes, dem die Kneipe gehört.“ Und alle sahen mich an und fragten: „Du hast diese Rolle? Bist du Schauspieler?“ „Nein, ich bin Feuerwehrmann im Ruhestand.“ Und es war seltsam, ich meine, wir haben uns wirklich gut verstanden, aber dieses erste Treffen war schwierig, weil ich wusste, dass sie alle dachten, wie hat er diese Rolle bekommen, wenn er kein Schauspieler ist. Am Anfang hatte ich, nun ja, ich habe es immer noch bis zu einem gewissen Grad, dieses Hochstapler-Syndrom.
Habt ihr denn letztendlich auch Dinge voneinander mitnehmen können?
Ich denke schon, vor allem Trevor war mir eine große Hilfe. Er hat vor über 30 Jahren zum ersten Mal für Ken Loach vorgesprochen, und es ist das erste Mal, dass er eine Rolle von Ken bekommen hat. Eine Sache, die ich an Trevor so mag – ich glaube, es war am zweiten oder dritten Drehtag die Szene im Pub, in der Charlie sagt, dass das Haus nur 8.000 Pfund wert ist. Und ich glaube, wir haben diese Szene 40-mal gedreht und Trevor war 38-mal davon textsicher. Ich habe in der Szene nicht viel zu sagen und stand einfach nur da und schaute mit absoluter Bewunderung zu. Und am Ende des Tages kam er auf mich zu, schüttelte mir die Hand und sagte: „Das war großartig.“ Ich sagte nur: „Trevor, wenn ich das so sehe, ich könnte das nicht.“ Und das Schöne daran war, dass er dann sagte: „Dave, das ist mein Job. Ich mache das schon seit über 30 Jahren. Wenn ich das nicht könnte, wäre ich im falschen Beruf. Aber ich könnte nicht tun, was du in der Szene getan hast, wenn Yara zum ersten Mal den Pub betritt. Ich wollte deine Rolle. Ich dachte, ich hätte deine Rolle haben sollen, aber ich hätte nicht tun können, was du getan hast.“
Was genau meinte er damit?
Weil es natürlich war. Ich habe nicht geschauspielert, und das war es auch, was Ken wollte. Und als Trevor mir das gesagt hat, gab mir das eine Menge Selbstvertrauen.
Kannst du dir vorstellen, nochmal so eine große Rolle zu spielen?
Es ist zwar auch schwer, keinen Gefallen daran zu finden, weil ich so viele tolle Leute kennengelernt habe, die mir so tolle Dinge erzählt haben. Und ich sage auch nicht, dass ich es nie wieder tun werde, aber ich habe keinen Agenten, ich werde mir auch keinen Agenten suchen. Wenn jemand an mich herantritt, werde ich es mir anschauen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das noch einmal mache. Ich meine, Trevor ist ein echter Schauspieler. Ich habe ihn vor ein paar Monaten in einem Stück in Newcastle gesehen, und er ist fabelhaft. Und ich habe auch sonst den allergrößten Respekt vor Schauspielern, aber was sie an Vorsprechen und Ablehnungen durchmachen müssen, das ist nichts für mich.
Du hast eben von den Improvisationen beim Vorsprechen erzählt. Habt ihr auch im Film mit Improvisation gearbeitet?
Da Ken kaum professionelle Schauspieler einsetzt, muss man nicht wortgenau sein, aber an sich gibt es nur wenig Spielraum. Ich glaube, es gibt nur eine Zeile im Film, die zu 100 % von mir stammt und nicht im Drehbuch stand. Und das ist als TJ das erste Mal die großen Hunde sieht. Da sage ich „You could put a saddle on that bastard.“ Und das kam einfach so raus. Ken hat gelacht, also blieb es drin. Aber es gab noch eine andere Szene, die es nicht in den Film geschafft hat und die wahrscheinlich einen dreiviertel Drehtag in Anspruch genommen hat, bei der quasi das Gegenteil passiert ist. Und zwar eine Szene im Hinterzimmer, wenn TJ und Yara sich die Fotos der Streiks ansehen. TJ erzählt: „Das sind wir, wie wir nach einem Jahr Streik wieder an die Arbeit marschieren.“ Und Yara fragt: „Habt ihr gewonnen?“ Und was ich dann sagen sollte war „No, that’s the bravado of the defeated and the anger of the betrayed.“ und ich habe es nicht hinbekommen. Irgendwann habe ich zwar den Satz rausbekommen, aber es war nicht authentisch, sodass wir improvisiert haben. Letzten Endes haben es aber beide Versionen nicht in den Film geschafft.
