Als zwei Nonnen ermordet werden, ist der Schock in der Bevölkerung Barcelonas groß. Wer könnte es nur auf sie abgesehen haben? Als Fina Valent (Anne Schäfer) und Xavi Bonet (Clemens Schick) der Sache nachgehen, vermuten sie einen Zusammenhang mit dem Frauenarzt Dr. Sánchez (Bernd Birkhahn). Schließlich wird dem vorgeworfen, zur Zeit der Franco-Diktatur daran beteiligt gewesen zu sein, dass zahlreichen Frauen ihre Neugeborenen weggenommen und an regimetreue Familien weitergegeben wurden. Die Journalistin Lucía Blanxart (Bibiana Beglau) geht der Geschichte schon länger nach und kämpft dafür, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Bislang wird da aber kräftig gemauert. Ist es möglich, dass jemand die Gerechtigkeit mit Gewalt durchsetzen wollte?
Trauriges Thema der Vergangenheit
Fans von Der Barcelona-Krimi sind es gewohnt, etwas länger warten zu müssen. Wo andere der Donnerstagabend-Krimis der ARD gefühlt andauernd neue Teile ausspucken, gibt man sich bei der südeuropäischen Variante gelassen. Obwohl die Reihe bereits im November 2017 gestartet ist, bringt sie es bis heute nur auf eine Handvoll Filme. Oft liegen Jahre zwischen den Teilen. Wirklich schlimm ist das aber nicht, dafür sind die Geschichten einfach nicht gut genug. Die letzten beiden Werke Der längste Tag und Der Riss in allem, beide im Mai 2022 ausgestrahlt, waren dann doch eher mäßig. Nun folgt das nächste Doppel, anderthalb Jahre später. Mit Totgeschwiegen geht es los, die Woche drauf steht Absturz dran. Zwei Titel, die viel Düsteres erwarten lassen.
Zumindest beim ersten Teil stimmt das dann auch. Es ist schon ziemlich bitter, was das Drehbuchduo Florian Hanig und Catrin Lüth da zu erzählen haben. Genauer nehmen sie sich eines Themas an, das in Spanien mit zahlreichen zerstörten Familien und schmerzhaften Schicksalen einhergeht. Vergleichbar zu einigen Krimis, die sich mit dem Kinderraub in der DDR befassen, hat auch Der Barcelona-Krimi: Totgeschwiegen einen realen Hintergrund. Bis zu 300.000 Kinder sollen während des Spanischen Bürgerkriegs verschwunden sein, etwa um die Opposition zu schwächen und die Kinder mit der „richtigen“ Ideologie aufzuziehen. Vieles von dem, was damals geschehen ist, wurde nicht aufgeklärt, bei den Verbrechen wurden sorgsam die Spuren verwischt. Insofern wird hier schon ein nationales Trauma aufgegriffen.
Melancholisch, aber wenig spannend
Ob nun ausgerechnet ein deutscher Film dieses Thema behandeln kann und darf, sei mal dahingestellt. Das hat schon ein bisschen was von Aneignung. Das Ergebnis entfaltet aber durchaus Wirkung. So setzt der genreerfahrene Regisseur Andreas Herzog (Tatort: Totes Herz) vom Anfang an auf eine sehr melancholische Atmosphäre, die in einem starken Kontrast zu den gewohnt schönen Bildern der Reihe steht. Der Barcelona-Krimi: Totgeschwiegen stellt auch unangenehme Fragen, wenn der Verdacht im Raum steht, dass da jemand Selbstjustiz betreibt. Wenn Leute andere aus Gier oder vergleichbaren Motiven töten, ist der Fall klar. Sind die Opfer aber selbst Schuld daran, auf perfide Weise Familien auseinandergerissen zu haben, wird das alles schwieriger. Die Grenzen zwischen gut und böse sind zuweilen doch etwas verschwommener.
Während das alles im Hinblick auf die Stimmung überzeugt, hält sich die Spannung eher etwas in Grenzen. Zum Ende hin wird dann zwar etwas stärker aufs Gaspedal getreten, der Film versucht sich kurz an einer Thriller-Ausrichtung. Das überzeugt jedoch weniger. Auch der Rätsel-Teil ist nicht so wahnsinnig hoch, da wäre mehr möglich und wünschenswert gewesen. Dennoch, das überwiegend betont ruhig gehaltene Der Barcelona-Krimi: Totgeschwiegen ist einer der besseren Teile der Reihe. Man kann sich hier ganz gut fallen lassen, während wir immer tiefer in die Vergangenheit eintauchen, bekannte wie unbekannte Alpträume entdecken, und mehr über die Menschen erfahren, denen so viel Leid zugefügt wurde.
OT: „Der Barcelona-Krimi: Totgeschwiegen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Andreas Herzog
Drehbuch: Florian Hanig, Catrin Lüth
Musik: Conrad Oleak, Chris Bremus
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Clemens Schick, Anne Schäfer, Bibiana Beglau, Alexander Beyer, Brigitte Karner, Andrea Eckert, Barbara Schnitzler, Sylvana Krappatsch, Bernd Birkhahn, Renato Schuch
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