Als Lara Scherer (Lilly Charlotte Dreesen) gerade auf dem Weg zur Baustelle ist, trifft sie den völlig traumatisierten Ahmad Bashmani (Yasin El Harrouk). Dieser war zuvor mit anderen aus Afghanistan und Syrien geflüchtet. Dabei schafften sie es zwar in den Westen, doch dabei ist Ahmads Tochter Amira (Valtina Simogy) ums Leben gekommen. Lara informiert daraufhin Kommissar Rainer Witt (Till Firit), dessen Team zusammen mit Staatsanwältin Katharina Stozek (Milena Dreissig) die Ermittlungen aufnehmen. Währenddessen nähert sich Karin Lossow (Katrin Sass) dem Schreiner Jörn Scherer (Jörg Schüttauf) weiter an, der sich Sorgen um seine Tochter Lara macht. Denn die ist nach der Begegnung mit Ivo Klose (Moritz Führmann) völlig durch den Wind …
Große Ambitionen, kaum Fokus
Offensichtlich entwickelt man bei Der Usedom-Krimi größere erzählerische Ambitionen. Zumindest ist es auffällig, dass die aktuelle Trilogie eine Geschichte zu erzählen versucht, die sich über mehrere Filme hinweg entwickelt. So führte Friedhof der Welpen vergangene Woche mehrere neue Figuren ein, die auch in den folgenden beiden Filmen eine Rolle spielen. Gerade in Geburt der Drachenfrau spielt die Sache mit Klose, dessen Hund seinerzeit Lara schwer verletzt und traumatisiert hat, eine größere Rolle. Mit Schlepper, dem dritten aufeinanderfolgenden Teil, wird dann sicherlich das Thema des Mittelteils fortgesetzt, wo es eben auch um die Suche nach den Schleppern geht.
Im Grunde erzählt das Drehbuchduo Michael Vershinin und Dinah Marte Golch beim zweiten Film also zwei Geschichten. Wo das Mal zuvor noch alles recht umständlich miteinander verbunden wurde, versucht man das beim 21. Teil der ARD-Krimireihe erst gar nicht. Auf der einen Seite ist das gut, weil das nicht dermaßen überkonstruiert ist wie zuletzt. Es führt aber auch dazu, dass man sich bei Der Usedom-Krimi: Geburt der Drachenfrau fragen darf, worum es überhaupt gehen soll. Durch den Wechsel zwischen den beiden Strängen fehlt ein wenig der Fokus. Irritierend ist zudem, wie unwichtig Lossow letztendlich ist. Natürlich mischt sie kräftig mit, sie ist schließlich nach wie vor die Protagonistin. Wo vorherige Filme sie aber mal besser mal schlechter in die Fälle integrierten, hätte man sie dieses Mal letztendlich streichen können, ohne dass es einen großen Unterschied machen würde.
Auf der Suche nach der Spannung
Das Hauptproblem ist jedoch, dass man hier einfach nichts Interessantes zu erzählen hat. Zwar nimmt man sich des immer wieder akuten Aufreger-Themas Flüchtlinge an, mit dem man das Publikum in Rage bringen kann – vor allem, wenn dies so polemisch wie in Erzgebirgskrimi: Familienband geschieht. Nur interessiert sich der Film gar nicht für die Geflüchteten selbst, sondern rückt die Jagd auf die Schleuser in den Mittelpunkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich über Der Usedom-Krimi: Geburt der Drachenfrau ärgert, ist dadurch gering. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass man hiervon schlicht gelangweilt ist. Die Zuspitzung gegen Ende hin, wenn sich alles überschlägt, reicht nicht aus, um die langen Phasen der Ereignislosigkeit auszugleichen.
Dabei versuchte Regisseur Grzegorz Muskala durchaus, seine Geschichte spannend zu erzählen. So wird klar, dass Lara die Vergangenheit nicht auf sich beruhen lassen will. Das Flüchtlingsdrama wird dadurch mit Ansätzen eines Rachethrillers gekreuzt. Leider ist aber auch der nicht spannend. Der Versuch, die Sache noch emotional komplizierter zu machen, geht daneben. Der Usedom-Krimi: Geburt der Drachenfrau ist eine wenig ansprechende Mischung aus Einfallslosigkeit und überzogenen Elementen. Da bringen dann auch die wiederholt stimmungsvollen Aufnahmen nichts, wenn wir durch Wälder stapfen oder uns am Wasser aufhalten. Die oft im Mittelmaß herumwandernde Krimireihe zeigt sich dieses Mal von einer ganz schwachen Seite.
OT: „Der Usedom-Krimi: Geburt der Drachenfrau“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Grzegorz Muskala
Drehbuch: Michael Vershinin, Dinah Marte Golch
Musik: Colin Towns
Kamera: Michal Grabowski
Besetzung: Katrin Sass, Rikke Lyllof, Till Firit, Jörg Schüttauf, Lilly Charlotte Dreesen, Ada Philine Stappenbeck, Moritz Führmann, Rainer Sellien, Jana Julia Roth, Milena Dreißig, Andrzej Konopka, Katarzyna Maciag, Halima Ilter, Yasin el Harrouk
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)