Was habt ihr noch gemacht, um den Film authentisch wirken zu lassen?
Es ist so, dass Ken chronologisch dreht und man vor Drehbeginn das Skript nicht bekommt. Als wir mit den Dreharbeiten begannen, wusste ich also nicht, was meine Rolle war. Alles, was ich wusste, war, dass er in meinem Alter ist, dass der Pub am Boden ist und zu kämpfen hatte, dass meine Ehe nicht gut lief und dass ein paar Dummheiten und Verrücktheiten passieren würden. Das war alles, was mir vorab gesagt wurde, das Drehbuch für den nächsten Drehtag haben wir immer erst am Tag vorher bekommen. Alles ist also authentisch. Wenn man sieht, dass die Charaktere überrascht reagieren, ist es eine echte Überraschung, weil wir nicht wissen, was kommt. Niemand wusste, wie der Film enden würde. Als wir vor Cannes das Cast- und Crew-Screening hatten, war ich der Einzige der gesamten Besetzung, der wusste, wie der Film endet. Nach dem, was ich so gehört habe, ist Ken Loachs Art zu filmen einzigartig. Niemand sonst macht so etwas. Es war also eine unglaubliche Ehre, dabei zu sein.
Eine Sache, die mir bei Ken Loachs Filmen immer auffällt, ist, welche Perspektiven er abbildet und welche Leute er zu Wort kommen lässt.
Ja, ich glaube, Ken und Paul ist es sehr gut gelungen, die Figuren zu schreiben. Es wäre sehr, sehr einfach gewesen wäre, die Jungs im Pub als Neonazis oder Skinheads darzustellen, aber das sind sie nicht. Es sind einfach Leute, die am Boden liegen, die keine Hoffnung und kein Vertrauen mehr haben. Und Ken, Paul und ich sprechen oft darüber: Wenn Menschen keine Hoffnung haben, suchen sie nach einem Sündenbock. Und genau das passiert im Film und in Teilen Englands, vor allem im Nordosten, wo die Menschen eben keine Hoffnung mehr haben. Und die Leute werden immer weiter vergiftet. Unsere Medien im Vereinigten Königreich sind unglaublich rassistisch, sogar die BBC verwendet eine Sprache, die so falsch ist. Es gibt im Film einen ganz zentralen Satz, dessen Wichtigkeit Ken, Paul und ich erst während der Festivaltour erkannt haben. Es ist der Satz, nachdem TJ herausgefunden hat, dass die Überschwemmung im Pub kein Unfall war, und TJ Charlie an dessen Haus fragt: „Du bist kein dummer Mann, wie bist du so geworden?“ Und das ist die Frage des Films für mich. Wie wird ein guter Mann, ein guter Mensch, zu so jemandem? Und die Antwort ist, weil man ihnen die Hoffnung genommen hat und sie keinen Ausweg sehen. Und natürlich ist es einfacher nicht nach oben zu den Menschen, die alles verursacht haben, zu gucken, sondern zu den armen Schweinen unter einem.
Wie war die Zusammenarbeit mit den syrischen Familien?
