Weil es der Geburtstag ihres Freundes Enrico (Marco Bocci) ist, laden Flavio (Filippo Nigro) und sein Frau Elena (Diana Neri) ihn, seine neue Freundin Martina (Katsiaryna Shulha) sowie das Pärchen Federico (Alessandro Tiberi) und Claudia (Marina Rocco) auf ihre luxuriöse Yacht ein. Mit der süditalienischen Küste als Hintergrund wollen sie bis in den Morgen hinein feiern, etwas schwimmen gehen und an alte Zeiten anknüpfen. Für Enrico ist es ein besonderer Abend, denn nach seinem Liebesglück mit Martina will er nun auch seine Finanzen aufbessern, doch auf seine Idee einer neuen Investition reagieren die Freunde ablehnend. Stattdessen konzentrieren sie sich ganz auf die Feier, die bis in die frühen Morgenstunden hinein geht, doch das hat böse Folgen für alle.
Als sie wieder aufwachen, merken sie, dass die Yacht abgetrieben ist und sie sich auf dem offenen Meer befinden. Zusätzlich ist auch noch der Motor und das Funkgerät sabotiert worden, sodass sie keine Hilfe holen können. Als sie dann doch noch ein Funkgerät finden, erkennen sie, dass sie in eine Falle getappt sind, denn der Unbekannte am anderen Ende hat sie in der Hand und verlangt von ihnen eine hohe Geldsumme, wenn sie lebend entkommen wollen. Zusätzlich scheint er die Freunde gut zu kennen und schon bald wird deutlich, dass Geld nicht das einzige ist, was der Unbekannte von ihnen haben will.
Das liebe Geld
In Interviews vertritt Regisseur Alessio Liguori die Meinung, dass es an der Zeit sei, dass das italienische Genrekino auch über die Grenzen des Landes bekannt wird. Denkt man an Serien wie Gomorrha oder Filme wie Suburra, kann man seine Forderung durchaus nachvollziehen, wobei Ligouri selbst zu den fleißigsten Filmemacher gehört, die versuchen, auch andere Genres für sich zu entdecken. Neben einem Found-Footage-Film wie Report 51 gehört zudem der klaustrophobische Horrorfilm In the Trap zu seinen Werken, die auf internationalen Festivals liefen. Mit Die Yacht – Eine mörderischer Trip legt er einen Thriller vor, der wie schon In the Trap wie ein Kammerspiel anmutet, und die Dynamik einer Freundschaft sowie Themen wie Habgier, Betrug und die Mentalität der Reichen behandelt. Die Konventionen des Genres beherrscht Liguori durchaus, doch vor allem die berechenbare Handlung und die klischeehaften Figuren bremsen einen Film aus, der eigentlich vielversprechend beginnt.
Luxus und die damit einhergehende (vermutete) Sicherheit ist nur eine Kulisse. Als die sechs Hauptfiguren auf der Yacht ausgelassen feiern, tanzen und natürlich neben Alkohol noch eine ganze Menge anderer Substanzen konsumieren, sehen wir als Zuschauer die traumhafte Kulisse, die wie eine Seite eines Reisekataloges anmutet. Natürlich geben sich die Figuren schon lange nicht mehr mit solchen Reisen ab, erst recht nicht mit Touristen, von denen sie sich schon alleine räumlich mittels der Yacht distanzieren. Einzig Enrico ist noch nicht so weit wie seine Freunde und träumt gegenüber seiner Freundin, die er noch nicht so lange kennt, davon, einmal so eine Yacht zu haben, was sie mit einem Kommentar über andere Attribute, die wesentlich wichtiger sind, entgegnet.
Später, als sie auf offener See vor sich in treiben, der Motor ausgefallen ist, das Funkgerät sabotiert und die Vorräte sich dem Ende neigen, ist es vorbei mit dem Luxus, sodass die Yacht wie ein Gefängnis anmutet, in dem sich die Wahrheit über die vermeintliche Freundschaft zeigt. Das Geld, das immer wieder als Verhandlungsgegenstand eingeworfen wird, ist nunmehr sinnlos geworden, geht es doch um ganz andere Motive, die wesentlich weiter gehen, aber mit der Mentalität einhergehen, dass sich mit Geld alle Probleme lösen lassen. Die Idee, solche Themen im Rahmen eines Survival-Thrillers zu zeigen, ist nicht neu, aber ansprechend inszeniert, selbst wenn man die Figuren sehr klischeehaft gezeichnet sind, jedoch ist der Stillstand der Yacht ein Spiegel des Drehbuchs, das ebenso statisch wird und nicht mehr von der Stelle kommt.
Geschlossene Gesellschaft auf hoher See
Spätestens ab der zweiten Hälfte wird Die Yacht zu einer Art Geschlossene Gesellschaft auf hoher See. Die Wahrheiten, welche die Charaktere durch die direkte Konfrontation an sich und anderen bemerken (zusätzlich herbeigeführt durch die Intervention des Unbekannten), kann man als aufmerksamer Zuschauer recht früh erraten, genauso wie die Konflikte, die sich daraus ergeben. Das Ensemble macht dabei eine gute Figur, insbesondere Marco Bocci, Filippo Nigro und Alessio Tiberi als Jugendfreunde, die sich durch das Arm/Reich-Gefälle unter ihnen auseinandergelebt haben und nur noch aus Gewohnheit heraus an ihrem emotionalen Band festhalten. Die Tatsache, dass es sich nunmehr um ein Mithalten mit dem Wohlstand des anderen handelt, ist mehr als offensichtlich und hätte besonders in der zweiten Hälfte und mit einem etwas mutigeren Drehbuch für sehr viele interessante Momente sorgen können. Da aber die Thriller-Komponente und weniger das Drama im Vordergrund steht, bleibt dieses Element an der Oberfläche, genauso wie die weiblichen Figuren in Die Yacht, denen man etwas mehr Substanz gewünscht hätte.
OT: „The Boat“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Alessio Liguori
Drehbuch: Gianluca Ansanelli, Nicola Salerno, Ciro Zecca
Musik: Fabrizio Mancinelli
Kamera: Mirco Sgarzi
Besetzung: Marco Bocci, Diane Fleri, Filippo Nigro, Marina Rocco, Katsiaryna Shulha, Alessio Tiberi
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)