Die Knallschote
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Die Knallschote

Best of Louis de Funes
„Die Knallschote“ // Deutschland-Start: 31. Dezember 1955 (Kino) // 16. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als Kommissar Michel Lebœuf (Louis de Funès) das Plakat der kommenden Revue von Robert Dhéry (Robert Dhéry) sieht, ist er überzeugt: Das wird eine ziemliche Schweinerei! Also beschließt er, sich dort einmal umzusehen und die Proben zu überwachen. Dhéry ist darüber weniger erfreut, muss er sich doch ohnehin dauernd mit irgendwelchen Leuten herumplagen. Da ist beispielsweise Colette Brosset (Colette Brosset), die ihren ersten Tag als Tänzerin hat und dabei immer wieder Chaos verursacht. Aber auch der Klempner Raymond (Raymond Bussières) und dessen eifersüchtige Frau Rosine (Rosine Luguet) tragen dazu bei, dass ständig Unruhe herrscht. Da hat es gerade noch gefehlt, dass Lebœuf bei seinen Ermittlungen ständig in irgendwelchen Nummern auftaucht …

Großes Ensemble, viel nackte Haut

Louis de Funès gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Komikern, die Frankreich hervorgebracht hat. Titel wie die Gendarm-Reihe oder auch die Fantomas Trilogie machten ihn auch bei uns zu einem Superstar, in den 1960ern und 1970ern entstanden zahlreiche Klassiker. Eher in Vergessenheit geraten ist Die Knallschote von 1954. Damals war de Funès noch weit von seinem Star-Status entfernt, was sich auch an den ursprünglichen Credits erkennen lässt, wo er erst recht spät genannt wurde. Er ist in dem Ensemble auch nur einer unter vielen. Genauer hat die Komödie keine Hauptdarsteller und Hauptdarstellerinnen in dem Sinn. Vielmehr ist die Geschichte um chaotische Auftritte in einem Theater ein Ensemblefilm, bei dem immer mal wieder andere im Mittelpunkt stehen.

Wobei es schon einige gibt, die prominenter auftreten als andere. Zu diesen zählt Robert Dhéry. Der hatte nicht nur das zugrundeliegende Theaterstück geschrieben sowie das Drehbuch der Verfilmung. Er spielt zudem den Regisseur, unter seinem eigenen Namen. Allgemein gibt es in Die Knallschote auffallend viele Darstellende, die ihre Namen beibehalten haben und fiktionalisierte Fassungen von sich selbst spielen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Film nennenswerte Meta-Elemente hat. Zwar gibt es in der Komödie den einen oder anderen Seitenhieb auf die Unterhaltungsbranche. Zu viel sollte man davon aber nicht erwarten. Dhéry ist mehr an Klamauk interessiert als an einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit seinem Beruf. Und an nackter Haut: Für einen Film aus den frühen 50ern ist das hier schon überraschend freizügig. Vor allem zu Beginn ist es recht dreist, wenn ein Dutzend fast nackter Frauen herumstolzieren, ohne dass dies einen Sinn haben würde.

In die Länge gezogen

Das fällt auch deshalb auf, weil dieser Sketch schon sehr in die Länge gezogen wird. Letzteres ist ein grundlegendes Manko in dem Film: Auch die zwei Spannerszenen – in der einen wird durch ein Schlüsselloch geglotzt, bei der anderen in der Umkleide am Strand – sind deutlich zu lang. Das führt dazu, dass sich die Komödie trotz einer an und für sich überschaubaren Laufzeit von anderthalb Stunden recht lang anfühlt. Zumal es in Die Knallschote keine Entwicklung gibt. Die Figuren treten in immer neuen Nummern auf, die aber nicht aufeinander aufbauen. Irgendwann ist alles vorbei, ohne dass sich etwas verändert hätte. Narrative Ambitionen hatte Dhéry da offensichtlich keine, er wollte einfach nur irgendwelchen Blödsinn aneinanderreihen, bis es genug ist, um einen ganzen Film zu haben.

Das heißt aber nicht, dass man hiermit keinen Spaß haben könnte. Dann und wann sind ein paar nette Einfälle dabei. Zudem gelingt es Regisseur Jean Loubignac, das Chaos, das mit einer solchen Nummern-Revue verbunden ist, festzuhalten. Da passiert ständig etwas, der Film steht nie still. Außerdem ist das Ensemble spielfreudig, da hat niemand ein Problem damit, sich zum Affen zu machen. Dennoch: Für ein heutiges Publikum ist Die Knallschote allenfalls aus historischen Gründen interessant. Auch wenn es irgendwie schön ist, wenn die Komödie im Rahmen der „Best of Louis de Funès“-Kollektion wieder erhältlich ist, zu den besten Filmen des quirligen Franzosen gehört sie sicherlich nicht.

Credits

OT: „Ah! Les belles bacchantes“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1954
Regie: Jean Loubignac
Drehbuch: Robert Dhéry
Vorlage: Robert Dhéry
Musik: Gérard Calvi
Kamera: René Colas
Besetzung: Louis de Funès, Robert Dhéry, Colette Brosset, Raymond Bussières, Rosine Luguet, Roger Caccia, Jacqueline Maillan, Francis Blanche, Jacques Jouanneau, Jacques Legras

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Die Knallschote
fazit
„Die Knallschote“ ist ein heute eher in Vergessenheit geratenes Frühwerk mit Louis de Funès, der als Polizist über eine sittenwidrige Theater-Nummernrevue wacht. Das ist für einen Film aus den frühen 1950ern erstaunlich freizügig, jedoch nur mäßig komisch. Die unzusammenhängenden Sketche sind oft auch einfach zu lang.
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