Fans wissen es bereits: Wenn Kommissar Pierre Niémans (Olivier Marchal) und seine Kollegin Camille Delaunay (Erika Sainte) an einem Tatort auftauchen, dann wird es brutal und bizarr. Seit 2018 sind die beiden im Einsatz und haben sich in der ZDF-Krimireihe Die purpurnen Flüsse durch eine Reihe von schauderhaften Verbrechen. Die Spezialität des Duos sind außergewöhnliche und rätselhafte Fälle, an denen sich die lokale Polizei die Zähne ausbeißt. Die Geschichten kommen beim Publikum an, weshalb inzwischen mehrere Staffeln vorliegen, mit jeweils vier Fällen. Nun ist es mal wieder so weit. Zwei Jahre nach der dritten Staffel gibt es eine vierte, die ein neues Quartett des Grauens bereithält.
Monster-Krallen und blutige Kunst
Der erste der jeweils zwischen 90 und 100 Minuten langen Filme hat es bereits in sich. So beginnt Der Hyänenmann damit, dass ein maskierter Mann einen Busunfall verursacht, bei dem sechs Kinder sterben. Der Busfahrer überlebt schwerverletzt, nachdem er von dem besagten Mann und einer riesigen Stahlkralle angegriffen wurde. Der Auftakt ist eine Mischung aus klassischem Whodunit und Slasher-Horror, wenn der Maskierte eine Reihe von Menschen tötet. Wer steckt dahinter? Und warum tut er das? Der Film hat darüber hinaus aber auch eine gesellschaftskritische Ambition. Genauer wird hier kritisiert, wie nach dem Vorfall eine Bürgerwehr entsteht, die eigentlich mehr einem Lynch-Mob ähnelt. Dass dieser es auf den afrikanischen Migranten Kofi abgesehen hat, obwohl es keine Beweise gibt, sorgt für Gesprächsstoff. Die purpurnen Flüsse ist das nicht sonderlich subtil, ist aber nicht uninteressant, zumal das „Monster“ schon unheimlich ist.
Der zweite Film Die Kunst des Todes ist ebenfalls sehenswert. Dieses Mal dreht sich die Geschichte um eine Mordreihe, die im Kunstumfeld stattfindet. Genauer fängt Die purpurnen Flüsse damit an, dass in einer Kunsthochschule die ausgeblutete Leiche einer Studentin gefunden wird. Gesellschaftliche Relevanz ist hier keine zu finden. Dafür wird es besonders verstörend, wenn da offensichtlich jemand sein Unwesen treibt, der das Blut von Menschen als Farbe für seine Gemälde verwendet. Im Mittelpunkt steht hier die Dozentin Ariane Maubert (Cyrielle Debreuil), die aufgrund fragwürdiger Methoden einen gewissen Ruf genießt. Zum Zweck ihres morbiden Kunstverständnisses, das sich um das Thema Tod kreist, wird sie immer wieder übergriffig. Da gibt es entsprechend einige, die als Täter bzw. Täterin in Frage kommen. Zum Schluss wird es ein bisschen verworren. Die Serie ist aber für ein Publikum sehenswert, das abgründige Thriller à la Sieben um wahnsinnige Serienmörder gern sieht.
Zwischen unheimlich und kurios
Beim dritten Teil Blut im Paradies geht es nicht minder sonderbar weiter. Anders als die ersten beiden Filme der neuen Staffel von Die purpurnen Flüsse gibt es hier zum Start aber keine Leiche und die Suche nach dem Täter bzw. der Täterin. Im Gegenteil halten wir uns hier in einer von Dr. Yamina Sauvaire (Nadia Kaci) geleiteten Einrichtung auf, in der Verbrecher von ihrer Kriminalität geheilt werden sollen. Niémans hält davon relativ wenig. Vor allem bei Philippe Cernac (Nicolas Cazalé) ist er skeptisch. Er selbst hat den Serienmörder hinter Gitter gebracht und soll ihn nun in die Anstalt überführen. Das Setting ist stimmungsvoll, das Szenario spannend. Mit einer Gruppe psychopathischer Killer unter einem Dach zu sein, das geht automatisch mit einer größeren Gefahr einher. Später werden sich die Ereignisse überschlagen, was gleichermaßen für Nervenkitzel und Fragezeichen sorgt.
Das Geheimnis der Lust, mit dem Die purpurnen Flüsse die Staffel abschließt, ist im Vergleich langweiliger. Das liegt zum einen daran, dass diverse Elemente wiederholt werden. So führt eine Spur zu einer Kunstgalerie, eine andere zu einer psychiatrischen Anstalt. Settings also, die den vorangegangenen zu ähnlich sind. Bei der Geschichte gibt es zwar auch Neues, wenn es um besondere sexuelle Vorlieben geht. Das ist aber eher kurios, übt keine vergleichbare Faszination wie die drei Vorgänger aus. Irritierend ist auch, dass Niémans dieses Mal praktisch gar nicht dabei ist. Kleiner Lichtblick ist der Auftritt der beliebten deutschen Fernseh-Schauspielerin ChrisTine Urspruch, die hier die Chefin eines LGBT-Clubs darstellt. Das ist zwar nicht genug, um den Unterhaltungswert der ersten drei Folgen zu erreichen. Im Großen und Ganzen ist Staffel 4 aber sehenswert und sogar etwas besser als die vorherigen.
OT: „Les Rivières pourpres“
Land: Frankreich, Deutschland, Belgien
Jahr: 2023
Regie: David Morley
Drehbuch: Olivier Prieur, Thomas Mansuy, Mathieu Leblanc, Jean-Christophe Grangé, Raphaël Luc
Idee: Jean-Christophe Grangé
Musik: David Reyes
Kamera: Vincent Gallot, Julien Bullat, David Ciccodicola
Besetzung: Olivier Marchal, Erika Sainte, Baptiste Sornin, Hubert Delattre, Benjamin Georjon, Diane Dassigny, Francesco Mormino, Catherine Grosjean, Cyrielle Debreuil, Grégoire Oestermann, Claude Musungayi, Jérémy Gillet, Nicolas Cazalé, Nadia Kaci, Julie Moulier, Francis Renaud, Julie Moulier, Francis Renaud, Marie Kauffmann, Louis-Do de Lencquesaing, Jean-Michel Lahmi, Elise del Aneho, Jean-Louis Loca, Marie Kauffmann, Sigrid Bouaziz, Jean-Michel Lahmi, Florence Thomassin, ChrisTine Urspruch
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