Die syrischen Familien in dem Film sind allesamt wirklich aus Syrien geflohen. Es sind Figuren, aber die Figuren sind echt. Einer von ihnen, ein 13-jähriger Junge, war ein bisschen schwierig am Set. Halt ein Teenager, der seine Männlichkeit ausleben wollte. Er hat wahrscheinlich doppelt so viele Takes gebraucht, wie wir anderen. Aber dann habe ich herausgefunden, dass die Narbe auf seiner Stirn von einem Schrapnell einer Autobombe stammt. Eine Autobombe, die seinen Cousin, der etwa zwei Meter von ihm entfernt stand, getötet hat. Und da wurde mir dann klar, wenn man mit einem 13-jährigen Jungen zusammen ist, der ein solches Trauma erlitten hat, muss man Verständnis zeigen. Ich meine, was war meine größte Sorge mit 13? Seine war es, in die Luft gesprengt zu werden. Nochmal, es ist kein Dokumentarfilm, aber die Geschichten sind echt. Mir hat jemand, ich glaube, das war nach dem BFI-Screening, gesagt, dass die Kulissen fantastisch waren. Ich sagte nur: „Das ist die Realität in diesen Dörfern.“ Es gibt da Reihen von Häusern, in denen nur zehn Familien leben. Der Rest ist mit Brettern vernagelt und für 500 Pfund im Monat zu mieten. In London zahlt man für eine Ein-Zimmer-Wohnung dreimal so viel. Und deshalb werden die ganzen Geflüchteten auch in den Nordosten gekarrt, wo die Kommunen eigentlich viel zu wenig Geld haben, um damit umgehen zu können.
Für mich war der Satz im Film „Warum schicken die sie nicht einfach nach Chelsea?“ deshalb auch sehr stark.
Ja, auf jeden Fall. Aber die ganzen reichen Leute in Chelsea wollen sich halt nicht mit den Problemen von Geflüchteten beschäftigen. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Trotzdem wird der Film ja durchaus dafür kritisiert, unrealistisch und zu idealisiert zu sein. Siehst du das anders?
Ken und Paul haben sich dafür entschieden, den Film in eine etwas andere Richtung gehen zu lassen als Ich, Daniel Blake und Sorry We Missed You, mit etwas Hoffnung und Optimismus. Für mich steht der Film unter einem bestimmten Mantra, das auch im Nordosten sehr geläufig war: Wenn man zusammen isst, hält man zusammen. Das kommt von den Bergleuten in der Region, die früher ein starkes Gemeinschaftsgefühl hatten. Und ich denke, in Teilen sieht man ja auch, dass es etwas bringt. Nach Ende des Drehs vor 15 Monaten hat sich in und um Durham neben der syrischen eine Community aus nigerianischen Geflüchteten gebildet. Und in der Gegend herrscht so viel Leben, wie seit Jahren nicht mehr.
Du hast es schon angedeutet, aber wie kommt es, dass es dem Nordosten so schlecht geht?
Von dem Pub aus, in dem ich zuletzt gearbeitet habe, konnte man vor 40 Jahren 13 Zechen sehen. So nah lagen sie beieinander. Und alle hatten ihre eigenen Dörfer mit eigener Identität und eigener Gemeinschaft. Und sie sind alle verschwunden, ohne durch etwas ersetzt zu werden. Keine Regierung, weder Labour- noch die konservative, hat etwas dagegen unternommen. Und ich will die Arbeit in der Mine nicht glorifizieren, aber es gab den Leuten Stolz, es war Teil ihrer Identität. Und mit dem Niedergang der Industrie haben sie diese Identität verloren. Das waren ganze Dynastien. Ich selbst hatte Glück und habe nie in der Mine gearbeitet, aber mein Stiefvater war der erste in seiner Familie seit 400 Jahren, der nicht in der Mine gearbeitet hat. So war das einfach. Man kam aus der Schule und ging in die Grube (pit), wie wir sie nennen. Und sobald das weg war, gab es keinen Ersatz mehr. Die Leute versuchen selber, es zu ersetzen.
Ich glaube, wir sehen ja auch am Ende des Films, wie sehr den Menschen diese Art der Gemeinschaft etwas bedeutet.
Das, was wir am Ende sehen, ist die Durham Miners‘ Gala. Ich empfehle es allen Leuten, sich das mal anzugucken, es ist die größte Arbeiterversammlung in Europa mit über 300.000 Menschen. Man sieht all diese schönen Banner aus den Bergwerken, die schon lange weg sind, aber die Leute marschieren immer noch stolz mit ihnen. Darüber wird in den britischen Medien nie berichtet, aber es ist mein Lieblingstag im Jahr, es ist immer in der zweiten Juliwoche. Die Tatsache, dass er in dem Film vorkommt, bedeutet mir sehr viel. Es ist ein sehr unterschwelliges Ende, ohne Dialog, aber ich finde, es sehr schön, den Film so zu beenden.
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