In Dschibuti befehligt Adjutant Galoup (Denis Lavant) einen Trupp Fremdenlegionäre, wobei er selbst unter dem Kommando seines Vorgesetzten Bruno Forestier (Michel Subor) steht. In der Stadt hat er eine Freundin, mit der er regelmäßig ausgeht und bei der er übernachtet, jedoch gehört seine Zeit der Fremdenlegion. Er möchte genauso werden wie Forestier, der zwar streng ist, aber von den anderen Soldaten bewundert wird. Er versucht sich über seinen Stand bei seinen Männern auszuzeichnen und verbringt viel Zeit mit Forestier, ohne dass es ihm gelingt, die Aufmerksamkeit des nur wenige Jahre älteren Mannes auf sich zu lenken.
Eines Tages kommt mit Sertain (Grégoire Colin) ein neuer Mann in die Einheit Galoups. Seine Biografie unterscheidet sich nicht sehr von der seiner Kameraden und er findet sich schnell zurecht, aber Galoup empfindet von der ersten Minute seines Erscheinens ein tiefes Missfallen gegenüber dem jungen Mann. Dies lässt er Sertain auch spüren, als dieser jedoch auch noch die Aufmerksamkeit Forestiers erhält, beschließt Galoup, seinen Plan, den neuen Rekruten zu zerstören, in die Tat umzusetzen.
Für die gute Sache …
Als Beau Travail, in Deutschland auch bekannt unter dem Titel Der Fremdenlegionär, 1999 in die Kinos kam, avancierte das eigenwillige Werk schnell zu einem Kritikerliebling und taucht bis heute in entsprechenden Top Ten-Listen der besten Filme der 90er Jahre auf. Regisseurin Claire Denis, die schon mit ihrem ersten Werk Chocolat – Chocolat – Verbotene Sehnsuchtt, für Aufsehen gesorgt hatte, betonte ihren Ruf als Auteurin, aber ebenso als genaue Beobachterin von Themen wie Geschlechterbildern und der postkolonialen Geschichte Frankreichs. Inspiriert von Motiven und Figuren aus Herman Melvilles Billy Budd ist Beau Travail ein starkes Werk, nicht nur wegen seiner wenigen Dialoge, sondern wegen seiner vielschichtigen audiovisuellen Arrangement, wo neben der Filmmusik Eran Tzur zudem Stücke aus den Opern Benjamin Brittens zum Einsatz kommen.
Die Fremde ist das zentrale Thema von Beau Travail, den Denis als Auftragsarbeit für den deutsch-französischen Sender Arte drehte. Dabei ist die Fremde zugleich die Heimat für Männer wie Sertain, Forestier und erst recht für Galoup, der sich in seiner eigentlichen Heimat Marseille wie ein Fremder vorkommt, dessen Geist und Körper noch in der Routine des Soldatendaseins gefangen sind. Vielmehr noch ist die Fremdenlegion eine Familie, die auf einer ganz eigenen Dynamik basiert, welche man etwas unbeholfen mit dem Begriff Kameradschaft umreißen kann, aber weit darüber hinausgeht. Der immer gleiche Ablauf von Training, Arbeit, Bügeln und dem abendlichen Vergnügen in der Altstadt Dschibutis verstärken die emotionale Verbindung dieser Männer, die eigentlich Fremde sein müssten, doch in dieser neuen Rolle vollends aufgehen, wobei Hautfarbe und Religion nicht mehr so wichtig sind. Die bisweilen ans Tanztheater angelegten Sequenzen in der Wüste oder an der Küste betonen dies noch, wobei Denis sogleich keinen Zweifel daran lässt, welche Explosivität dieses Verhältnis hat, das von Liebe aber zugleich eben auch von Eifersucht und Neid geprägt sein kann.
und dann sterben.
Mit sehr präzisen Einstellungen zeigt Denis die ostafrikanische Landschaft als eine karge, öde Gegend, die das perfekte Spiegelbild zum Protagonisten bildet. Galoup ist ein Mann, der keine Vergangenheit hat bzw. über diese schweigt, denn die Anonymität und vermeintliche Geschichtslosigkeit seiner Umgebung sind sein Zuhause geworden. Denis Lavant spielt einen Mann, der seine Persönlichkeit unterdrückt hat, um im Kollektiv der Fremdenlegion aufzugehen. Die starre Mimik zeigt bisweilen die Kraft und Beherrschung, die er aufbringt, um diesen Sturm der Gefühle, welcher in ihm tobt, zu verbergen. Der von Grégoire Colin gespielte Sertain wird sein eigenes Verschulden zum Gegenspieler Galoups, der durch seine Anwesenheit und besonders dessen Beziehung zu seinem Vorgesetzten sein Familie bedroht sieht. Die immer wieder eingespielten Opernstücke Brittens scheinen den Eindruck dieses inneren Sturms zu verstärken sowie das Selbstbild eines Menschen, der sogar sich selbst die Wahrheit über seine Person verschweigt und diese Wahrheit für ein Leben danach aufgespart hat.
OT: „Beau Travail“
Land: Frankreich
Jahr: 1999
Regie: Claire Denis
Drehbuch: Claire Denis, Jean-Pol Fargeau
Musik: Eran Tzur
Kamera: Agnès Godard
Besetzung: Denis Lavant, Grégoire Colin, Michel Subor, Marta Tafesse Kassa, Nicolas Duvauchelle
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 2001 | Beste Kamera | Agnès Godard | Sieg |
Europäischer Filmpreis | 2001 | Beste Kamera | Agnès Godard | nominiert |
Venedig 1999
Berlinale 2000
Sundance Film Festival 2000
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2023
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